18.06.2014 10:46 Uhr

Trotz Dämpfer: Brasilien weiter auf Kurs

Als Stimmungskiller für die Heim-WM wollte Brasiliens Coach Luiz Felipe Scolari den Dämpfer gegen Mexiko auf keinen Fall durchgehen lassen.

"Meiner Meinung nach haben wir heute mindestens zehn Prozent besser gespielt als gegen Kroatien. Wir werden also besser und besser", argumentierte er, obwohl durch das 0:0 gegen den Angstgegner am Dienstagabend der ganz große Schritt in Richtung Achtelfinale nicht gelang. "Unser Weg ist nicht zu Ende. Ich war sehr glücklich mit dem, was ich auf dem Feld gesehen habe", verkündete "Felipão" nichtsdestotrotz.

Zumindest viele der leidenschaftlichen 60 342 Zuschauer aus dem ausverkauften Estádio Castelão dürften seine Meinung teilen. Beim 3:1 gegen Kroatien fünf Tage zuvor wirkte die Seleção noch gehemmt von den großen Erwartungen an den gastgebendenden Titel-Favoriten. Der Punktverlust des viermaligen Weltmeisters in Fortaleza aber war zu großen Teilen einfach dem herausragenden Guillermo Ochoa im Tor des Olympiasiegers geschuldet. "Es ist ja nicht schlecht gewesen, das Remis war halt ein Verdienst des Torhüters. Ich glaube, wir haben besser gespielt als gegen Kroatien, wir waren lockerer", urteilte Jo.

"Torwart hat einfach gut gehalten"

"Wir hatten gute Chancen, aber der Torwart hat einfach gut gehalten. Das müssen wir auch anerkennen", verlangte Scolari. Egal ob per Kopf oder Fuß, ob Neymar oder Thiago Silva auf den Kasten feuerten - Ochoa war da und hielt den Punkt fest. "Ich kann mich nicht erinnern, dass jemand bei einer WM schon mal eine vergleichbare Leistung gebracht hat wie Memo heute", lobte Mexikos Trainer Miguel Herrera.

Weitgehend unbeteiligt an den brasilianischen Versuchen war dagegen Angreifer Fred. Beim Confed Cup vor einem Jahr mit fünf Treffern noch Torschützenkönig, fand der bei Fluminense Rio de Janeiro spielende Profi bislang überhaupt nicht statt. Einzige Ausnahme: der herausgeholte Elfmeter im Eröffnungsspiel.

Dass Scolari ihm trotzdem von Beginn an vertraute und gar länger als eine Stunde spielen ließ, brachte ihm entsprechende Nachfragen der brasilianischen Journalisten ein - die er mehr oder weniger pikiert konterte: "Fragen Sie mich wirklich, ob ich an meine Spieler glaube? Ich arbeite mit dem Team und stelle auf, wen ich will. Ihr könnt Euch eine eigene Aufstellung ausdenken. Das Problem ist: Ihr habt keinen Einfluss darauf, was ich denke."

Nicht alles eitel Sonnenschein

Nach knapp einer Woche WM im eigenen Land, vier Punkten aus zwei Spielen und der Tabellenführung in Gruppe A ist bei den Brasilianern zwar längst nicht alles eitel Sonnenschein - aber schlechte Stimmung ist bei den Samba-Kickern deshalb keine in Sicht. "Wir sind nicht frustriert. Die Mannschaft hat einen guten Fußball gezeigt, wir haben alles getan, um zu gewinnen, aber der Torwart hat viele Chancen zunichtegemacht. Spiele wie diese bereiten uns auf die Zukunft vor", sagte Verteidiger David Luiz. "Manchmal gewinnt eine Mannschaft die drei ersten Spiele 3:0, verliert dann und muss gehen."

Die Konzentration bleibt vor dem Gruppenfinale gegen Kamerun am Montag jedenfalls hoch bei Brasilien, kaputt gemacht hat das 0:0 gegen Mexiko nichts. "Ich glaube nicht, dass die brasilianischen Fans traurig sind, es war ja nur ein Unentschieden. Wir haben ja nicht gewonnen", tröstete Herrera. "Ich glaube, dass beide Fan-Lager glücklich nach Hause gehen konnten, sie haben zwei Teams gesehen, die Tore schießen wollten", fügte er hinzu. "Es brennt kein Warnlicht, unterstrich David Luiz.

Allerdings: Ein Weiter so würde den Einzug ins Achtelfinale womöglich noch gefährden. Und deshalb appellierte Scolari an seine Elf: "Wir müssen Tore schießen gegen Kamerun. Daran hat es heute gemangelt." Der Torwart von Volker Finkes Mannschaft heißt aber auch nicht Ochoa.

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dpa