04.10.2018 08:30 Uhr

Frankfurt-Gegner Lazio Rom: Alles Ciro, oder was?

Ciro Immobile ist der Torgarant für Lazio Rom
Ciro Immobile ist der Torgarant für Lazio Rom

Spätestens seit dem überraschenden 2:1-Auswärtssieg beim Vorjahresfinalisten Olympique Marseille ist bei Fußball-Bundesligist Eintracht Frankfurt der Europapokal-Hype ausgebrochen. Mit dem italienischen Vertreter Lazio Rom kommt am Donnerstagabend ein klangvoller Name in die ausverkaufte Commerzbank-Arena. Der Europa-League-Kontrahent der Eintracht im Gegner-Check.

  • Die Form

Unter dem Strich haben die Laziali einen soliden Saisonstart hingelegt. Die Adler aus Italien stehen mit zwölf Punkten aus den ersten sieben Begegnungen auf dem siebten Rang der Serie A. Die drei bisherigen Saisonniederlagen gegen Juventus Turin, den SSC Neapel und die AS Roma schmerzen zwar, waren jedoch allesamt erwartbar. Immerhin standen alle drei Teams letzte Saison in der Tabelle vor Lazio.

Im ersten Spiel der Europa League erledigten die Italiener die Pflichtaufgabe gegen Apollon Limassol derweil unspektakulär. Im heimischen Olympiastadion setzten sich die Römer mit 2:1 durch.  

  • Der Trainer

Lazio wird seit 2016 von dem Italiener Simone Inzaghi trainiert. Der kleine Bruder von Milan-Legende Filippo Inzaghi führte die Hauptstädter zuletzt zwei Mal in Folge auf den fünften Rang und damit in die Europa League. 

Der 42-Jährige, der zwischen 1999 und 2010 selbst als Stürmer für Lazio auflief, gilt als taktisch äußert versiert und flexibel. In der vergangenen Saison wechselte er je nach Gegner zwischen mehreren taktischen Systemen. Am häufigsten greift er jedoch auf ein 3-5-1-1 zurück. 

In diesem System erwartet er von allen Spielern disziplinierte Defensivarbeit und engagiertes Pressing gegen den Ball. Nach eigenem Ballgewinn schaltet das Team dann mit Luis Alberto, Sergej Milinkovic-Savic und Ciro Immobile in den Hauptrollen blitzschnell um. "Lazio ist eine große Hürde und eine Mannschaft mit großer Erfahrung", weiß auch Eintracht-Coach Adi Hütter vor der Partie.

  • Die Stars und Stärken

Trotz eines nicht übermäßig offensiven Systems bringt Lazio mit dem Umschaltspiel eine enorme Torgefahr mit, die auch für Eintracht Frankfurt zum Problem werden könnte. Mit 89 Toren stellte das Team in der vergangenen Saison den besten Angriff der italienischen Liga. Hauptverantwortlich für die Torflut war dabei in erster Linie ein Mann: Ciro Immobile. 

Der Mittelstürmer, der in der Saison 2014/15 ein Jahr lang für Borussia Dortmund auflief, steuerte letzte Saison in der Liga 29 Treffer bei und wurde gemeinsam mit Inters Mauro Icardi Torschützenkönig. Seit er den BVB 2016 in Richtung Rom verließ, hat er seine alte Form wiedergefunden. In 76 Ligaspielen erzielte er 56 Tore und bewies damit seine überragenden Fähigkeiten als Torjäger.

Der heimliche Superstar des Teams ist jedoch Mittelfeldspieler Sergej Milinkovic-Savic. Der Rechtsfuß ist ein echter Allrounder im Mittelfeld: Technisch stark, torgefährlich und mit seinen 1,91 Metern Körpergröße auch physisch präsent. Aufgrund dieser Veranlagungen wird dem 23-jährigen Serben eine blühende Zukunft prophezeit.

"Wenn er gesund bleibt, kann er der kompletteste Spieler des Planeten werden. Er hat etwas von einem Brasilianer und macht Dinge, die mich an Zinédine Zidane erinnern", sagte kürzlich sein serbischer Landsmann Mateja Kezmann über "SMS". 

Angeblich haben sich bereits etlichen Top-Klubs wie Real Madrid oder der FC Chelsea in Stellung gebracht, um den Achter zu verpflichten. Nach seiner jüngsten Vertragsverlängerung bis 2023 dürfte die Ablösesumme für einen Wechsel sicherlich jenseits von 100 Millionen Euro liegen.   

  • Die Schwächen

Trotz der angepriesenen kollektiven Defensivarbeit ist die Abwehr der Römer keineswegs unüberwindbar. Ganz im Gegenteil: Schon in der letzten Spielzeit kassierte die Mannschaft 49 Gegentore in der Liga - deutlich mehr als andere Teams in der Spitzengruppe. Der Abgang von Abwehrchef Stefan de Vrij zu Inter Mailand im Sommer hat diese Probleme in der Hintermannschaft tendenziell noch verstärkt. 

Im bisherigen Saisonverlauf hatte Lazio außerdem Probleme, die eigenen Tore auf mehrere Schultern zu verteilen. Während sich Immobile mit vier Ligatreffern abermals in guter Form präsentiert hat, gelang keinem seiner Kollegen bislang mehr als ein Treffer in der Liga. Diese Abhängigkeit von den Toren des Mittelstürmers macht die Offensive derzeit ein Stück weit berechenbarer.

Außerdem muss Lazio als Auswärtsteam erst einmal bei der Frankfurter Eintracht bestehen. "Die Hütte wird voll sein, die Fans werden zu 100 Prozent hinter uns stehen", meinte Eintracht-Profi Marco Russ. "Aus diesem Grund glaube ich auch, dass wir mit den Fans im Rücken gewinnen können."

  • Die Historie

In der vergangenen Spielzeit belegte Lazio den fünften Rang und verpasste am Ende einer starken Saison die Qualifikation für die Champions League nur denkbar knapp. Erst am letzten Spieltag verspielten die Römer durch eine 2:3-Niederlage gegen Inter Mailand noch den vierten Platz, der zur Teilnahme an der Champions League berechtigt hätte. 

Mit 72 Punkten und den 89 Toren stellten die Adler letzte Saison dennoch gleich zwei neue Vereinsrekorde auf. Zuletzt hatten die Römer in der Saison 1999/2000 ebenso viele Punkte eingespielt.

Damals hatte diese Punkteausbeute in einer Liga mit nur 18 statt der heutigen 20 Teams noch zum Gewinn des Ligatitels gereicht. Dieser Triumph ist bis heute der letzte Titel in der Serie A, den Lazio erringen konnte.  

Jonas Hofmann