07.11.2018 11:15 Uhr

Joelinton: Aus dem Fehleinkauf wird ein Fundstück

Joelinton spielt seit diesem Sommer wieder im Kraichgau
Joelinton spielt seit diesem Sommer wieder im Kraichgau

Der Brasilianer Joelinton vom Fußball-Bundesligisten TSG Hoffenheim ist eine der großen Entdeckungen der Saison. Der Umweg über Österreich brachte den wuchtigen Angreifer an sein Ziel.

Julian Nagelsmann nennt ihn nur "Joe". Für die Aussprache des kompletten Namens fehlt dem vielbeschäftigten Trainer der TSG Hoffenheim die Zeit. Dabei war Zeit genau das, was Joelinton Cassio Apolinario de Lira gebraucht hat. Ein zweijähriger Auslands-Aufenthalt in Österreich war nötig, um aus dem vermeintlichen Fehleinkauf ein Fundstück der Fußball-Bundesliga zu machen.

Nagelsmann weiß deshalb nur zu gut, bei wem er sich für die gute Ausbildung des wuchtigen Angreifers aus Brasilien zu bedanken hat. "Das Lob gebührt Rapid Wien. Die österreichische Liga hat ihm sehr gut getan. Er hat sich in der Zeit gut entwickelt, ist wissbegierig und lernfähig", sagte der 31-Jährige: "Das ist schon eine Kante, die ganz ekelig zu verteidigen ist."

Joelinton bisher in allen Pflichtspielen dabei

Dabei stand das Europa-Abenteuer des Südamerikaners zunächst unter keinem guten Stern. Im Sommer 2015 kam Joelinton von Sport Recife in den Kraichgau. Doch das Geld für die Ablösesumme in Höhe von 2,2 Millionen Euro und den Vertrag bis 2020 schien nicht gut angelegt. Ein Einsatz als Einwechselspieler in der Nachspielzeit am 18. Dezember bei der Niederlage beim FC Augsburg (0:1) war alles, was für Joelinton in seiner Premierensaison zu Buche stand.

Also entschlossen sich die TSG-Verantwortlichen, den damals erst 19-Jährigen für zwei Jahre nach Wien auszuleihen. Dort erzielte er in 60 Spielen zwar auch "nur" 15 Tore, dennoch entschieden sich die Hoffenheimer für die Rückholaktion.

Und schon jetzt ist klar, dass sich das Risiko ausgezahlt hat - das belegt allein der Blick auf die Zahlen: Vor der Partie in der Champions League am Mittwoch bei Olympique Lyon kam Joelinton in allen Pflichtspielen der TSG zum Einsatz. In den 15 Begegnungen brachte es der mittlerweile 22-Jährige auf acht Tore und fünf Vorlagen. Der Marktwert des Stürmers, dessen Ziele die englische Premier League und die brasilianische Nationalmannschaft sind, kletterte laut "transfermarkt.de" auf sieben Millionen Euro.

Joelinton: "Fühle mich sehr gut"

Ein Ende der Entwicklung ist beim Schützling von Berater Roger Wittmann nicht abzusehen. Schließlich hat Joelinton nach Ansicht seines Trainers vor seinem Doppelpack im zurückliegenden Ligaspiel bei Bayer Leverkusen (4:1) ein Tal durchschritten - was wohl kaum einem anderen als Nagelsmann aufgefallen ist.

"Er hat im Sommer unglaublich gut bei uns begonnen. Er hatte eine tolle Präsenz und hat frei von der Leber weg gespielt. Zuletzt hat er aber ein bisschen müde gewirkt und war nicht mehr ganz so präsent wie in den ersten Wochen", äußerte der Coach: "In Leverkusen hat er sein internes Comeback mit einer außergewöhnlichen Charakterleistung gefeiert."

Nach seinem "Comeback" sagte Joelinton im Übrigen das, was er in seinem ordentlichen Deutsch seit Saisonbeginn immer wieder demütig vorträgt: "Ich fühle mich sehr gut, ich bin sehr glücklich. Und ich freue mich, wenn ich meiner Mannschaft helfen kann."