12.04.2017 12:38 Uhr

Rampenlicht: Ex-Weltenbummler drehen auf

Brightons Sébastien Pocognoli (l.) darf von einem erneuten Engagement in der Premier League hoffen
Brightons Sébastien Pocognoli (l.) darf von einem erneuten Engagement in der Premier League hoffen

Viele bekannte Gesichter spielen weitgehend unbeachtet von der deutschen Presse im Ausland. Heute blickt weltfussball auf einen belgischen Kunstschützen, einen algerischen Wandervogel und ein einstiges Toptalent.

Als Schiedsrichter Simon Hooper am 41. Spieltag der Championship in der 64. Minute auf Freistoß für Brighton & Hove Albion entscheidet, schlägt die Stunde von Sébastien Pocognoli. Der ehemalige Hannoveraner schlenzt den Ball mit seinem linken Fuß sehenswert über die Mauer in den rechten Winkel. Das zwischenzeitliche 2:0 ist die Vorentscheidung im Spiel gegen die Queens Park Rangers, die nur noch den Anschlusstreffer erzielen können.

"Ich bin sehr glücklich hier", beschreibt der 29-Jährige sein Leben in dem 270.000 Einwohner-Städtchen im Süden Englands. Bis Saisonende ist er vom Premier-League-Klub West Bromwich Albion an die "Seagulls" ausgeliehen. Zuvor war er in Belgien und den Niederlanden tätig, ehe er von Mirko Slomka in die niedersächsische Landeshauptstadt gelotst wurde.

33-mal stand der ehemalige belgische Nationalspieler für die Roten auf dem Platz. Nachdem ihm mit Miiko Albornoz ein neuer Konkurrent vor die Nase gesetzt wurde, flüchtete Pocognoli 2014 nach nur eineinhalb Jahren auf die Insel.

Mit Brighton in der Erfolgsspur

Sein Vertrag bei West Bromwich läuft im Sommer aus. Ob er dorthin zurückkehrt oder nächste Saison weiterhin für Brighton aufläuft, ist bisher offen: "Nach meinem Urlaub sehen wir weiter", äußerte sich der Linksverteidiger über seine Zukunft.

Ebenfalls unklar ist, in welcher Liga die "Möwen" in der kommenden Spielzeit antreten werden. Momentan sind die Jungs von Trainer Chris Hughton klar auf Premier-League-Kurs. Durch den Sieg gegen QPR überholte Brighton den bisherigen Tabellenführer Newcastle und setzte sich an die Spitze. Mit zwölf Punkten Vorsprung auf Platz drei ist Pocognoli, der seit seinem Wechsel in 17 Partien zum Einsatz kam, der Aufstieg mit BH&A kaum noch zu nehmen.

Ein millionenschwerer Flop

Zweitklassig unterwegs ist auch Karim Ziani. Der offensive Mittelfeldspieler war ebenfalls in Niedersachsen aktiv. Allerdings lief der heute 34-Jährige nicht in rot, sondern im Grün des VfL Wolfsburg auf. Mittlerweile spielt er in der zweiten französischen Liga bei US Orléans.

Die Karriere des Algeriers begann 2001 bei ESTAC Troyes, wo er als 18-Jähriger den Sprung in die erste Mannschaft schaffte. Es folgten drei weitere Stationen in sechs Jahren innerhalb Frankreichs, ehe er für sieben Millionen Euro in die Autostadt wechselte.

Bei den Wölfen genoss der Algerier aber nur zu Beginn das Vertrauen des damaligen Trainers Armin Veh. Zu häufig vernachlässigte er mit seiner offensiven Spielweise die Abwehrarbeit. Nach einem Trainingsscharmützel mit Edin Džeko und einigen wenig überzeugenden Leistungen kam er schon nach kurzer Zeit nicht mehr zum Zuge.

Das Missverständnis gipfelte nach nur eineinhalb Jahren und vielen schwachen Auftritten in der Suspendierung Zianis. "Ich habe nicht alles getan, um mich anzupassen und aufzudrängen", gesteht er rückblickend eigene Fehler ein.

Einst Wandervogel, nun Kapitän

Danach verdiente sich der Offensivspieler seinen Ruf als Weltenbummler in der Türkei, Katar, den Emiraten und Rumänien. Letztendlich landete Ziani in Frankreich bei Orléans, wo er Stammspieler ist und zuletzt sogar als Kapitän auflief. Mit seiner Erfahrung soll er das junge Team führen. "Es ist eine große Herausforderung", sagte Ziani über die Mission Klassenerhalt. Ans Aufhören denkt er noch lange nicht: "Ich freue mich, zu helfen und weiterhin das zu tun, was ich liebe."

Wie wichtig Ziani für Orléans ist, zeigte sich am vergangenen Freitag, als er seiner Mannschaft mit einem Tor drei wichtige Zähler im Abstiegskampf sicherte.

Vom gescheiterten Toptalent zum Leistungsträger

Als er mit nur 16 Jahren zum FC Chelsea wechselte, galt Ben Sahar als größtes israelisches Talent. Durch seine Einsätze im Profiteam und der Nationalmannschaft prophezeiten ihm viele eine große Karriere. Doch dem Offensivmann gelang im Starensemble der Blues letztlich nicht der erhoffte Durchbruch. Nach zahlreichen erfolglosen Ausleihen endete das Kapitel bald wieder.

Auch nach seinem Wechsel zu Espanyol Barcelona lief es für Sahar in den folgenden Jahren wenig rund. Weil er in La Liga kaum zu Einsätzen kam, suchte er sein Glück auf Leihbasis in Israel und Frankreich.

Bei Hertha BSC erhoffte sich der Israeli 2012 einen Neuanfang. Doch auch in Berlin konnte er nicht richtig Fuß fassen, zu häufig offenbarten sich taktische Defizite. Lediglich 19 meist kurze Einsätze konnte er in eineinhalb Spielzeiten bei der Alten Dame verzeichnen. Über Bielefeld und Willem II kehrte Sahar anschließend in die Heimat zurück.

Bei Hapoel Be'er Sheva gehört der Stürmer zu den Leistungsträgern. 15 Tore in 41 Spielen konnte er für den amtierenden Meister verbuchen. In der Europa League sorgte er mit seinen Treffern für das Ausscheiden von Inter Mailand und den überraschenden Einzug Be'er Shevas in die Zwischenrunde. Dort war der türkische Topklub Beşiktaş jedoch eine Nummer zu groß.

Besser läuft es für Sahar in der Liga. Dort ist er der Star seiner Mannschaft und trägt mit seinen Toren dazu bei, dass Hapoel aktuell auf Kurs Titelverteidigung liegt.

Jonas Elbeshausen