07.07.2018 10:46 Uhr

Uruguay stolz auf eine "spektakuläre WM"

Uruguay tritt erhobenen Hauptes die Heimreise an
Uruguay tritt erhobenen Hauptes die Heimreise an

Als Antoine Griezmann dem WM-Traum Uruguays unter gütiger Mithilfe von Fernando Muslera den Todesstoß versetzte, konnte "El Matador" nur hilflos zusehen.

Im orangefarbenen Leibchen auf der Ersatzbank, von einem Bluterguss in der Wade außer Gefecht gesetzt, waren Edinson Cavani die Hände gebunden. Statt den Höhenflug mit der Celeste fortzusetzen, konnte der verletzte Starstürmer nach dem jähen Viertelfinal-Aus gegen Frankreich nur noch Trost spenden und die Tränen seiner Mitspieler trocknen.

Dabei war für den 31-Jährigen selbst die womöglich letzte Hoffnung auf den Titel zerplatzt. Nach Sprechen war Cavani deshalb nach dem 0:2 (0:1) nicht zumute. Ein kurzes Zwinkern, ein Daumen zeigte nach oben, dann verschwand er im dunkelblauen Anzug und mit wallender Mähne im Mannschaftsbus.

Stattdessen teilte er sich auf Instagram mit: "Traurig? Ja, sehr. Aber auch stolz und Gott dankbar, diese Erfahrung mit dieser Familie, die wir auf und neben dem Platz sind, erlebt zu haben. Ich bin stolz, ein Uruguayer zu sein und in diesen Momenten zu leiden."

Mit diesem Gefühl war Cavani nicht alleine. "Wir gehen erhobenen Hauptes", sagte Kapitän Diego Godín: "Wir haben eine spektakuläre WM gespielt. Natürlich schmerzt das Ausscheiden. Aber ich bin stolz auf meine Teamkollegen."

Trost von allen Seiten für Pechvogel Muslera

Schon vor Anpfiff hatte der Ausfall Cavanis, der die Celeste mit seinen beiden Treffern gegen Portugal (2:1) erst ins Viertelfinale gebracht hatte, Uruguays Hoffnungen erheblich gedämpft. Trotzdem trieb der zweimalige Weltmeister mit seiner berüchtigten Defensive Frankreich an den Rand der Verzweiflung. Doch Raphael Varane (40.) nach einem Freistoß und Griezmann (61.) nach einem kapitalen Torwartfehler von Muslera durchbrachen das Bollwerk.

Trost gab es für den Pechvogel nach dem schlimmen Patzer von allen Seiten. "Fernando ist ein großartiger Torhüter", sagte Abwehr-Ass Godín: "In anderen Spielen hat er uns schon mit unglaublichen Paraden gerettet." Trainer Óscar Tabárez wurde gar philosophisch. "Nur die, die gar nichts machen, machen keine Fehler", sagte der 71-Jährige und richtete den Blick lieber schon wieder nach vorne: "So, wie ein Traum heute endet, kommen neue."

Ob er selbst Uruguays neuen Traum mitgestaltet, ist unklar, sein Vertrag läuft aus. "Ich werde nicht über das Thema sprechen, weil es nicht an mir liegt. Die Trainer entscheiden nie, ob sie bleiben dürfen oder gehen müssen", sagte er.

Godín selbstbewusst: "Im Fußball gibt es immer eine Revanche"

In der Mannschaft besitzt Tabárez jedenfalls ein hohes Standing. "Jeder weiß, was der Maestro uns und dem uruguayischen Volk bedeutet", sagte Torjäger Luis Suárez. Und Verbandspräsident Wilmar Váldez kündigte an: "Erst müssen wir die Präsidentschaftswahlen abwarten. Und wenn ich wiedergewählt werde, werde ich mich mit Tabárez an einen Tisch setzen und über einen neuen Vertrag reden."

Ob mit oder ohne Tabárez - in vier Jahren in Katar will das kleine südamerikanische Land wieder angreifen. "Ich bin mir sicher, dass unser Weg noch nicht zu Ende ist", sagte Godín selbstbewusst: "Im Fußball gibt es immer eine Revanche. Diese Mannschaft wird noch viele großartige Dinge erreichen."