27.07.2018 08:21 Uhr

20 Teams im Quick-Check: Die beste 3. Liga aller Zeiten

Die 3. Liga freut sich auf Kevin Großkreutz
Die 3. Liga freut sich auf Kevin Großkreutz

Fußball-Fans aufgepasst! Schon am Freitag startet die 3. Liga in die neue Saison. Nie zuvor waren in ihrer elfjährigen Geschichte so viele ehemalige Top-Klubs oder Traditionsvereine in der niedrigsten Profi-Spielklasse vertreten. Gleich zum Auftakt lockt das erste Knaller-Duell, wenn Zweitliga-Absteiger Eintracht Braunschweig im heimischen Stadion auf Aufstiegsanwärter Karlsruher SC trifft. 

weltfussball nimmt die 20 Teilnehmer der Saison 2018/2019 unter die Lupe. Wer spielt um den Aufstieg mit? Wer dümpelt im Mittelfeld rum? Und für welche Klubs wird es richtig eng? 

  • Die Aufstiegsfavoriten:

Man muss sich nur einmal die Namen der Vereine auf der Zunge zergehen lassen, die allesamt den Anspruch haben, schnellstmöglich wieder im Rampenlicht des deutschen Fußballs zu stehen: Neben den genannten Braunschweigern und dem KSC haben auch der 1. FC Kaiserslautern, 1860 München, KFC Uerdingen, die SpVgg Unterhaching, Hansa Rostock und Energie Cottbus in den letzten Jahrzehnten mehr oder weniger ausgiebig Erstliga-Luft schnuppern dürfen. "Die 3. Liga steht vor einer hochinteressanten Saison, weil es wohl noch nie so viele klangvolle Namen - Vereine wie Spieler - in dieser Klasse gab", sagte Benjamin Schwedes, Sportdirektor des VfL Osnabrück, unlängst dem "kicker".

Dennoch wird es für die Vereine mit den großen Namen nicht einfach. Die besten Chancen aus dem Pulk der Aufstiegsaspiranten dürften die beiden Zweitliga-Absteiger haben, obwohl es sowohl bei Eintracht Braunschweig als auch beim 1. FC Kaiserslautern einen personellen Aderlass gegeben hat. Während die Niedersachsen auch auf der Trainerposition getauscht und Fan-Ikone Torsten Lieberknecht durch Henrik Pedersen ersetzt haben, sitzt beim FCK weiterhin Michael Frontzeck auf der Bank. 

Dieser setzt in seinem gut ausbalancierten Kader mit einem Mix aus erfahrenen und jungen Spielern vor allem auf seinen Kapitän Florian Dick, der die Roten Teufel zurück ins Unterhaus führen soll. "In der 3. Liga geht es um Kampf und Leidenschaft", betonte Dick: "Wir müssen das gemeinsam als Truppe annehmen. Dann kann mit dem Potenzial in der Hinterhand hier richtig etwas entstehen."

Auch Pedersen hat bei seiner ersten Station als Cheftrainer in Deutschland prominente Hilfe auf dem Feld. Stephan Fürstner kam von Union Berlin, soll die Talente leiten. "Auf vielen Positionen ist der Konkurrenzkampf sehr groß, und das ist auch gut so. Es waren spannende Wochen und wir sind richtig zusammengewachsen", erklärte Pedersen. Beide Klubs können sich zudem auf den unerschütterlichen Support der eigenen Fans verlassen.

Obwohl der KFC Uerdingen gerade erst aus der Regionalliga in die 3. Liga aufgestiegen ist, peilt der durch Hauptinvestor Mikhail Ponomarev geleitete Klub den Durchmarsch an. Immens verstärkt durch Stefan Aigner und Kevin Großkreutz scheint das große Ziel schon in Kürze greifbar.

Der erfahrene Coach Stefan Krämer setzt auf schnelles Umschaltspiel und traf damit offenbar genau den richtigen Ton. Seine Schützlinge bedankten sich in der vergangenen Rückrunde mit 13 Siegen aus 14 Spielen. Die Euphorie ist weiterhin riesig. Wenn die Integration der neuen Spieler schnell gelingt, hat der KFC das Potenzial für die vorderen Plätze.

Ebenfalls zu rechnen ist mit dem Karlsruher SC, der erst in den Playoffs gegen Erzgebirge Aue unterlag und durch eine starke Abwehrreihe punkten kann. "Diese Mannschaft ist eine Mannschaft, und sie hat Charakter", lobte KSC-Coach Alois Schwartz: "Wie sie in der Vorbereitung gearbeitet hat, macht mir ein gutes Gefühl für den Saisonstart."

Auch Wehen Wiesbaden strebt den Aufstieg an und hat mit Trainer Rüdiger Rehm einen allseits hochgeschätzten Fachmann an der Seitenlinie. 

  • Das vordere Mittelfeld:

Zumindest im vorderen Bereich der Tabelle dürfte sich 1860 München einordnen. Der Aufsteiger aus dem Süden hat seinen jungen Kader qualitativ und quantitativ verstärkt und setzt vornehmlich auf Akteure aus der Region und solche, die Stallgeruch mitbringen. Dazu kommen Routiniers wie Adriano Grimaldi, der für die nötigen Tore sorgen soll, oder Quirin Moll. Trainer Daniel Bierofka, der gerade seinen Fußballlehrer macht, wird zeitweise von Günther Gorenzel, gleichzeitig Sportlicher Leiter, vertreten. Außerdem ist es um den umstrittenen Investor Hasan Ismaik zuletzt ruhig geworden. 

Gänzlich ohne Investor kommt Energie Cottbus aus. Der langjährige Bundesligist vertraut einerseits nahezu in Gänze seinem Aufstiegskader und setzt andererseits auf die Geschicke seines extroviertierten Trainers Claus-Dieter Wollitz. Mannschaftliche Geschlossenheit ist der größte Trumpf der Lausitzer. Noch ist offen, wie sich die größtenteils unerfahrenen Akteure in der 3. Liga zurechtfinden. Gelingt die Anpassung, ist einiges möglich.

Auch Hansa Rostock träumt vom Aufstieg in die 2. Liga. Mit Pavel Dotchev hat die Kogge einen Coach, der weiß, wie man den Sprung ins Unterhaus schafft - das gelang ihm schon mit Aue und dem SC Paderborn. Allerdings muss der Bulgare einen personellen Umbruch bewältigen. Dennoch könnte es für das vordere Drittel der Tabelle reichen. 

Mit dem VfL Osnabrück könnte ein überraschender Name im vorderen Bereich der Tabelle landen. Zwar haben mehr als ein Dutzend Spieler den Klub verlassen, gaben den Verantwortlichen jedoch die Möglichkeit zur Neustrukturierung nach dem enttäuschenden 17. Platz der letzten Saison. Dem jungen Ex-Profi Daniel Thioune, der seit Oktober 2017 das Sagen hat, ist einiges zuzutrauen. In den Tests stach die starke Defensive des VfL genauso heraus wie die offensive, mutige Spielweise, die Thioune seinen Schützlingen eingeimpft hat.

  • Das Niemandsland:

Coach Michael Schiele genießt zwar bei Fans und Verein vollstes Vertrauen, doch die Würzburger Kickers werden den fünften Platz der vorangegangen Saison wohl nicht wiederholen können. Zu dünn ist der Kader besetzt. Mehrere Leistungsträger wechselten in die 2. Liga, der Klub setzt nun vornehmlich auf die junge Garde.

Auch Claus Schromm wirft gern Youngster ins kalte Wasser. Der Trainer der SpVgg Unterhaching hat einen breit aufgestellten Kader zur Verfügung. Knackpunkt könnte die Defensive werden. In der letzten Saison kassierten die Bayern 55 Gegentore. 

Fortuna Köln mit Trainer-Dauerbrenner Uwe Koschinat (geht bereits in seine achte Saison), VfR Aalen mit Drittliga-Neuling Argirios Giannikis auf der Bank und Bundesliga-Gründungsmitglied SC Preußen Münster dürften wenig mit dem Abstieg zu tun haben. Allerdings reichen die durchaus soliden Kader der drei Klubs nicht, um am Ende ganz oben anzugreifen. 

  • Die Kellerkinder:

Eng könnte es für ein Ost-Trio, bestehend aus dem FSV Zwickau, dem Halleschen FC und dem FC Carl-Zeiss Jena, werden. Die Zwickauer müssen finanziell kleine Brötchen backen, haben mit Bentley Baxter Bahn, Jonas Acquistapace und Jan Washausen zudem drei Stammspieler verloren, die nicht eins zu eins ersetzt werden konnten.

Auch Halle musste mit Martin Röser seinen besten Torschützen (an den KSC) abgeben und steht vor einem Umbruch. Nach Euphorie wird noch gesucht. Für Jena geht es auch im zweiten Drittliga-Jahr nur um den Klassenerhalt. Fehlen wird dabei Goalgetter Timmy Thiele (elf Tore in 17/18), der sich dem 1. FC Kaiserslautern angeschlossen hat. 

Die SG Sonnenhof Großaspach ist eine Wundertüte. Gelingt es Trainer Sascha Hildmann nicht, die insgesamt verkorkste Rückrunde vergessen zu machen, droht eine Negativspirale. Christian Neidhart hat beim SV Meppen wie schon im letzten Jahr mit dem geringen Etat zu kämpfen. Die Sportfreunde Lotte wollen die Katrastrophen-Saison 2017/2018 schnell aus den Köpfen bekommen, in der insgesamt vier Trainer verschlissen wurden. Der Klassenerhalt wird für das Team von Matthias Maucksch ein Tanz auf Messers Schneide.