14.07.2016 17:00 Uhr

Copa Libertadores: Die Jagd nach der Plakette

Noch hat er gut lachen: Carlos Tévez steht mit Boca unter Druck
Noch hat er gut lachen: Carlos Tévez steht mit Boca unter Druck

Post-EM-Langweile? Genug von immer gleichen Transferpokern und Wechselgerüchten? Mit einem Blick nach Buenos Aires können sich Fußballfans Donnerstagnacht bestens behelfen. Der zweite Finalist der südamerikanischen Königsklasse wird gesucht.

Die Copa-Libertadores ist der prestigeträchtigste Wettbewerb in Lateinamerika. Jahr für Jahr kämpfen die besten Vereine um den begehrten Platz auf einer der Bronze-Plaketten des Pokals. Mit dabei ist noch Traditionsverein Boca Juniors, der mit einem Finaleinzug dem Traum von der siebten Plakette näher käme und sich damit auf eine Stufe mit Rekordhalter Club Atlético Independiente stellen könnte. Atlético Nacional hat es gegen den São Paolo FC bereits vorgemacht und schaut nun gelassen auf das zweite Halbfinale.

Die Mannschaft der Stunde

Atlético Nacional aus Medellín ist derzeit eine Klasse für sich. Der Rekordmeister aus Kolumbien ließ der Tricolor aus Brasilien in beiden Spielen keine Chance und steht folgerichtig als erster Finalist fest. Mit 2:1 gewannen die Verdolagas das Rückspiel gegen São Paulo im Hexenkessel des Estadio Atanasio Girardot. Die Fans sahen dabei eine sehr unterhaltsame Partie, die große Parallelen zum Hinspiel aufzeigte. Wieder einmal mussten São Paulinos mit Rot vom Platz. Wieder einmal stand der Schiedsrichter im Mittelpunkt. Wieder einmal war Miguel Borja mit seinem Doppelpack der Mann des Abends.

27 Jahre ist der letzte und einzige Triumph der Kolumbianer nun her. Vor 21 Jahren stand man zuletzt im Finale der Copa Libertadores. Mit Stürmer Borja im Gepäck scheinen die Aussichten nun besser denn je. "Er ist ein intelligenter Mann mit sehr guten Bewegungsabläufen. Ein junger Spieler mit riesigem Potenzial", lobte Trainer Reinaldo Reina seinen Schützling nach dem Spiel. Die große Frage ist nun, wer sich im Finale mit der Mannschaft der Stunde messen wird.

Boca Juniors vs. Independiente del Valle: Rekordjäger gegen Frischling (am Freitag ab 02:45 Uhr im weltfussball-Liveticker)

Ist Nr. sieben Pflicht?

Boca Juniors ist einer der bekanntesten und größten Vereine der Welt. Doch El Xeneize ist derzeit nicht so stark wie man meint. Die Mannen um Trainer Guillermo Barros Schelotto müssen eine 1:2-Niederlage aus dem Hinspiel gerade biegen. Die heimische Liga beendete man vor kurzem sogar nur auf Platz zehn. Nicht die besten Vorzeichen für das wichtigste Spiel des Jahres.

Für Ikone Carlos Tévez war der Grund für die Niederlage im Hinspiel klar: "Wir haben die komplette zweite Halbzeit verschlafen und dafür bezahlt. Ganz einfach." Dass seiner Mannschaft ein Tor zum Ausgleich vom Schiedsrichter nicht zugeschrieben wurde, nahm der enttäuschte Stürmer relativ gelassen: "Ein Fehler. Aber auch wir haben Fehler gemacht, die nicht passieren dürfen."

Der Trainer gab derweil auf der Presskonferenz mit Blick auf das Rückspiel Erstaunliches von sich: "Wir sind nicht in der Pflicht, die besten zu sein. Ich fühle nicht die Pflicht, Champion zu werden." Auf die defensiv eingestellten Ecuadorianer hat der Taktikfuchs unter der Woche gleich mehrere Varianten einstudiert und bleibt gelassen: "Wir haben 90 Minuten, um ein Tor zu schießen. Nicht zehn oder fünfzehn."

Bereit, Geschichte zu schreiben

Der 07. Juli 2016 wird in die Annalen der Klubgeschichte als der Tag eingehen, an dem man das große Boca Juniors in der Copa Libertadores schlagen konnte. Es war die erste Halbfinalteilnahme für Independiente del Valle, denen in der Anfangsphase die Ehrfurcht förmlich ins Gesicht geschrieben stand. Am Ende peitschten 38.000 Zuschauer ihre Farben im Estadio Olímpico Atahualpa in Quito nach vorne und durften dabei sein, wie ihr Verein Geschichte schrieb.

Die Euphorie ist verständlicherweise so groß wie nie zuvor. Doch man weiß auch um die Stärken des Gegners und um den Heimvorteil. Auf 2.850 Metern Höhe ging Boca im Hinspiel schlichtweg die Puste aus. In der "Bombonera", der Pralinenschachtel von Boca Juniors, wartet nun ein heißer Empfang in Blau-Gelb.

Doch Pablo Repetto, Trainer des Copa-Frischlings, ist zuversichtlich: "Wir haben Sieger-Mentalität. Der Vorsprung ist minimal, deswegen müssen wir ein Tor erzielen." Gegen andere große Teams hat das in der Copa-Saison bereits gut funktioniert: Vorjahressieger River Plate und Titelaspirant Pumas aus Mexiko wurden aus dem Turnier gekegelt. Für wen geht die Jagd nach der begehrten Plakette weiter?