16.08.2017 13:28 Uhr

Bundesliga-Check: Bayern leitet den Umbruch ein

Die jüngere Generation im Bayern-Kader erhielt in der Vorbereitung viel Spielzeit
Die jüngere Generation im Bayern-Kader erhielt in der Vorbereitung viel Spielzeit

Trainingslager, Konditionseinheiten und Staffelläufe sind ab Freitag Geschichte, Medizinbälle werden wieder gegen Fußbälle getauscht. Für Bayern München gilt es, die Abgänge von Philipp Lahm und Xabi Alonso zu kompensieren. Der Kampf um die Stammplätze läuft noch auf Hochtouren. Erhalten die jungen Spieler mehr Vertrauen von Carlo Ancelotti? Oder setzt der Trainer wieder auf die routinierten Kräfte wie in der letzten Saison? sport.de wagt einen Ausblick:

  • Gewinner der Vorbereitung:

Sebastian Rudy. Bei seiner Verpflichtung glaubten nur wenige, dass der Ex-Hoffenheimer eine ernsthafte Chance auf viel Einsatzzeit im hochkarätig besetzten Mittelfeld der Münchner haben würde. 180 Supercup- und DFB-Pokal-Minuten später wird der Confed-Cup-Sieger als neuer Anführer gefeiert und ist als Sechser beim Rekordmeister aktuell gesetzt. Rudy besticht bislang durch Ruhe am Ball und ein gutes Auge. Macht er so weiter wie bisher, könnte er zum X-Faktor der Bayern werden. 

Als zweiter Gewinner darf sich durchaus Christian Früchtl fühlen. Der 17-Jährige rutschte durch die Verletzungen von Manuel Neuer und Sven Ulreich während der Vorbereitung in den Bayern-Kasten und machte seine Sache ordentlich. Als Belohnung dafür geht Früchtl als Nummer zwei in die Saison. 

  • Verlierer der Vorbereitung:

Rafinha. "Wie immer werde ich um meine Position kämpfen. Nichts ist geschenkt im Leben. Ich muss weiter hart beim FC Bayern arbeiten, um meine Chance zu wahren", richtete der 31-Jährige Ende Juni eine Kampfansage in Richtung Joshua Kimmich. Doch seinen Worten folgten keine entsprechenden Taten.

In den Testspielen konnte der Brasilianer mehrere Chancen, sich auf der rechten Außenbahn zu beweisen, nicht nutzen und wusste ganz und gar nicht zu überzeugen. Bei den Pleiten gegen die internationalen Topteams war der Routinier häufig die Schwachstelle im Bayern-Spiel.

Zuletzt ersetzte Rafinha den angeschlagenen David Alaba auf der linken Abwehrseite, allerdings auch mit wenig Erfolg. Auch in der kommenden Spielzeit wird der Brasilianer wohl viel Zeit auf der Bank verbringen, zumal Kimmich bereits als Lahm-Nachfolger auserkoren wurde.

  • Neuzugänge im Fokus:

Der 41,5-Millionen-Euro-Rekordtransfer Corentin Tolisso ließ sein Talent bereits aufblitzen und zeigte, dass sich eine solche Summe durchaus rentieren kann. In den Testspielen überzeugte der Franzose mit einem guten Spielaufbau und ließ seine Zweikampfstärke und Aggressivität aufblitzen.

Auch der zweite Neuzugang aus Hoffenheim neben Rudy, Niklas Süle, zeigte bislang sein Potential und machte einen ordentlichen Job. Ob sich die beiden Nationalspieler auch nach der Rückkehr von Jérôme Boateng und Javi Martínez durchsetzen können, bleibt abzuwarten.

Der Königstransfer der Bayern schlug bislang noch nicht so ein, wie erhofft. James Rodríguez blieb bei seinem Debüt blass und ließ auch in den kommenden Spielen viele Chancen liegen. Beim Spiel gegen den FC Liverpool musste der Kolumbianer verletzt ausgewechselt werden. Die Diagnose: Muskelverletzung im rechten Oberschenkel. Laut Vereinsangaben wird der Stürmer mehrere Wochen ausfallen.

  • Verletzte und Sorgenkinder:

James ist nicht der einzige Spieler, der sich während der Vorbereitung verletzte. Juan Bernat musste beim Test gegen den AC Milan vorzeitig ausgewechselt werden, wurde bereits erfolgreich am Sprunggelenk operiert und fällt rund drei Monate aus. Thiago verpasste aufgrund einer Bauchmuskelzerrung die ersten beiden Pflichtspiele der Bayern, wird aber zum Saisonstart wohl wieder dabei sein.

Wann Boateng und Martínez zurückkehren ist nicht bekannt. Der Spanier zog sich beim Supercup gegen den BVB eine Wadenverletzung zu. Boatengs Rückkehr verschiebt sich nun schon zum wiederholten Mal. Der Innenverteidiger hat seit Januar 2016 immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen.

  • Prognose:

Daran, dass die Bayern zum sechsten Mal in Folge Deutscher Meister werden, zweifelt wohl keiner. Doch die Münchener wollen mehr als nur einen Titel holen. Neben dem DFB-Pokal soll in der Champions League nicht wie im letzten Jahr das Viertelfinale Endstation sein.

Doch dass der Triple-Traum schon in dieser Saison wieder auflebt, scheint recht unwahrscheinlich. Vielmehr ist der kleine Umbruch als Startschuss eines längeren Projekts zu sehen. "Wir wollen eine Mannschaft aufbauen, die in den nächsten Jahren für Furore sorgen kann", sagte Uli Hoeneß vor kurzem. Ob das gelingt, hängt wohl maßgeblich von Carlo Ancelotti ab. Ist der Trainer im Gegensatz zur letzten Saison bereit, mehr Vertrauen in die jungen Spieler zu setzen?