28.05.2005 23:45 Uhr

Finale der Emotionen: Bayern und Schalke heiß

Berlin (dpa) - Die Zuversicht der Finalisten Bayern München und FC Schalke 04 vor dem 62. DFB-Pokalendspiel vor 74 349 im ausverkauften Berliner Olympiastadion ist ebenso groß wie der gegenseitige Respekt und die Vorfreude auf einen Fußball-Leckerbissen.

Getönt wurde laut genug, allen voran vom siegessicheren Uli Hoeneß - doch nun ist der Tag der Entscheidung gekommen. Erstmals in der langen Geschichte treffen im Cup-Finale die ersten Beiden der abgelaufenen Bundesliga-Saison aufeinander. «Allein dadurch ist schon genügend Brisanz in der Partie. Was kann es Schöneres geben als ein solche Finale. Die Zuschauer können einiges erwarten», sagte Bayern-Trainer Felix in Berlin.

Vier Wochen nach dem Gewinn seines ersten Titels will der Meistercoach den zweiten Coup landen. «Wir sind gut drauf. Ich erwarte von der Mannschaft, dass sie nochmal an ihre Leistungsgrenze geht. Wir wollen uns mit dem Pokal aus der Saison verabschieden.» Den Ball, den Manager Hoeneß ins Rollen gebracht hatte, nahm Magath noch einmal auf: «Grundsätzlich bin auch ich überzeugt, dass keiner den FC Bayern drei Mal in einer Saison schlagen kann», meinte er in Anspielung auf die schmerzlichen 0:1-Niederlagen in der Bundesliga, schränkte aber ein: «Es ist ein Finale, und da ist alles möglich.»

Schalke-Manager Rudi Assauer und der Bayern-Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge erwarten unisono ein Klasse-Spiel. «Es ist ja kein Zufall, dass hier der Meister gegen den Vizemeister spielt. Beide haben diese Spielzeit dominiert», meinte Rummenigge, der noch unter dem Eindruck des Champions-League-Finals zwischen dem AC Mailand und dem FC Liverpool stand. «Das war ein Spiel auf allerhöchstem internationalem Niveau. Da hat man gesehen, dass die Messlatte in Europa ein Stück höher liegt als in der Bundesliga. Aber ich hoffe, dass unser Finale Werbung für den deutschen Fußball wird.» Und Assauer nährte sogar die Hoffnung auf ein historisches Treffen: «Wir wollen ein Spiel bieten, dass allen Spaß macht und in die Pokalgeschichte eingeht.»

Die dritte Niederlage gegen die «Knappen» wäre für das Selbstverständnis der Bayern ein herber Schlag. Hoeneß hatte den Fans bei der jüngsten Meisterfeier sogar den Pokalsieg versprochen. Der zwölfte Pokaltriumph im 14. Anlauf und das fünfte «Double» der Vereinsgeschichte sind für ihn eine Frage der Ehre. Mehr Gelassenheit legte Assauer an den Tag. Taktisch klug schrieb er den Bayern die Favoritenrolle zu. «Wenn wir sie wieder schlagen, ist es eine Sensation. Wenn wir verlieren, ist es Normalität», so Assauer, der dennoch auf den dritten Pokalgewinn innerhalb der letzten vier Jahre hofft. Zuletzt holte Schalke 2001 und 2002 den «Pott».

«Ob wir schon zwei Mal gegen Schalke verloren haben, ist mir wurscht. Im Endspiel brauchst du mentale Stärke und musst topfit sein», betonte Bayern-Keeper Oliver Kahn. Sein Gegenüber Frank Rost ist überzeugt, dass auch seine Elf nach 53 Pflichtspielen noch einmal alle Kräfte bündeln wird. «Es gewinnt die Mannschaft, die nochmal alles aus sich heraus holt», sagte der Torhüter. Er selbst hat schon einmal ein Finale gegen die Bayern entschieden: 1999 war er beim Bremer Erfolg der Werder-Held im gewonnenen Elfmeterschießen.

Für den Revierclub und Trainer Ralf Rangnick wäre der abermalige Sieg gegen den großen Rivalen, der im Vorfeld die Stimmung mit markigen Sprüchen angeheizt hatte, die Krönung einer tollen Saison. «Die ganze Mannschaft brennt. Wir haben schon mehr erreicht als uns zugetraut wurde. Wir können nur noch gewinnen», betonte der 46-Jährige, den 24 Stunden vor dem Spiel nur die Sorge um Lewan Kobiaschwili umtrieb. Der Georgier ist erkältet, sein Einsatz noch fraglich. Als Alternative auf der linken Abwehrseite käme Dario Rodriguez in Frage. Magath kann auf jeden Fall seine beste Elf ins Rennen schicken.

Ob der in die Kritik geratene Torjäger Ailton in der Schalker Startelf steht und neben Gerald Asamoah und Ebbe Sand stürmt, verriet Rangnick nicht. Ailton ist nach den Sticheleien aus München (Sagnol: «Für uns wäre es besser, wenn er spielt - er rennt nicht viel») besonders heiß: «Wenn ich spiele, will ich auch ein Tor schießen.» Assauer hat «jeden Tag mit Toni gesprochen» und ist sicher: «Er ist gut drauf. Wenn er spielt, wird er die richtige Antwort geben.»