01.12.2017 11:46 Uhr

Stadionverbot für Frauen: FIFA sind die Hände gebunden

Bislang dürfen nur männliche Fans den iranischen Fußballern zu jubeln
Bislang dürfen nur männliche Fans den iranischen Fußballern zu jubeln

Sie schießt selbst für Iran als Nationalspielerin Tore, doch bei den Spielen ihrer männlichen Kollegen darf Sara Ghomi in ihrer Heimat nur abseits der Stadionränge mitfiebern.

"Mein Wunsch ist, dass ich einmal ein Fußballspiel in einem Stadion anschauen kann", sagte die Stürmerin. Doch bis zur Erfüllung muss selbst sie als Fußballerin Geduld beweisen, denn der Klerus des Landes hält weiter am Stadionverbot für persische Frauen fest.

"Dieses Thema wird immer wieder von der Regierung angesprochen, aber der Klerus und die Führung im Land sind dagegen", hatte der hohe schiitische Geistliche Ajatollah Makarem Schirasi laut Nachrichtenagentur "ISNA" im November gesagt und damit die zarte Hoffnung auf eine Lockerung des Verbots im Keim erstickt.

Obwohl die Regierung unter Präsident Hassan Ruhani sogar gegen das Verbot ist, konnte sich das Regime bisher nicht gegen die einflussreichen und erzkonservativen Geistlichen durchsetzen. Auch der Fußball-Weltverband versucht zu vermitteln, doch der FIFA sind in der Diskussion mit dem Verband des WM-Teilnehmers Iran die Hände gebunden.

"Wir können zum Umdenken anregen"

"Eine der größten Herausforderung für die FIFA ist die Verbindung unserer Ziele mit den Landesgesetzen", sagte die FIFA-Frauenfußballdirektorin Sarai Bareman: "Wir können zum Umdenken anregen, aber wir können die Landesgesetze nicht ändern." Trotzdem hoffe die FIFA durch regelmäßigen Kontakt mit dem Iranischen Fußballverband (FFI), etwas bei der Gleichstellung der Geschlechter bewegen zu können, um den Fußball in allen Bereichen für Frauen zugänglich zu machen.

Denn obwohl Frauen in Iran seit 2003 den Ball unter strengen Kleiderordnungen selbst kicken dürfen, bleibt ihnen der Stadionzutritt verwehrt. Der Kontakt mit frenetischen männlichen Fans und deren vulgären Anfeuerungen sei kein Umgang für Frauen, lautet die Begründung der Glaubenshüter.

Hoffnungen auf Fortschritte machte aber im vergangenen September kurzzeitig das WM-Qualifikationsspiel der iranischen Männer gegen Syrien: Erstmals seit der Islamischen Revolution von 1979 hatte das Sportministerium offiziell auch weibliche Parlamentsabgeordnete zum Besuch des Spiels im Stadion eingeladen.

Ex-Bayern-Ass bezieht Stellung

Einige Politikerinnen jedoch schlugen die Einladung aus. "In einer Zeit, in der Mädchen sich als Männer verkleiden, um ins Stadion zu gehen, kann ich als Vertreterin dieser Menschen nicht durch eine besondere Erlaubnis ins Stadion gehen", sagte die Abgeordnete Parvaneh Salahshouri der Zeitung "Shargh": "Ich gehe hin, wenn sie auch mitkommen dürfen."

Die Stimmen gegen das Verbot werden auch allgemein immer lauter. Mittlerweile sprechen sich auch männliche Fußballer wie der frühere Bundesliga-Star Ali Karimi (Bayern München und Schalke 04) für die Rechte der weiblichen Fans aus. "Millionen iranische Frauen wollen Fußballspiele ihrer Lieblingsvereine im Stadion sehen. Das sollte ihnen doch ermöglicht werden können", sagte Karimi.

Doch trotz prominenter Unterstützung und Proteste nutzen die Konservativen ihre Machtposition, um ihre archaischen Ansichten durchzusetzen. Von der Abgeordneten Fatemeh Hosseini im September geforderte klare Antworten von Seiten der Regierung blieben bisher aus. Und der Ajatollah ist der Meinung: "Die Regierung sollte sich lieber um die Inflation und Arbeitslosigkeit kümmern als um dieses Stadionverbot."