14.10.2018 18:19 Uhr

PSV marschiert vorweg - Wachablösung in Schottland?

Unaufhaltsam? Hirving Lozano und der PSV werden in der Eredivisie gejagt
Unaufhaltsam? Hirving Lozano und der PSV werden in der Eredivisie gejagt

Die ersten Spieltage in Fußball-Europa sind vorüber, erste Trends sowie Überraschungen und Enttäuschungen zeichnen sich in den verschiedenen Ligen ab. Zeit für einen kurzen Blick über den Tellerrand.

  • Schottland: Hearts greifen Celtic und Rangers an

Bei den Schotten ist die jährliche Frage nach dem Meister eigentlich schon vor dem ersten Spieltag geklärt. Der Titel geht sowieso nach Glasgow, fragt sich nur ob an Celtic oder die Rangers. Beide Klubs holten zusammen unglaubliche 103 Meisterschaften und lassen seit 33 Jahren keinen anderen Champion zu.

Die Hearts of Midlothian wollen genau diese Vormachtstellung kippen. Der Verein aus der Hauptstadt Edinburgh ist nach acht Spieltagen sensationell Erster.

Das Überraschungs-Team legte mit fünf Siegen am Stück einen echten Traumstart hin und fügte Meister Celtic am 2. Spieltag die frühste Saisonniederlage seit 2006 zu.

"Unsere Fans dürfen träumen", meint Trainer Craig Levein. Ob die Hearts aber am Ende tatsächlich das schottische Leicester City werden, bleibt abzuwarten. Die von Natur aus lange Saison verzeiht Ausrutscher und kommt eher den favorisierten Glasgower Klubs zu Gute.

Am vergangenen Wochenende feierten die Rangers ein 3:1 gegen die Hearts und unterstrichen damit ihre Ambitionen, trotz des ausbaufähigen Saisonstarts wieder einen der vorderen Plätze zu belegen. Seit der Rückkehr ins schottische Oberhaus 2016 belegte der Rekordmeister, der seit dieser Saison von Liverpool-Legende Steven Gerrard trainiert wird, immer mindestens den dritten Rang. 

Auch mit Celtic, das den schlechtesten Ligastart der vergangenen 20 Jahre hinlegte, dürfte im Verlauf der Spielzeit noch zu rechnen sein. Der Meister kann sich einmal mehr auf die starke Defensive verlassen, die bislang erst vier Gegentore zuließ. Ob der Verlust von Mittelstürmer Moussa Dembélé, der im Sommer für 22 Millionen Euro zu Olympique Lyon wechselte, kompensiert werden kann, bleibt jedoch fraglich.

  • Niederlande: PSV dank DFB-Schreck wieder oben

In den Niederlanden ist die PSV Eindhoven erneut auf Titelkurs. Die Mannschaft des ehemaligen Bayern-Heißsporns Mark van Bommel steckte zwei Pleiten in der Champions League unbeeindruckt weg und siegte in allen acht Ligaspielen. Einer der auffälligsten PSV-Kicker ist dabei DFB-Schreck Hirving Lozano.

Der Mexikaner, der das deutsche WM-Trauma mit seinem Siegtreffer im ersten Gruppenspiel einleitete, ist weiter in Top-Form und netzte schon siebenmal ein.

Dauer-Rivale Ajax ist auch in dieser Saison wieder ärgster Verfolgung von PSV. Nicht zuletzt wegen der herben 0:3-Pleite am 6. Spieltag in Eindhoven weisen die Ajaciden aber einen Rückstand von fünf Punkten auf den amtierenden Meister auf.

Dennoch verlief der Start für Amsterdam insgesamt vielversprechend. In der Eredivisie zumindest noch in Schlagdistanz zur Spitze, rangiert die blutjunge Ajax-Truppe um Kapitän Matthijs de Ligt (19) und Mittelfeld-Juwel Frenkie de Jong (21) in der Champions League vor dem deutschen Rekordmeister Bayern München auf Platz 1 der Gruppe E.

  • Österreich: Salzburg trotz Liga-Reform nicht zu stoppen

Die Saison 2018/2019 ist in Österreich eine besondere: Der ÖFB hat das Bundesliga-Format auf links gedreht und kürt den Meister ab sofort in einem extra eingeführten Finaldurchgang, in welchem die bis dahin erspielten Punkte halbiert werden. Ziel der Maßnahme: Mehr Spannung und mehr Konkurrenz für Red Bull Salzburg.

Nach zehn Spieltagen geht dieser Plan jedoch nur bedingt auf. Die Roten Bullen ziehen weiter einsam ihre Kreise und verbreiten in der Alpenrepublik auch im sechsten Jahr nacheinander Angst und Schrecken. Die Bilanz: Zehn Spiele, zehn Siege, neun Punkte Vorsprung.

Das Team des deutschen Coaches Marco Rose dominiert jeden Gegner mit starkem Pressing und machte jüngst auch in der Europa League klar, dass man nicht die kleine Schwester von RB Leipzig ist.

Die im Vorfeld der Saison als mögliche Verfolger erwarteten Klubs Rapid Wien und Sturm Graz hängen derweil noch in den Startblöcken fest und dürften sich mit 18 bzw. 17 Punkten Rückstand bereits aus dem Meisterrennen verabschiedet haben.

Stattdessen weilt eine wahrhaftige Überraschungsmannschaft in der Spitzengruppe: der SKN St. Pölten. Die Kicker aus dem 50.000-Einwohner-Städtchen belegten in der Vorsaison den letzten Platz. Nur aufgrund einer Ausnahmeregelung im Rahmen der Liga-Aufstockung auf zwölf Teams rettete sich der Klub über eine Relegation vor dem Abstieg. In dieser Saison liegt das Team nun als Zweiter sensationell auf Kurs Meister-Playoffs.

Schweiz: Young Boys Bern löst FC Basel ab

  • Schweiz: Neue Machtverhältnisse in der Super League

In der Schweiz zeichnet sich derzeit der endgültige Wechsel der eidgenössischen Machtverhältnisse ab. Titelverteidiger Young Boys Bern läuft dem FC Basel immer mehr den Rang ab und ist auch in dieser Spielzeit kaum zu stoppen. YB verfügt mit 34 Toren nach zehn Spielen über eine beeindruckende Quote und hat mehr Treffer auf dem Konto als die Verfolger Zürich und Basel zusammen.

Der langjährige Branchenprimus FC Basel kommt nicht hinterher und kassierte im Berner Stade de Suisse vor zwei Wochen sogar eine schmerzhafte 1:7-Packung. Waren es früher die "Bebbi", die es in der Königsklasse mit den ganz Großen aufnahmen, misst sich nun YB mit Manchester United und Juventus Turin.

Während bei den Gelb-Schwarzen alles funktioniert und auch die CL-Einnahmen das Team weiter verstärken, verliert Basel immer mehr den Anschluss. Bereits im vergangenen Jahr trennten beide Klubs 15 Punkte. 

  • Türkei: Spitzenquartett aus Istanbul - doch Fenerbahçe fehlt

In der türkischen Süper Lig erinnert die neue Spielzeit schon früh an den engen Meisterschaftskampf der Saison 2017/2018. Meister Galatasaray ist nach acht Spieltagen erneut vorn, kassierte aber schon zwei Niederlagen. Direkt dahinter tummeln sich mit Istanbul Basaksehir, Besiktas und Kasimpasa gleich drei weitere Klubs aus der Bosporus-Metropole.

Für Fenerbahce verlief der Saisonstart dagegen katastrophal. Der Vizemeister steckt überraschend im Tabellenkeller und präsentiert sich unter dem neuen Trainer Phillip Cocu viel zu harmlos. Fener erzielte in acht Partien erst sechs Tore, die beiden prominenten Premier-League-Leihgaben Islam Slimani und André Ayew enttäuschten bislang komplett.

Norman Droste