22.06.2014 19:38 Uhr

Van Gaal: "Warum zur Hölle tun sie das?"

Louis Van Gaal
Louis Van Gaal

Die Niederlande ist schon für das Achtelfinale qualifiziert, doch Louis van Gaal ist alles andere als zufrieden. Er teilte kräftig gegen die FIFA aus.

Unfairer Spielplan, unnötige Pressekonferenzen und unfähige Schiedsrichter: Louis van Gaal hat ausgerechnet auf der offiziellen FIFA-Pressekonferenz zu einem Rundumschlag gegen den Fußball-Weltverband ausgeholt. "Die FIFA spricht immer von Fair Play, und dann spielt sie immer mit solchen Tricks. Das ist nicht gut, das ist kein Fair Play. Warum zur Hölle tun sie das?", schimpfte der niederländische Nationaltrainer und Ex-Coach von Bayern München, zwischen zwei FIFA-Fähnchen sitzend und kritisch beäugt von mehreren Offiziellen.

Grund für seine Kritik: Ob Platz eins in der Gruppe B dem Sieger des Duells zwischen den qualifizierten Teams Niederlande und Chile am Montag (18.00 Uhr im Liveticker) ein Achtelfinale gegen den WM-Gastgeber und Topfavoriten erspart oder erst einbrockt, ist fraglich. Die noch nicht sicher qualifizierten Brasilianer spielen erst im Anschluss.

Darüber hatten auch schon die Medien geschimpft. "Alles ist so geregelt worden, dass Brasilien sich aussuchen darf, ob sie gegen Holland oder Chile spielen wollen", schrieb das "Algemeen Dagblad". An den ersten beiden Spieltagen wurden die Partien der Gastgeber in der Gruppe A immer vorher ausgetragen.

Bondscoach holt zum Rundumschlag aus

Doch für van Gaal war das nicht alles: Einmal in Fahrt, regte sich der 62-Jährige auch über die Ansetzung der regelmäßigen Pressekonferenzen mit einem Spieler am Tag vor den Partien auf. "Das ist nicht clever. Die Spieler müssen sich auf ihr Training konzentrieren." Als eine Art von Protest brachte van Gaal am Sonntag Abwehrspieler Bruno Martins Indi mit. "Er ist verletzt und kann ohnehin nicht trainieren", sagte er: "Er hat es für die Kollegen getan."

Zudem kritisierte er auch Schiedsrichter-Entscheidungen gegen sein Team. "Wir haben zwei unberechtigte Elfmeter gegen uns bekommen. Das ist keinem anderen Land hier passiert", schimpfte der Bondscoach: "Das hätte unsere Qualifikation gefährden können." Zudem sei die Sperre von Torjäger Robin van Persie gegen Chile nicht berechtigt: "Die erste Gelbe Karte gegen Spanien war dumm, das weiß er auch. Aber die, die er gegen Australien bekommen hat, war keine Gelbe Karte."

Keiner will gegen Brasilien spielen

Der gesperrte Kapitän gab seinen Kollegen derweil nur eines mit auf den Weg. "Bitte nicht Brasilien! Gegen die will ich erst viel später im Turnier spielen." Van Gaal erklärte, "dass wir auf jeden Fall Erster werden wollen. Nicht nur wegen Brasilien, sondern auch, weil der weitere Weg durch das Turnier dann leichter werden könnte."

Die Chilenen wollen der Seleção allein schon aus historischen Gründen aus dem Weg gehen: Drei Mal hatte die "Roja" bisher die Vorrunde einer WM überstanden, drei Mal scheiterte sie danach an Brasilien. "Wir müssen zusehen, dass wir Gruppensieger werden", sagte Trainer Jorge Sampaoli, der dafür einen Sieg braucht.

Die Überlegungen beider Trainer drehen sich vor allem darum, ob sie Ersatzspielern eine Chance geben oder von einer Gelbsperre bedrohte Akteure draußen lassen. Dies betrifft immerhin fünf, zwei bei den Niederlanden und drei bei Chile. "Eine schwere Entscheidung", gibt der schon drei Mal erfolgreiche Bayern-Torjäger Arjen Robben zu.

Die Vergangenheit mahnt Holland

Doch den Niederländern dient ihre jüngere Geschichte als mahnendes Beispiel: Auch bei den vergangenen beiden Weltmeisterschaften sowie der EM 2008 hatten sie die Qualifikation für die nächste Runde schon vor dem abschließenden Gruppenspiel sicher. Marco van Basten schonte 2006 fünf und 2008 sogar neun Stammspieler. "Oranje" verlor die Balance und scheiterte direkt danach im ersten K.o.-Spiel. Bert van Marwijk ließ 2010 seine Stammelf ran - und marschierte bis ins Endspiel durch.

Der ehemalige Abwehrspieler André Ooijer, bei allen drei Turnieren dabei, warnt deshalb Coach Louis van Gaal: "Bau die Mannschaft nicht völlig um!" Sollte er anders handeln, könne es sein, sagte Ooijer, und nahm ein deftiges niederländisches Sprichwort zu Hilfe, "dass wir am Ende der Kuh in den Arsch schauen".

sid