08.09.2016 14:52 Uhr

Daxbacher: "Für Wisio ist die Tür zu"

SKN-Trainer Karl Daxbacher findet in der Causa Wisio klare Worte
SKN-Trainer Karl Daxbacher findet in der Causa Wisio klare Worte

Der SKN St. Pölten möchte ab sofort öfter und gezielter ins Angriffsdrittel und geht in der Causa Wisio und Beichler wohl in die zweite Instanz. Trainer Karl Daxbacher sieht das Mannschaftsklima durch die Beiden nicht mehr gefährdet, wird sie jedoch nie einsetzen, egal wie groß die Personalnot auch sein möge.

Vor dem Rote-Laternen-Duell gegen Ried am Samstag (ab 18:30 Uhr im weltfussball-Liveticker) hat der SKN St. Pölten erstmals eine Pressekonferenz abgehalten, wie es bei den Kontrahenten vor Bundesliga-Spielen gang und gäbe ist. Trainer Karl Daxbacher begrüßte in dem für knapp hundert Medienvertreter konzipierten Raum in der NV Arena ein Dutzend Journalisten per Handschlag, wie es Leicester Citys Manager Claudio Ranieri lange Zeit machte, ehe der Presseraum im King Power Stadium aufgrund der Erfolge jedes Mal zu platzen drohte. Diese Gefahr besteht an der Bimbo-Binder-Promenade 9 derzeit nicht.

Das bevorstehende Heimspiel war nicht lange Thema. Zu heiß ist nach wie vor die Causa Wisio und Beichler, in der sich beide Spieler mit Hilfe der Gewerkschaft am Landesgericht St. Pölten die Teilnahme am Mannschaftstraining der Profis erstritten haben. Wisio macht tatsächlich mit, Beichler ist verletzt.

"Sir Karl" nahm dazu klar Stellung: "Wisio verhält sich korrekt. Ich schätze ihn auch menschlich sehr." Spielen werde er ihn jedoch nie mehr lassen. "Wenn ein Spieler den Verein klagt, dann ist für mich die Tür zu. Dann gibt es für ihn keine Chance. Da muss schon ein neuer Trainer für ihn her." Selbiges gelte auch für Beichler.

Selbst wenn bei den St. Pöltnern der Verletzungsteufel wüten sollte, wird Daxbacher Wisio nicht auf das Tableau schreiben. Mit Michael Huber, Daniel Petrovic und dem universellen Martin Grasegger hat der SKN inklusive der bislang enttäuschenden Neuerwerbung Kai Heerings ja "nur" vier potzenzielle Innenverteidiger. "Das hat auch etwas mit Loyalität mit dem Verein zu tun", erklärt Daxbacher, "da lasse ich lieber einen talentierten Spieler aus der Akademie spielen, wie zum Beispiel Ahmed Muhamedbegovic."

Präsident Gottfried Tröstl - obwohl gar nicht am Podium - ergriff dann das Wort: "Wir überlegen in die zweite Instanz zu gehen." Was aus seiner Sicht für die ganze Bundesliga wünschenswert wäre, "in deren Aufsichtsrat ich ja auch sitze." Lukas Thürauer, der Wisio als Kapitän abgelöst hat, stellt auf Nachfrage auch klar, dass das Klima nicht getrübt sei, hält jedoch fest: "Wenn es für die Spieler Strafen zu zahlen gibt, zahlen die beiden nicht mit. Also sind sie beim gemeinsamen Essen auch nicht dabei." Bei den Taktikbesprechungen werden Wisio und Beichler ebenso ausgeschlossen.

"Ist bei mir das Training so gut?"

Bei Wisio ist der Fall besonders kurios. Der Pole lebt in Linz, hätte ein Angebot von Zweitligist Blau-Weiß gehabt, lehnte es aber ab, sich vom SKN zwölf Monate im Voraus das Fixum auszahlen zu lassen und ablösefrei zu wechseln. "Da frage ich mich schon. Wo ist da die Logik?", so Daxbacher, "da kann ich nur entweder eine humoristische These anbringen, dass bei mir das Training so gut ist, oder vermuten, dass er schlecht beraten ist."

Wie es für Sir Karl üblich ist, nimmt er die für den Verein so leidige Causa auf die eigene Kappe, obwohl Wisios Vertrag schon lange vor seiner Amtszeit verlängert worden war: "Ich habe halt geglaubt, dass ich entscheiden kann, wer im Verein wo mittrainiert. Das war mein Fehler."
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Vorerst kein Drazan und kein Keita

In der Offensive hat der Aufsteiger ebenso latente Personalprobleme. Christopher Drazan kann nach wie vor nicht mittrainieren. "Da dürfen wir uns in den nächsten Wochen keine großen Hoffnungen machen", so Daxbacher. Mit Alhassane Keita kann er nicht nur nicht reden, weil der Afrikaner gerade in seiner Heimat versucht, eine Rot-Weiß-Rot-Karte als Basis für eine Spielgenehmigung zu bekommen, sondern weil der Stürmer außer Französisch keinerlei Fremdsprachen beherrscht.

Ansonsten hat der SKN die Länderspielpause genutzt, die insgesamt zehn Neuerwerbungen besser zu integrieren. "Sie wissen jetzt, wie wir spielen wollen", sagt Daxbacher, der seine Wölfe künftig aber auch öfters im gegnerischen Angriffsdrittel und etwas weniger in die Breite spielen sehen will.

Thürauer mahnt: "Wir müssen jetzt aufpassen, dass wir nicht wieder in Schönheit sterben." Für Schinkels wird die Meisterschaft nun erst so richtig heiß: "Wir sind in einer Liga mit WAC, Admira Wacker, Mattersburg und Ried. Wenn es gut läuft, können wir hier Meister werden. Wenn es nicht so gut läuft, werden wir hier hoffentlich noch Vierter und steigen als Vorletzter nicht ab."

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Thomas Schöpf