21.06.2016 10:57 Uhr

Ronaldo? Ungarn wollen wie Király sein

Király zählt zu den Erfolgsgaranten Ungarns
Király zählt zu den Erfolgsgaranten Ungarns

Messi? Ronaldo? In Ungarn interessieren die Superstars der Szene offenbar niemanden mehr so richtig. Zwar ist Cristiano Ronaldo am Mittwoch mal wieder allgegenwärtig, wenn die Magyaren ihn zum letzten EM-Gruppenspiel herausfordern werden. Ein Vorbild ist er aber nicht mehr. "Die Kinder daheim wollen sein wie Király, Dzsudzsák oder Szalai", sagte Ungarns Abwehrspieler Mihály Korhut.

Das von Chef-Trainer Bernd Storck sowie seinen Assistenten Andreas Möller und Holger Gehrke angeleitete Sommermärchen hat im Land der früheren Fußball-Großmacht merklich etwas verändert. "Storcks Riesen" sind plötzlich in - und sie wollen nach dem Sieg gegen Österreich (2:0) und dem hart erkämpften Unentschieden gegen Island (1:1) auch zum Abschluss der Vorrunde im Stade de Lyon gegen die übermächtigen Portugiesen etwas reißen.

"Wir werden definitiv auf Sieg spielen", kündigte Korhut für das Duell an. Wirklich zu verlieren haben sie ja ohnehin nichts, Platz drei in der völlig offenen Gruppe F ist sicher, der erstmalige Einzug in die K.o.-Runde der EM seit 44 Jahren dank größter Aufopferung ganz nah.

"Es fühlt sich alles so gut an", titelte angesichts der berauschenden Leistungen die Zeitung "Heti Valasz": "Die Ungarn haben ein Fußballfieber entfacht." Und in der Tat, auch dank der Nationalmannschaft werden auf den Internetseiten der großen Zeitungen mittlerweile mit Bildern Transfers wie etwa der von Torhüter Balázs Megyeri zum Zweitligisten Greuther Fürth vermeldet.

"Unser Herz und Kampf sind auf jeden Fall großartig"

"Unser Erfolg ist für Fans und Land etwas Großartiges", sagte Bundesligastürmer Ádám Szalai, der in seiner Heimat nicht erst seit den Auftritten bei der EURO ein Star ist und die Vorstellungen in Frankreich mit einfachsten Mitteln begründete. "Wir sind nicht Deutschland oder Spanien, aber unser Herz und Kampf sind auf jeden Fall großartig."

Um für die Partie gegen Portugal wieder im Vollbesitz der Kräfte zu sein, gönnte Storck seinen Spielern am Sonntag eine kleine Verschnaufpause. Beim Familientag durften Szalai und die anderen ein bisschen abschalten - davor wurde aber natürlich trainiert.

"Wir sind nicht als Touristen da. Urlaub können die Spieler auch danach machen", sagte Storck, der die bisher verbuchten Punkte als große Genugtuung ansah. "Bei jedem Punkt geht ein kleiner Traum in Erfüllung, und jetzt sind es schon vier", sagte der 53-Jährige.

Gegen Portugal soll die nächste Überraschung folgen. In zehn Duellen haben die Ungarn bislang zwar noch nie gewonnen und nur drei Unentschieden geholt, angesichts ihrer Euphorie und der tristen Stimmung bei Ronaldo und Co. scheint aber alles möglich. "Es ist ein Traum. Und wir wollen nicht aufwachen", sagte Korhut.