20.11.2018 16:47 Uhr

BVB-Flirt Pedrinho: Ein Zico mit Defiziten

Pedrinho soll schon lange auf dem Zettel des BVB stehen
Pedrinho soll schon lange auf dem Zettel des BVB stehen

Er spielt seine Kontrahenten schwindelig, garniert seine Kunststückchen gerne mit einem frechen Tunnel, lässt Hackentricks und Übersteiger regnen und derzeit halb Fußball-Europa verzückt mit der Zunge schnalzen. Unter anderem sollen Real Madrid und der BVB bei Pedro Victor Delmino da Silva, kurz Pedrinho, vom amtierenden brasilianischen Fußball-Meister Corinthians angeklopft haben. Doch was darf man vom 20-jährigen Senkrechtstarter erwarten?

Nachdem er mit dem Corinthians-Nachwuchs zahlreiche Titel abgeräumt hatte, feierte Pedrinho im April 2017 sein Debüt im Trikot der Profis, zwölf Monate später gehörte der Youngster zur Stammbesetzung der "Timao". Meist treibt das Toptalent das Angriffsspiel der Mannen aus Sao Paolo über den rechten Flügel an, der Linksfuß kann jedoch auch hinter den Spitzen oder auf Linksaußen agieren. 

"Er ist eigentlich ein klassischer Zehner", umreißt Pedrinhos Jugendcoach Márcio Zanardi die Stärken seines einstigen Schützlings gegenüber "O Estado de Sao Paolo". "Er gleicht von seinem Spiel Zico und verkörpert weit mehr als Durchschnitt." Körperlich sei der 1,72 Meter große Ballzauberer seinen Gegner zwar bereits immer unterlegen gewesen, hartes Training und seine Fähigkeiten am Ball hätten diese Defizite allerdings wettgemacht. "Es gibt keinen zweiten Mittelfeldspieler wie ihn in Brasilien, ich bin sicher, dass er seinen Weg ins Nationalteam machen wird", lobt Zanardi weiter.

BVB-Flirt Pedrinho einer wie Zico: Der Vergleich hinkt

Der Vergleich mit Zico dürfte für Pedrinho Ehre und Ansporn zugleich sein. In seiner Vita kommt er bislang auf 44 Liga-Spiele, wettbewerbsübergreifend stehen 74 Profipartien zu Buche. Ein Umstand sticht dabei sofort ins Auge: Pedrinho mangelt es an Torgefahr - nie traf er in der Liga, viermal in sportlich eher wenig bedeutenden Wettbewerben, immerhin einmal in der Copa Libertadores. Eine sehr dürftige Ausbeute für den Offensivspieler, der trotz vieler Flankenläufe zudem lediglich auf ausbaufähige vier Liga-Assists kommt.

Zum Vergleich: Der "Weiße Pelé" Zico knipste bei mehr als der Hälfte seiner Auftritte. Dass er es besser kann, hat Pedrinho immerhin in der Jugend bewiesen. 2017 ballerte der Edeltechniker den Corinthians-Unterbau mit sechs Toren zum Gewinn des Pokalwettbewerbs in Sao Paolo. Am Abschluss muss der Dribbelkünstler dennoch gewaltig schrauben. Zu oft versucht er sein Glück aus der zweiten Reihe, zu selten sorgen seine Abschlüsse für Gefahr. 

Was Pedrinho auf dem Rasen mit dem Ball am Fuß zeigt, rechtfertigt das Interesse der europäischen Fußball-Prominenz trotzdem, ob der Südamerikaner eine sofortige Verstärkung wäre, darf man hinterfragen. Sicher ist, dass auch die Fans in Deutschland oder Spanien die Tricks des 20-Jährigen bejubeln würden, die Verteidiger der europäischen Top-Ligen dürften sich die Ballstafetten hingegen nicht lange gefallen lassen. 

Pedrinho als Pulisic-Erbe zum BVB?

Transfergerüchte um das Talent sind derzeit so oder so keine Mangelware. Paris Saint-Germain und der FC Barcelona wurden genannt, die heißeste Spur führt allerdings zum BVB oder zu Real Madrid.

In Dortmund könnte der Südamerikaner Christian Pulisic beerben. Der Vertrag des US-Amerikaners läuft Ende Juni 2020 aus, eine Verlängerung soll das Toptalent derzeit ablehnen. Ein Wechsel im Winter könnte den Borussen angeblich 80 Millionen Euro bescheren, im Sommer dürfte der Nationalspieler deutlich weniger in die Kassen spülen.

Einen nicht geringen Teil müsste der BVB wohl investieren, sollte man den rechten Flügel tatsächlich mit Pedrinho verstärken wollen. Der Kontrakt des Youngsters in Sao Paolo endet am 31. Dezember 2020, angeblich enthält das Arbeitspapier eine Ausstiegsklausel in Höhe von 50 Millionen Euro, Corinthians ist laut "Yahoo Sports" angeblich schon ab der Hälfte der Summe gesprächsbereit.

Am 18. Oktober soll eine BVB-Delegation sogar schon Gespräche mit Pedrinhos Entourage geführt haben. Diese seien "fortgeschritten", heißt es. "News.com.br" will zudem erfahren haben, dass Dortmund sich bereits einen Teil der Rechte (Corinthians soll nur 70 Prozent halten) an Pedrinho von einer dritten Partei gesichert habe.

BVB beobachtet Pedrinho schon lange

Laut spanischen Medienberichten hat allerdings auch Real Madrid erste Verhandlungen aufgenommen. "Marca" hat den Deal umrissen: Demnach verpflichtet Real Pedrinho und schickt ihn anschließend zu Real Valladolid. Dem Klub, dem inzwischen Brasilien-Legende Ronaldo vorsteht. Ein europäischer Top-Klub aus einer "wunderschönen Stadt, mit leidenschaftlichen Fans", wolle Pedrinho verpflichten, bestätigte sein Berater Will Dantas zuletzt gegenüber "Gazetta Esportiva".

Trotz der königlichen Konkurrenz hat Borussia Dortmund aber angeblich sehr gute Karten. Der BVB habe derzeit "Vorrang", enthüllte "FOX Sports"-Reporter  Benjamin Back unlängst. Demnach soll der Bundesligist Pedrinho bereits seit dessen 17. Lebensjahr auf dem Zettel haben. Von einem Schnellschuss kann also nicht die Rede sein. 

Einen Schnellschuss strebt auch Pedrinho nicht an. Corinthians-Präsident Andrés Sanchez bestätigte Ende Oktober, dass den gefragte Mann Angebote aus China und Europa im Sommer nicht überzeugen konnten, er habe keine Eile, so der Spieler selbst.