20.11.2018 13:28 Uhr

"Briefje" vom Bondscoach weist Oranje Weg ins Finale

Van Dijk schoss Oranje ins Finalturnier
Van Dijk schoss Oranje ins Finalturnier

Mit zwei späten Toren haben sich die Niederlande noch das letzte Ticket für die Nations-League-Finalrunde geschnappt. Dabei half ein Stück Papier.

Der Spickzettel mit dem entscheidenden Hinweis für Oranje gelangte erst auf Umwegen ans Ziel. Bondscoach Ronald Koeman steckte sein "Briefje" Außenverteidiger Kenny Tete zu, der gab das Papier an seinen Nebenmann Matthijs de Ligt weiter, ehe es endlich bei Kapitän Virgil van Dijk landete.

Die Botschaft: Der Abwehrchef sollte als Aushilfsstürmer kurz vor Schluss für den Ausgleich sorgen. Den Auftrag führte er prompt aus - mit seinem Tor in der Nachspielzeit zum 2:2 (0:2) beim Ex-Weltmeister Deutschland schoss er die Niederlande ins Nations-League-Finalturnier.

"Ich habe versucht, Unruhe zu stiften", sagte der 27-Jährige vom FC Liverpool, "das hat geklappt." Nach einer von Joshua Kimmich per Kopf verlängerten Flanke habe er "den Ball perfekt getroffen" - und das "meisterhafte Comeback von Oranje" (De Telegraaf) war vollendet, mit dem "Ausgleichstreffer aus dem absoluten Nichts" (AD).

Koeman sah Ausgleich gegen DFB-Team voraus

Bondscoach Koeman hatte es kommen sehen. Der Europameister von 1988, der nach dem Verpassen der EM 2016 und der WM 2018 innerhalb weniger Monate den Umbruch in der Elftal vollzog, wusste schon vorher nicht nur, was passieren würde, sondern auch wie.

"Ich habe den Spielern in der Pause gesagt: Wenn wir das 1:2 machen, schaffen wir auch noch den Ausgleich", berichtete der 55-Jährige, dessen Team in der ersten Halbzeit von Timo Werner, Leroy Sane und Co. regelrecht an die Wand gespielt worden war. Nach dem Treffer von Quincy Promes (85.) schickte er van Dijk nach vorne und beorderte seinen Spielmacher Frenkie de Jong als Reinkarnation des Liberos in die Abwehr.

Dank van Dijk ließ Oranje, in den vergangenen Jahren die Lachnummer des Kontinents, die beiden letzten Weltmeister - Deutschland und Frankreich - hinter sich und schnappte sich das letzte Ticket für das Endturnier in Portugal vom 5. bis 9. Juni. Zuvor hatten sich bereits England, Europameister Portugal und die Schweiz qualifiziert.

Bundestrainer Löw spart nicht mit Lob für Niederlande

"Dass wir die Gruppe gewonnen haben, ist ein Traum", sagte Koeman, der sein Team schon früher als sein deutscher Kollege Joachim Löw verjüngt hatte. Statt der Altstars Arjen Robben, Robin van Persie oder Wesley Sneijder glänzen jetzt herausragende Talente wie van Ligt (19) und de Jong (21) in der Elftal und haben "die Zuneigung des Volkes mit Spielen zum Küssen wiedergewonnen" (De Volkskrant) - wie beim 3:0 im Hinspiel gegen die DFB-Elf oder beim 2:0 gegen Weltmeister Frankreich.

Allerdings: Erfahrene Profis wie Georginio Wijnaldum (28) oder der Ex-Hoffenheimer Ryan Babel (31) unterstützen die Jungen und geben ihnen Halt. Mit durchschnittlich 25,7 Jahren war Koemans Startelf sogar älter als Löws (24,9). Der Bundestrainer sparte trotz der Enttäuschung, nach 80-minütiger, teils deutlicher Überlegenheit nicht gewonnen zu haben, nicht mit Lob: "Holland hat eine schwere Zeit hinter sich und ist im Moment auf einem sehr guten Weg."