27.09.2018 18:06 Uhr

Türkische Medien wettern gegen UEFA

Nach der EM-Vergabe nach Deutschland ist gibt sich die Türkei trotzig
Nach der EM-Vergabe nach Deutschland ist gibt sich die Türkei trotzig

Um 15:21 verkündete UEFA-Präsident Aleksander Ceferin die traurige Nachricht für die Türkei. Nach 2008, 2012 und 2016 scheiterte das Land auch bei der vierten Bewerbung um die Austragung einer Europameisterschaft.

"Dass die UEFA trotz all unserer Stärken die EM nicht an unser Land vergeben hat, ist eine traurige Situation - für die UEFA und die EURO 2024", sagte der türkische Sportminister Mehmet Kasapoglu mit einigem Trotz.

Eine Austragung in der Türkei wäre eine "Win-Win-Situation" gewesen, so der Minister, der "die hohen Qualitätsstandards" des Landes hervorhob. Die Türkei habe durch die Entscheidung pro Deutschland indes "nichts verloren".

Rassismus ignoriert?

Die türkischen Medien wie die Tageszeitung Hürriyet oder Sportseiten wie TRT Spor, Fanatik oder Fotomac reagierten zunächst relativ zurückhaltend auf die Entscheidung aus Nyon - vereinzelt wurde die UEFA allerdings angegriffen und als nicht aufrichtig bezeichnet. Sie habe "den Rassismus gegen Mesut Özil und Ilkay Gündogan ignoriert", schrieb etwa Hürriyet. Dieses Thema hatten auch die türkischen Bewerber vor der Entscheidung bereits zu nutzen versucht.

Der türkische Fußball-Verband TFF verlor bei der Abstimmung um die EM-Vergabe deutlich mit 4:12 gegen Konkurrent Deutschland. Der türkische Verbandspräsident Servet Yardimci war wie sein deutscher Amtskollege, DFB-Präsident Reinhard Grindel, in dem 20-köpfigen Gremium als Bewerber nicht wahlberechtigt.

"Share together": Steuerfreiheit und satte Gewinne

Die Türkei hatte im Vorfeld der EM-Vergabe mit der Fußballbegeisterung im Land, das zwei Kontinente verbindet, geworben. Dem deutschen "United by Football" stellte der türkische Verband sein Motto "Share together" entgegen. Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan versprach Steuerfreiheit und riesige Gewinne.

"Die Gerüchte bezüglich der wirtschaftlichen Lage der Türkei entsprechen nicht der Wahrheit", widersprach Erdogan: "Es sollte kein Zweifel daran bestehen, dass bei der Europameisterschaft die Stadien gefüllt und die Sponsoren- und Werbeeinnahmen hoch sein werden."

In der türkischen Bewerbung fehlte unter anderem ein "Aktionsplan in Sachen Menschenrechte". Zudem wurde hinterfragt, ob die geplanten und nötigen Milliarden-Investitionen in die Infrastruktur nicht der Wirtschafts- und Finanzkrise zum Opfer fallen könnten. UEFA-Präsident Aleksander Ceferin wollte darüber vor der Vergabe nicht konkret reden, betonte aber, die UEFA habe diesen Punkt "natürlich im Auge".

Am Ende sprachen offenbar zu viele Argumente gegen die Türkei.