21.06.2014 09:29 Uhr

Klinsmann und der "schlafende Riese"

Jürgen Klinsmann möchte die USA mittelfristig in ein WM-Halbfinale führen. Für die Amerikaner steht am Sonntag aber erst einmal das Duell mit den Portugiesen um Cristiano Ronaldo an.

In der Komfortzone lebt es sich gut: Vor dem Abflug zur Dschungel-Prüfung in der Arena Amazonia ließ sich Jürgen Klinsmann in Sao Paulo bestens gelaunt mit vier Polizisten fotografieren. Der Trainer strahlt vor dem zweiten Spiel der US-Mannschaft in der deutschen Gruppe D gegen Portugal am Sonntag in Manaus (00.00 Uhr MESZ) große Zuversicht aus. Warum auch nicht?

Klinsmann angesichts Klimabedingungen gelassen

"Klar", sei er optimistisch", sagte Klinsmann, "unser Gegner steht mit dem Rücken zur Wand. Wir hingegen haben schon die Chance, uns für das Achtelfinale zu qualifizieren. Besser geht es doch gar nicht." Und allzu große Bedenken wegen der klimatischen Bedingungen (31 Grad/90 Prozent Luftfeuchtigkeit) beim Tropenkick in der Amazonas-Metropole am Rio Negro hat der Weltmeister von 1990 auch nicht: "In Miami brennt die Sonne mehr", erklärte Sonnyboy Klinsmann.

Etwas skeptischer sieht der Ex-Schalker Jermaine Jones den Trip ins Ungewisse. "Wir wissen nicht genau, was uns dort erwartet. Aber die Betreuer bringen uns dazu, viel zu trinken", berichtete der Mittelfeld-Abräumer von Besiktas Istanbul. Der 32-Jährige hatte wegen des Spiels in der Dschungel-Stadt extra fünf Impfungen erhalten. Jones: "Ich fühle mich jetzt sicher."

Ronaldo kann wohl spielen

Mehr als die lästigen Moskitos, den erbarmungslosen Pfeilgiftfrosch oder das Gelbfieber fürchten die Amerikaner allerdings Weltfußballer Cristiano Ronaldo. "Er ist einer, den man nicht alleine stoppen kann", warnte Hoffenheims Bundesliga-Legionär Fabian Johnson vor Portugals Rekordtorschützen.

Ronaldos Einsatz ist trotz dessen hartnäckiger Knieverletzung wahrscheinlich. "Cristiano trainiert am Maximum und steht nicht auf der Verletztenliste des Verbandes", sagte Stürmer Hélder Postiga am Freitag: "Er ist fit zum Spielen."

Der WM-Vierte von 2006, der im ersten Gruppenspiel mit 0:4 gegen die deutsche Mannschaft unterging, will mit einem Sieg den drohenden Vorrunden-K.o. abwehren und die Chance auf den Einzug ins Achtelfinale wahren. Die Vorzeichen für die Portugiesen sind allerdings alles andere als gut. Neben den verletzten Fábio Coentrão, Hugo Almeida und Rui Patricio fehlt auch der gesperrte Real-Madrid-Verteidiger Pepe.

USA wollen zweiten Sieg

Klinsmann, Jones & Co. indes wollen bereits vor dem Prestigeduell der Amerikaner in Recife gegen die DFB-Elf am 26. Juni den Sprung in die K.o.-Phase so gut wie sicher haben. "Wenn gegen Portugal der zweite Schritt gemacht ist - klar, dann ist das Deutschland-Spiel ein Bonus. Vor allem für die Spieler mit deutschem Hintergrund", äußerte der in Frankfurt geborene Jones.

Bei seiner WM-Mission will der einstige Torjäger und frühere Bundestrainer Klinsmann nichts dem Zufall überlassen. Bereits im Januar hatte er mit seinem Team ein zweiwöchiges Trainingslager in Sao Paulo absolviert, um das Hotel und die Trainingsanlage kennenzulernen. Zudem besuchte der gebürtige Schwabe den Spielort Manaus.

Mit dem "schlafenden Riesen", wie er die USA in Sachen Fußball nennt, plant der Revoluzzer Klinsmann den großen Wurf. Zumindest mittelfristig: "Unser Ziel ist es, irgendwann einmal in einem WM-Halbfinale zu stehen und dann zu sagen: 'Jetzt greifen wir euch an'", erklärte der frühere Bayern-Profi. Klinsmanns Traum ist es, seine Mannschaft dauerhaft in die Top Ten des Weltfußballs zu führen.

sid