08.12.2017 08:40 Uhr

Spurs in der Krise: Entschlüsselt und gebeutelt

Llorente (links) und Christian Eriksen stecken mit den Spurs in einer Krise
Llorente (links) und Christian Eriksen stecken mit den Spurs in einer Krise

Nach dem Einzug ins Achtelfinale der Champions League träumt Tottenham-Coach Mauro Pochettino von großen Europapokal-Abenden. In der Premier League aber droht die Saison bereits im Dezember in einem Albtraum zu enden.

In der Champions League trennten Borussia Dortmund und Tottenham Hotspur in dieser Saison Welten – während die Dortmunder in die Europa League abstiegen, sicherten sich die Spurs Rang eins in der Gruppe H vor Real Madrid und dem BVB.

In der heimischen Premier League stecken die Londoner jedoch in einer ähnlichen Krise wie die Schwarz-Gelben. Nur eins der letzten sechs Spiele konnte die Elf von Mauricio Pochettino gewinnen. Am Samstag soll gegen Stoke City die langersehnte Wende eingeleitet werden.

Nach 15 Spieltagen stehen die Spurs nur auf Rang sechs – zu wenig, um sich erneut für die Königsklasse zu qualifizieren, "Wir müssen wieder anfangen zu gewinnen und das wissen wir", meinte Innenverteidiger Jan Vertonghen nach dem Unentschieden gegen Watford am vergangenen Wochenende gegenüber dem "Independent".

Alderweireld fehlt an allen Ecken

Für Arsenal-Legende Paul Mearson ist die Schwächephase der Spurs vor allem auf eine Verletzung zurück zu führen: "Ihnen fehlt Toby Alderweireld, der der beste Verteidiger der Welt ist", glaubt der frühere englische Nationalspieler "Sky Sport". Durch seine Verletzung klafft seit Anfang November ein offenes Loch im Abwehrverbund der Londoner.

Es könnte noch schlimmer kommen: Alderweireld verriet der belgischen Zeitung "HLN", dass sein Muskel bei einer voreiligen Rückkehr reißen könnte. "Wenn das passiert, brauche ich eine OP und falle 14 Wochen aus", so das Abwehrass.

Fehlende Tiefe im Kader

Seit der Verletzung des Belgiers macht sich die dünne Personaldecke der Londoner bemerkbar. Momentan pendelt Eric Dier zwischen Abwehr und Schaltzentrale im Mittelfeld, da auch Mittelfeldkante Victor Wanyama seit mehreren Monaten ausfällt.

Für Vertonghen ein weiterer Grund für die Krise: "Victor war in der letzten Saison immens wichtig". Durch die beiden langwierigen Verletzungen fehlt es nun an Robustheit im Abwehrverbund der Londoner.

Taktik wurde entschlüsselt

Auch in der Offensive macht sich der fehlende Konkurrenzkampf bemerkbar. Da sich Gegner auf das schnelle Konterspiel der Londoner eingestellt haben, können die Angreifer um Goalgetter Harry Kane, Strippenzieher Christian Eriksen und Shootingstar Delle Alli ihr bevorzugtes Spiel nicht wie gewohnt aufziehen.

"Jetzt stellen sie sich hinten rein und warten dort auf uns", resümierte Jan Vertonghen gegenüber "Sky Sport". Durch die Rückkehr von Erik Lamela nach langer Verletzungspause könnte zwar personell mehr Druck entstehen, doch auch der Argentinier hat seine Stärken eher im Konterspiel.

Kein Wohnzimmer-Feeling in Wembley

Doch nicht nur das spielerische Potenzial macht Erfolgscoach Pochettino Sorgen. Durch den Neubau der White Hart Lane spielen die Spurs in dieser Saison alle Heimspiele im Wembley-Stadion. Eine ungewohnte Situation, die dem Team ganz offensichtlich Probleme bereitet.

"Wir fühlen uns viel besser, wenn wir auswärts spielen. Wenn wir in Wembley spielen, fühlt es sich manchmal so an, als würden wir nicht zu Hause spielen", so der Argentinier gegenüber dem "Evening Standard", "das ist die Realität."

Dieses Gefühl spiegelt sich auch in den Ergebnissen wider. Gaben die Spurs in der vergangenen Saison nur vier Punkte zu Hause ab, sind es in dieser Spielzeit bereits neun. Ein Sieg im Heimspiel gegen Stoke könnte die Mannschaft vor den anstrengenden Weihnachtstagen also in doppelter Hinsicht stärken.

Sebastian Rotter