17.03.2017 14:56 Uhr

Andrea Belotti: Der mit dem Hahnenkamm jubelt

Derzeit in aller Munde: Andrea Belotti verzaubert die Serie A
Derzeit in aller Munde: Andrea Belotti verzaubert die Serie A

22 Tore in 25 Ligaspielen, die Berufung in die Squadra Azzurra, eine festgeschriebene Ablösesumme von 100 Millionen Euro, ein Hattrick in acht Minuten: Andrea Belotti vom FC Turin bestimmt seit Monaten die Schlagzeilen der Sportgazetten. Vor dem Torjäger-Duell mit Inter-Kapitän Mauro Icardi rückt der Stürmer mit der auffälligen Frisur in den Blickpunkt.

Serie-A-Luft schnupperte der gebürtige Lombarde erstmals vor knapp drei Jahren bei US Palermo. Nach sechs Treffern in der Saison 2014/15 ging es für den heimatverbundenen Belotti zu seinem jetzigen Arbeitgeber nach Turin, wo er seine Torausbeute in der folgenden Spielzeit gleich mal verdoppelte. Dieses Kunststück könnte dem Stürmer in der laufenden Spielzeit erneut gelingen.

Im letzten Heimspiel gegen Ex-Klub Palermo drehte Belotti ein 0:1 der Granata im Alleingang mit einem lupenreinen Hattrick innerhalb von nur acht Minuten. Mit 22 Treffern führt der 23-Jährige derzeit die Torschützenliste der Serie A an.

Und auch im internationalen Vergleich muss sich Belotti nicht verstecken. Im Kampf um den "Golden Shoe" für den besten Torschützen Europas liegt er nur einen Treffer hinter Barça-Superstar Lionel Messi auf dem zweiten Rang.

Der Hahn, der Tore schießt

Zuletzt konnten die Fans vielfach den originellen Torjubel des Shootingstars sehen, der ihm den Spitznamen "Il Gallo" (der Hahn) eingebracht hat. Wenn Belotti sich beim Feiern einen Hahnenkamm an den Kopf hält, ist diese Geste seinem Freund Juri gewidmet, der mit Nachnamen Gallo heißt. Wer also meint, Belotti sei vielleicht eitel wie ein Hahn, der liegt falsch. Ganz im Gegenteil.

Belotti verkörpert den perfekten Stürmer für moderne Spielsysteme. Einerseits der klassische Neuner mit angeborenem Torinstinkt, der mit links, mit rechts und per Kopf gefährlich ist. Auf der anderen Seite ist Belotti schnell, ballsicher und technisch versiert genug, um auch mal ins Eins-gegen-Eins mit dem Verteidiger zu gehen.

Doch es sind nicht nur seine herausragenden Knipser-Qualitäten, die den 1,81 m großen Stürmer so wertvoll machen. Belotti ist auch mit dem Rücken zum Tor ein ständiger Unruheherd, stets präsent und immer wieder als Anspielstation gesucht.

Besonders auffällig ist zudem sein ausgeprägtes Defensivverhalten. Laut seines Jugendtrainers "von Mutter Natur mit einem starken Motor ausgestattet", arbeitet Belotti 90 Minuten lang mit nach hinten, läuft sich im Pressing die Füße wund und führt mehr Zweikämpfe als alle anderen Stürmer der Serie A.

Festgeschriebene Ablöse: 100 Millionen

Belottis Vertrag in Turin läuft bis ins Jahr 2021 und soll eine Klausel beinhalten, nach der europäische Klubs 100 Millionen Euro für eine Verpflichtung locker machen müssten. Für Torino-Präsident Urbano Cairo ist das nach Belottis jüngstem Dreierpack eigentlich sogar noch zu wenig. "Er ist jetzt 150 Millionen Euro wert", sagte der Klubboss den Medien.

Beim FC Turin fühlt sich "Il Gallo" pudelwohl, obwohl der Verein nicht um die Europacup-Plätze mitspielt. Die Granata spielen unter Coach Siniša Mihajlović einen offensiven Stil und haben in der Liga bereits 52 Tore erzielt. Nur vier Teams aus der Spitzengruppe der Serie A waren erfolgreicher. Mit Iago Falqué und Adem Ljajić hat Belotti zudem zwei tatkräftige Unterstützer.

Der Fakt, dass Belotti als einzige echte Spitze in einem offensiv ausgerichteten 4-3-3-System so einschlägt, macht ihn für viele europäische Topklubs interessant.

Die Interessenten stehen Schlange

Vor allem auf der Insel werben große Namen um den lauf- und kampfstarken Stürmer. Nachdem der FC Arsenal mit einer 65-Millionen-Offerte bereits abgeblitzt ist, sollen mit dem FC Chelsea und den Riesen aus Manchester drei weitere Vereine heiß auf Belotti sein. Das nötige Rüstzeug für die Premier League bringt der Italiener allemal mit.

Auch der FC Bayern hat schon im Februar Interesse bekundet. Belotti würde durchaus ins System seines Landsmannes Carlo Ancelotti passen und könnte Robert Lewandowski vom Stil her nahezu eins zu eins ersetzen. Ob man in München allerdings bereit ist, für einen Backup eine festgelegte Ablösesumme in dreistelliger Millionenhöhe zu zahlen, darf bezweifelt werden.

Einen Nachrücker für sein magisches Trio um Lionel Neymar, Messi und Luis Suárez sucht auch der FC Barcelona. Angeblich soll es Gespräche zwischen den Katalanen und Belottis Beratern gegeben haben. Und natürlich darf auch Real Madrid in diesem Konzert der Großen nicht fehlen. Die Königlichen werden früher oder später einen Nachfolger für Karim Benzema benötigen und schrecken bekanntlich auch vor astronomischen Ablösesummen nicht zurück.

Duell der Ballermänner

Am Samstag trifft Belotti mit dem FC Turin erstmal auf Inter Mailand - und damit auch auf einen seiner ärgsten Rivalen im Kampf um die Torjägerkrone. Mauro Icardi hat bereits 20 Treffer erzielt und ist Belotti dicht auf den Fersen. Der 24-Jährige ist neben "Il Gallo" und Romas Edin Džeko der gefährlichste Serie-A-Stürmer der letzten Wochen.

Erst am vergangenen Wochenende stellte Icardi seine Klasse erneut unter Beweis. Im Heimspiel gegen Atalanta Bergamo gelang dem Argentinier ebenfalls ein lupenreiner Hattrick. Um Inters schnelle 3:0-Führung herauszuschießen, brauchte Icardi gerade einmal neun Minuten und damit nur eine Minute mehr als Belotti gegen Palermo. Das Torjägerduell kann kommen!

Lennart Wegner