11.10.2017 13:19 Uhr

Panama nach WM-Quali im Ausnahmezustand

Trainer Hernán Gómez und sein Team fahren zur WM nach Russland
Trainer Hernán Gómez und sein Team fahren zur WM nach Russland

Panamakanal und Panama-Papers - viel mehr ist in Deutschland nicht über das Land in Mittelamerika bekannt. Doch nun hat sich Panama zum ersten Mal für eine WM-Endrunde qualifiziert.

Das Dekret über den nationalen Feiertag am Mittwoch unterzeichnete Juan Carlos Varela noch in der Nacht - dabei trug der Staatspräsident Panamas den Trainingsanzug der Fußball-Nationalmannschaft. "Zelebriert diesen historischen Tag! Das ist Euer Tag! Es lebe die Mannschaft! Es lebe Panama!", twitterte Varela an seine vier Millionen Landsleute, die zu diesem Zeitpunkt schon längst die erste WM-Teilnahme kollektiv feierten.

Varela ließ keinen Zweifel daran, dass das 2:1 (0:1) im letzten Qualifikationsspiel gegen Costa Rica eines der größten Ereignisse in der Historie des mittelamerikanischen Landes ist. "Danke an die Mannschaft. Sie hat Geschichte geschrieben und den Traum von mehr als vier Millionen Panamaern wahr werden lassen", schrieb der Regierungschef, der insgesamt neun Tweets absetzte: "Die Stimme des Volkes wurde gehört - auf nach Russland."

Zu früh gefreut?

Die Reise zur Endrunde könnte auch den Rest der Menschheit begeistern, denn das Motto des Landes lautet "Für das Wohl der Welt". Und mit dem Wohl kennen sich die Panamaer aus. Dank der Einnahmen durch den Panamakanal gehört das Land, das 1903 vom Nachbarn Kolumbien unabhängig wurde, zu den reichsten in Lateinamerika. Auch deshalb zählen die Einwohner der Republik Panama, die sich Diktator Manuel Noriega 1989 mit Hilfe der USA vom Hals schafften, zu den glücklichsten Menschen weltweit.

Es besteht allerdings die Gefahr, dass sich Varela und seine Landsleute zu früh gefreut haben. Schließlich landete Panama nicht nur wegen des Patzers der USA (1:2 bei Trinidad und Tobaga) auf dem dritten Platz der Qualifikation in Nord- und Mittelamerika.

US-Protest möglich

Panama profitierte von einem "Phantomtor", das stark an den irregulären Treffer von Thomas Helmer aus dem Jahr 1994 im Trikot von Bayern München erinnerte. Der Ball von "Torschütze" Gabriel Torres wurde klar vor der Linie geklärt, anschließend stocherte Blas Perez den Ball deutlich am Pfosten vorbei. Trotzdem entschied Schiedsrichter Walter Lopez (Guatemala) auf Tor, es war das zwischenzeitliche 1:1.

Ein Protest der USA und/oder von Honduras, das als Viertplatzierter in die Playoffs müsste, erscheint wahrscheinlich. Am Ende muss sich wohl der Kontinentalverband CONCACAF oder sogar der Weltverband FIFA mit dem Fall beschäftigen.

Von einer Entscheidung am grünen Tisch will beim 60. der FIFA-Weltrangliste allerdings (noch) niemand etwas wissen. "Panama ist bei der WM", steht in großen Lettern auf der Internetseite des Verbands FPF. Sollte es dabei bleiben, dürfte die Fußball-Welt demnächst mehr über die Mannschaft des kolumbianischen Trainers Hernán Gómez erfahren.

"Die Rote Flut" kommt nach Russland

Immerhin hat das Team aus dem schmalsten Teil der mittelamerikanischen Landbrücke gleich zwei Spitznamen: "Los Canaleros" bezieht sich natürlich auf den Panamakanal, der die Karibik mit dem Pazifik verbindet. Und "La Marea Roja" (Die Rote Flut) erklärt sich beim Blick auf die Spielkleidung: Rotes Trikot, rote Hosen, rote Stutzen.

Die meisten Nationalspieler kicken in ihrem Heimatland, dazu kommen Legionäre aus den USA, Kolumbien und Argentinien. Kapitän Felipe Baloy verdient sein Geld in Mexiko. Als bekanntester Spieler der Geschichte gilt Julio Cesar Dely Valdes, der in seiner Zeit bei Paris Saint-Germain (1995 bis 1997) den Europapokal der Pokalsieger gewann. Die größten Erfolge feierte Panama bisher beim Gold Cup, wo die Auswahl zweimal (2005 und 2013) erst im Finale scheiterte.