27.09.2018 14:20 Uhr

Auf Favres Spuren: Dárdai will "Siegtor" gegen Bayern

Pál Dárdai will am Thron des FC Bayern rütteln
Pál Dárdai will am Thron des FC Bayern rütteln

Der Branchen-Primus spürt erstmals in dieser Saison zumindest einen Hauch der Verfolgerschatten - eine runderneuerte Hertha möchte endlich wieder einmal Bayern-Bezwinger sein.

Dreimal nacheinander waren Pál Dárdai und seine Berliner in der vom Münchner Starensemble dominierten Fußball-Bundesliga schon nah dran an einem Sieg gegen den übermächtigen FC Bayern. 1:1, 2:2, 0:0 - und jetzt?

"Es wäre schön, wenn wir das erste Tor machen. Oder wenn wir ein Siegtor machen nach so viel Jahren", sagte Cheftrainer Dárdai vor dem 67. Aufeinandertreffen durchaus mutig. Auch nach der jüngsten ersten Saison-Niederlage bei Werder Bremen ist im Hertha-Lager die Vorfreude auf das Freitagspiel im ausverkauften Olympiastadion ungetrübt, betonte Manager Michael Preetz.

Eine mit jugendlichem Elan und Erfahrung gemischte Hertha hat sich mit den neuen Kräften Javairo Dilrosun (20) aus der Talentekiste von Manchester City und der Liverpool-Leihgabe Marko Grujic (22/fällt mit Innenbandanriss aus) Respekt erspielt bei der Liga-Konkurrenz, auch beim Meister und Tabellenführer. Bayern-Coach Niko Kovac ließ zuletzt gegen den FC Augsburg einige Stammkräfte wie Robert Lewandowski und Jérôme Boateng auf der Bank, die in Berlin wieder in der Startelf stehen sollten. Preetz wertete das als "Respekt", den sich sein Team mit zehn Punkten und attraktivem Fußball erarbeitet habe.

Kovac freut sich auf zu Hause

Die Bayern treten nach dem überraschenden Punktverlust gegen Augsburg (1:1) mit großer Motivation vor über 74.000 Zuschauern in Berlin an. "Wir wollen jetzt in Berlin nachlegen und das, was wir liegen gelassen haben, wieder mitnehmen", sagte Kovac. Für den 46-Jährigen ist die Partie durchaus speziell: Er wurde in der Hauptstadt geboren und in Berlin-Wedding groß, wo Hertha seine Wurzeln hat.

Kovac spielte gleich zweimal für die Alte Dame, erst in der 2. dann in der 1. Liga. "Immer, wenn man nach Hause fährt, freut man sich. Ich habe dort noch Verwandte und Freunde", sagte der Neu-Bayer. Verzichten muss Koavc auf den angeschlagenen Leon Goretzka (Sprunggelenkblessur). Dafür rückt der 18 Jahre alte Linksverteidiger Jonathan Meier in den Kader.

Der erste Punktverlust der Saison soll bei seinen Spielern wieder alle Sinne schärfen. "Es tut schon weh direkt danach. Aber in der aktuellen Phase darf uns das nicht aus der Bahn werfen", betonte Nationalspieler Thomas Müller: "Es geht Schlag auf Schlag weiter. Wir müssen die Kräfte bündeln und sehen, dass wir in Berlin wieder einen Dreier einfahren." Letztmals gelang das seinem Team im April 2016.

Letzter Hertha-Sieg gegen Bayern unter Favre

Torwart Manuel Neuer, direkt beteiligt am schmerzhaften Gegentor gegen Augsburg, sieht nach der ersten eigenen Schwäche und dem 7:0-Ausrufezeichen von Borussia Dortmund (nur noch zwei Punkte zurück) die zwingende Notwendigkeit, die Bayern-Dominanz in der Hauptstadt zu verdeutlichen: "Jetzt müssen wir wieder mit einer hohen Motivation gegen eine starke Hertha antreten und versuchen, dort die drei Punkte zu stehlen", unterstrich der Kapitän.

Ein Hertha-Sieg im preußisch-bayrischen Duell liegt weit zurück. Im Februar 2009 unter Trainer Lucien Favre führten zwei Treffer von Andrej Voronin zum 2:1 gegen die damals von Jürgen Klinsmann gecoachten Münchner. Dárdai war als Mittelfeld-Abräumer dabei. "Für jeden ist es immer ein besonderes Spiel", sagte der jetzt 42-jährige Trainer. "Auch als Spieler war es so: Egal, wer ein Tor macht in diesem Spiel, alle springen hoch", bemerkte Dárdai. Denn die halbe Hauptstadt sei Bayern-Fan, im Stadion gebe es eine tolle Stimmung.

Nicht erst nach dem Rückschlag in Bremen weiß Dárdai, dass der Weg zu einem dauerhaften Spitzenteam für einen Verein wie Hertha weiter extrem steinig ist, auch wenn das Team in dieser Saison schon einige Farbtupfer setzen konnte. "Wir sind froh, uns mit diesen Spielern messen zu können", erklärte der Ungar zum Duell mit dem Münchner Starensemble: "Wir wollen es einfach genießen."