26.10.2017 15:21 Uhr

Valencia: Powerfußball, Torhunger und neuer CR7

Der FC Valencia ist zurück in der Erfolgsspur
Der FC Valencia ist zurück in der Erfolgsspur

In England ist es Manchester City, in Italien der SSC Neapel, und in Spanien sorgt derzeit der FC Valencia mit Zauberfußball mächtig für Furore. Das einstige Spitzenteam dümpelte in den letzten Jahren durch Missmanagement im unteren Mittelfeld herum, spielt unter dem neuen Coach Marcelino aber wieder den spektakulären Powerfußball, für den Valencia um die Jahrtausendwende in ganz Europa gefürchtet war.

Es sind nicht nur die eindrucksvollen Statistiken, mit denen Valencia aktuell in ganz Spanien für Begeisterung sorgt: Nach neun Spielen ungeschlagen Tabellenzweiter hinter Barcelona, sowie mit schon 25 Treffern ganze sieben mehr als Verfolger Real Madrid auf dem Konto – der beste Saisonstart seit 70 Jahren ist in Valencia längst verbucht.

Mehr noch: Es ist der unerbittliche Offensivfußball mit oft herrlich herausgespielten Toren, der jede Valencia-Partie zum Augenschmaus für Fußball-Ästheten werden lässt. Aktuellstes Beispiel: Das klare 4:0 gegen CL-Teilnehmer Sevilla CF, deren Coach Berizzo hinterher zugab: "Valencias Stürmer waren viel zu schnell für uns, wir hatten keine Chance."

Die Offensive ist das Prunkstück der Fledermäuse – 21 Tore in den letzten fünf Ligaspielen sprechen eine mehr als deutliche Sprache. Beeindruckend ist vor allem, dass gleich mehrere Spieler derzeit in Topform sind und Trainer Marcelino im Prinzip munter durchmischen kann, ohne viel Qualität einzubüßen.

Auf den ersten Blick sticht Toptorjäger und Enfant Terrible Simone Zaza heraus, der als bulliger Stoßstürmer schon acht Mal in neun Spielen knipste und Spieler des Monats September wurde. Kennzeichnend für das druckvolle Spiel von "Los Ché" sind aber die vielen wendigen Spieler dahinter wie Andreas Pereira, Rodrigo, Santi Mina, Carlos Soler und vor allem Gonçalo Guedes.

Mit dem "neuen CR7" explodiert die Offensive

Guedes wurde von Paris Saint-Germain im letzten Winter für knapp 30 Millionen Euro von Benfica verpflichtet, um ihn nach nur wenigen Einsatzminuten im Sommer zwecks Spielpraxis für ein Jahr nach Valencia weiterzuverleihen. Ein Glücksgriff. "Unai Emery ist uns entgegengekommen und es tat sich eine Chance für uns auf. Ich bin froh, dass wir zugegriffen haben", sagte Marcelino kürzlich.

Und da ist er nicht der Einzige. Nach drei Toren und fünf Vorlagen in sieben Spielen verzückt der 20-jährige Portugiese derzeit ganz Spanien. Er erzielt nicht nur Traumtore wie gegen Sevilla, sondern bereitet auch uneigennützig für die Sturmkollegen vor, wie gleich doppelt beim wichtigen Sieg mit zehn Mann in San Sebastián.

Trumpf ist dabei seine Schnelligkeit gepaart mit der herausragenden Technik, die ihn in Portugal bereits früh Vergleiche mit dem jungen CR7 einbrachten.

Die Mischung stimmt

Marcelino versteht es in der laufenden Spielzeit, aus einst verschmähten Spielern wie Zaza, Guedes oder Pereira das Beste herauszuholen und gleichzeitig die eigene Jugend weiterzuentwickeln. Carlos Soler gehört bereits jetzt zu den hoffnungsvollsten Strategen des Landes und wird von Manchester United gejagt.

Gemeinsam mit Gayá und Leto, zwei weiteren Spielern aus der Region und eigenen Jugendakademie, spielte er einen herrlichen Treffer zum zwischenzeitlichen 1:1 bei Real Madrid heraus.

Freilich ist noch nicht alles Gold was in Valencia glänzt. Die vielen jungen Akteure werden im Laufe einer langen Saison sicherlich auch mit Formkrisen zu kämpfen haben. Simone Zaza wird nicht ewig der Ball vor die Füße fallen. Und auch die Innenverteidigung um die oft noch zu wackeligen Gabriel, Garay oder Murillo –  einer der wenigen Schwachpunkte im Team – könnte Valencia noch den ein oder anderen Punkt kosten.

Dennoch, Valencia ist wieder obenauf und weckt zurecht Hoffnungen bei den Fans auf der iberischen Halbinsel, eventuell mal wieder einen Überraschungsmeister außerhalb von Barcelona und Madrid jubeln zu sehen.

"Der Klub hat drei, vier schwierige Jahre hinter sich, deshalb müssen wir diesen Moment der Stärke genießen, so lange es geht", fasst Gabriel den gelebten Traum in Valencia zusammen.

Johann Mai