08.07.2018 11:15 Uhr

Frankreichs WM-Held Varane: "2014 ist Vergangenheit"

Raphael Varane erzielte im Viertelfinale gegen Uruguay das 1:0 für Frankreich
Raphael Varane erzielte im Viertelfinale gegen Uruguay das 1:0 für Frankreich

Vier Jahre lang schleppte Raphael Varane einen schweren Rucksack mit sich herum, nun ist der Verteidiger der gefeierte Held der Franzosen.

Dieses verdammte Kopfballduell mit Mats Hummels. Seit dem 4. Juli 2014 hat Raphael Varane diese eine Szene verfolgt, diese Sekunden vor dem 0:1 im WM-Viertelfinale gegen Deutschland: Im Maracana läuft die 12. Spielminute. Toni Kroos schlägt eine Freistoßflanke aus dem Halbfeld, Hummels schüttelt den damals erst 21-jährigen Varane ab wie eine lästige Fliege und köpft den Ball von der Unterseite der Latte ins Tor.

"2014 ist Vergangenheit", sagte dieser Varane nun, als er fast auf den Tag genau vier Jahre später die Dämonen der Vergangenheit mit einer Art Deja-vu endlich vertrieben hatte. Denn beim 2:0 (1:0) gegen Uruguay war es ausgerechnet er, der nach einem Freistoß mit einem lehrbuchreifen Kopfballtreffer den Grundstein zum Einzug der Franzosen ins WM-Halbfinale legte.

"Ich bin sehr froh über dieses Tor", sagte der Innenverteidiger von Real Madrid nach der wohltuenden Wiedergutmachung. Zumal er bei der Heim-EM vor zwei Jahren ja keine Gelegenheit dazu gehabt hatte. Eine Oberschenkelverletzung verhinderte damals seine Teilnahme. Noch so ein schmerzhaftes Kapitel in der Karriere des Raphael Varane.

"Paul Pogba ist Feuer, ich bin mehr wie Wasser"

Doch im Hier und Jetzt gehört Varane zu den Stützpfeilern von Frankreichs jungen Wilden in Russland. Als "Verteidigungsminister" ("Le Monde") auf dem Platz, aber auch als Führungskraft und Vize-Kapitän daneben. Ähnlich wie einst sein Idol Zinédine Zidane gehört Varane dabei eher nicht zu den Lautsprechern. "Es braucht verschiedene Persönlichkeiten. Paul Pogba ist Feuer, ich bin mehr wie Wasser", betonte er.

Mit allen Wassern gewaschen ist der Mann mit dem Spitznamen "Meister Proper" jedenfalls auch. Seit seinem Wechsel zu Real Madrid 2011 hat Varane mit den Königlichen 15 Titel gewonnen, darunter viermal die Champions League. Aber eine WM ist dann trotzdem nochmal eine größere Hausnummer. "Die ist seltener, nur alle vier Jahre. Und es geht um den Stolz einer Nation", betonte Varane, "die Emotion ist eine andere."

Varane glaubt an den Final-Einzug

Am Dienstag (20:00 Uhr) im Halbfinale in St. Petersburg wartet ebenfalls eine emotional spezielle Aufgabe auf ihn. Geboren und aufgewachsen in Lille, unweit der belgischen Grenze, gab es bereits früh Berührungspunkte mit den Nachbarn: "Ich habe ein herzliches Verhältnis zu den Belgiern. Als Kind habe ich dort viele Fußball-Turniere gespielt."

Für solch freundschaftliche Gefühle ist im Kampf um einen Platz im WM-Finale naturgemäß kein Platz. Wie schon gegen Vize-Weltmeister Argentinien und Uruguay kommt auf Varane viel Arbeit zu - Belgiens Power-Offensive um Romelu Lukaku hat bereits 14 Turniertore auf dem Konto. Mehr als jedes andere Team bei dieser Endrunde.

"Lukaku ist ein Problem für jede Defensive", gab Varane zu, "man darf ihm keinen Platz lassen. Und dann sind da noch die sehr guten Spieler um ihn herum." Doch das Träumen vom zweiten WM-Titel nach 1998 ist erlaubt: "Es liegt an uns, das Richtige zu tun, aber wir glauben daran." Schließlich könne die Equipe Tricolore auch den Roten Teufeln "offensiv weh tun", so Varane. Notfalls mit wuchtigen Kopfbällen des Defensivpersonals...