28.07.2017 16:00 Uhr

Das überm Schnitt gebildete ÖFB-Team

Ob im Hörsaal, oder am Feld. Überall Erfolgsmeldungen.
Ob im Hörsaal, oder am Feld. Überall Erfolgsmeldungen.

Rund 17 Prozent der österreichischen Bevölkerung haben einen Hochschulabschluss. Die Spielerinnen des österreichischen Frauen-Nationalteams entsprechen diesem Wert nicht. Sie liegen weit drüber. Der Grund dafür ist simpel.

"Ich habe nach der Matura fünf Jahre Vollzeit gearbeitet. Jetzt studiere ich BWL, da kann ich nebenbei schon mehr Trainingseinheiten absolvieren. Mit einem 40-Stunden-Job wäre das nicht möglich", erklärte Stefanie Enzinger.

Im Gegensatz zu vielen männlichen Kollegen, die weitaus höhere Gagen beziehen, haben so gut wie alle Nationalspielerinnen eine abgeschlossene Ausbildung. Nicht wenige studieren oder haben ihren Titel schon in der Tasche.

"In Bremen passt es einfach für mich", meinte Werder-Spielerin Katharina Schiechtl. "Auch von der Uni her. Es fehlt mir nur noch eine Exkursion, dann kann ich meinen Bachelor schreiben." Geowissenschaften heißt das Fach. "Hydrogeologie oder Baugrunduntersuchung, dieser Bereich interessiert mich", erklärte die Tirolerin.

Flexibilität ist gefragt

Auch Sarah Puntigam, die ihre Ausbildung zur Steuerfachfrau abgeschlossen hat, möchte jetzt auch mit der Uni beginnen: "Ich will ein Fernstudium anfangen, sodass ich nicht zeitlich gebunden bin."

"Verbunden mit Leistungssport ist das einfach die perfekte Kombination", erklärte Carina Wenninger , die ihre akademische Laufbahn im Bereich Fitness- und Health-Management eingeschlagen hat. "Eigentlich hätte ich Prüfungen schreiben müssen, die Europameisterschaft ist mir da ein wenig in die Quere gekommen", gestand die Innenverteidigerin.

Ein solches Fernstudium verlangt Selbstdisziplin. Kommt ihr da ihr Leben als Sportlerin entgegen? "Nein, das ist doch etwas anderes. Vor allem beim Zeitmanagement. Ich muss mich alleine hinsetzen und lernen. Auf der Uni bin ich doch eher die, die am letzten Drücker abgibt. Im Training bin ich da anders", lachte Wenninger.

Über den Teich in eine andere Welt

Die Uni lässt sich also gut mit Fußball verbinden. Eine, die das auf einem noch ganz anderen Niveau kennengelernt hat, ist Sarah Zadrazil. Von 2012 studierte sie an der East Tennessee State University (ETSU) und kickte nebenbei für die Buccaneers, die dortige College-Auswahl.

"In den USA ist das einfach etwas ganz anderes. Jedes Mädchen spielt dort Fußball. Jede Highschool, jedes College hat ein Team. Und dementsprechend hat der Sport dort auch einen ganz anderen Stellenwert. In Portland sind beispielsweise 16.000 Fans bei jedem Spiel", meinte die 24-Jährige.

Ihre Leistungen blieben auch der ehemaligen Wirkungsstätte nicht verborgen. "Wir sind sehr stolz auf sie. Sie verdient es, auf der größtmöglichen Bühne zu spielen", meinte Adam Sayers, Headcoach der Buccaneers. "Als sie noch bei uns spielte, hielt sie die schwierige Balance zwischen den vielen Reisen für das Nationalteam und ihrer akademischen Karriere. Ich kann sagen, dass sie eine tolle Botschafterin für unsere Universität ist."

Dominik Thalhammer betont immer wieder, dass sein Team seit Jahren komplett mitzieht: "Man braucht Leute, die unseren Weg mittragen wollen und dem nicht im Weg stehen. Wir haben uns 2012/2013 von der einen oder anderen Spielerin getrennt, die diesen Weg nicht mitgehen wollte." Oder vielleicht auch nicht konnte.

Der professionelle Frauenfußball ist (leider noch) nicht weit genug verbreitet. Junge Frauen, die voll berufstätig sind oder sein müssen, können ganz einfach nicht die zeitliche entsprechende Flexibilität einer Studentin aufbringen. Und das macht sich dann eben in weniger Trainingszeit bemerkbar. Und weniger Trainingszeit lässt den kausalen Schluss zu schlechteren Leistungen zu.

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Johannes Sturm, weltfussball.at aus Wageningen