18.07.2017 13:45 Uhr

SV Meppen: Die "Emsland-Gallier" sind zurück

Meppen ist heiß auf die neue Drittliga-Saison
Meppen ist heiß auf die neue Drittliga-Saison

Der SV Meppen kehrt nach 19 Jahren in den bezahlten Fußball zurück. Der Provinzklub will an seine legendären Zweitligazeiten anknüpfen.

Es kracht und knirscht an der Kultstätte des SV Meppen. Fleißige Arbeiter hämmern, bohren und nageln den Mief der 1980er Jahre weg - die Hänsch-Arena, zu längst verblassten Zweitligazeiten das gefürchtete Emslandstadion, soll pünktlich zur großen Rückkehr in den Profi-Fußball in frischem Glanz erstrahlen.

Die einst so gefürchteten "Emsland-Gallier" sind mit dem Drittliga-Start endgültig in der modernen Fußball-Welt angekommen. Nach 19 Jahren in der Bedeutungslosigkeit fiebert eine ganze Region dem Auftakt gegen die Würzburger Kickers am Samstag (14:00 Uhr) entgegen. Und der SVM fühlt sich in der Rolle des Underdogs schon wieder pudelwohl. "Dass wir in der starken Liga nur Außenseiter sind, ist klar", sagte Trainer Christian Neidhart dem SID: "Wir wollen über dem Strich stehen."

Heimstärke als Grundlage für den Erfolg

Außenseiter? Da war doch was! Von 1987 bis 1998 ärgerte der Provinzklub unter anderem mit Trainer-Unikat Horst Ehrmantraut und Spielern wie Rainer Rauffmann und Marko Myyry die Großen der 2. Fußball-Bundesliga voller Hingabe. Und mit Erfolg.

Bevor der SV Meppen 1998 wieder in der Bedeutungslosigkeit verschwand, galt der Klub aus dem Emsland als das Sinnbild für die Fußballprovinz. Stets unbequem für den Gegner, immer erfindungsreich auf und abseits des Rasens.

Viele Punkte fuhren die Meppener dabei vor eigenem Publikum ein - das soll auch im Jahr 2017 wieder der Fall sein. "Unsere Heimstärke war in der letzten Saison unsere Grundlage für den Aufstieg", sagte Neidhart vor dem Ligastart.

Großes Faninteresse

Endgültig zurück in die Schlagzeilen schafften es die aufmüpfigen Emsländer Ende Mai. Als der Aufstieg durch die Zitterpartie in der Relegation gegen Waldhof Mannheim geschafft war, meldete sich schnell die Fußball-Prominenz. "Ich freue mich sehr für den SV Meppen und drücke die Daumen für die nächste Saison", sagte Toni Schumacher, Torwart-Held und Vizepräsident vom 1. FC Köln, dem "SID" schmunzelnd.

Schumacher ist in Meppen beileibe kein Unbekannter. "Ich spiele doch nicht in Meppen, da gehe ich lieber in die Türkei", hatte der Torhüter 1988 nach dem Bundesliga-Abstieg mit Schalke 04 gesagt und war zu Fenerbahce Istanbul geflohen. Die Antwort aus Meppen folgte prompt: Wenig später parkte ein gelber 40-Tonner mit dem riesengroßen Schriftzug "Das Spielerlebnis SV Meppen, 2. Bundesliga" vor dem Haus von Schumacher in Hürth vor den Toren Kölns.

Im Sommer 2017 ist Meppen zurück - moderner als je zuvor. Am Stadion werden Glasfaserleitungen verlegt, die alten Holzbänke werden durch Sitzschalen ersetzt, eine nagelneue Videoüberwachung wird installiert. Selbst einen Social-Media-Manager hat der Klub - inzwischen schuldenfrei - neuerdings. 1000 Dauerkarten wurden bereits abgesetzt, mehr als 4500 Anhänger könnten regelmäßig zu den Heimspielen pilgern.

Das Emsland ist heiß auf den Start

"Das zeigt uns, wie groß der Vorschuss der Fans ist, und dass sie fest daran glauben, dass die Truppe souverän in Liga drei auftreten wird", sagte Geschäftsführer Ronald Maul der Neuen Osnabrücker Zeitung. Der zweimalige Nationalspieler und langjährige Bundesliga-Profi von Hansa Rostock, dem Hamburger SV und Arminia Bielefeld stieß nach dem Aufstieg zum Führungsteam und trägt den soliden Finanzkurs mit.

Wie sich der Klub selbst charakterisiert? "Man kennt doch das kleine gallische Dorf aus den Asterix-und-Obelix-Bänden. Wir sind deren direkten Nachfahren", sagte Pressesprecher Heiner Harnack dem "NDR". Der 58-Jährige wird es wissen: Harnack ist seit 24 Jahren im Klub - und fiebert dem Liga-Start wie die meisten der 35.000-Einwohner-Stadt begeistert entgegen.