25.06.2014 13:03 Uhr

Der alte Mann und das Tor

Faryd Mondragon lässt sich von den kolumbianischen Fans feiern
Faryd Mondragon lässt sich von den kolumbianischen Fans feiern

Ein kolumbianischer Keeper sichert sich einen Eintrag in die Geschichtsbücher. Auch ein anderer Oldie knackt einen Rekord. Kein Wunder: Er war schließlich Joker – und das ist in Brasilien eine Torgarantie. Einige Zahlen und Fakten.

1. Oldie but Goldie

43 Jahre und drei Tage war Faryd Mondragon alt, als seine große Stunde schlug: Beim Gruppenspiel der Kolumbianer gegen Japan wurde der Keeper in der 85. Minute für David Ospina eingewechselt – und hat damit (zumindest vorerst) einen Eintrag in den Geschichtsbüchern sicher. Er löste unter tosendem Applaus und Faryd-Sprechchören Kameruns Roger Milla (einst mit 42 eingesetzt) als ältesten Spieler der WM-Geschichte ab.
>> Mondragon schreibt WM-Geschichte

Sowieso ist Alter in Brasilien scheinbar Trumpf: Auch Deutschlands Oldie Miroslav Klose hat endlich den lang ersehnten Torrekord von Ronaldo eingestellt. Für sein 15. WM-Tor brauchte der Angreifer nach seiner Einwechslung nicht einmal zwei Minuten. Noch Fragen? Aber es war ja auch klar, dass Klose trifft, schließlich kam er von der Bank...
>> Ewige Torjägerliste: Klose holt Ronaldo ein

2. Die Gefahr von der Bank

Jokertore sind an der Copacabana nämlich das Normalste von der Welt! Unglaubliche 24 Treffer erzielten Einwechselspieler in den ersten 40 Partien. Schon jetzt ist das Rekord für eine WM-Endrunde. Bisher lag die Bestmarke bei 23 Jokertoren während der WM 2006 in Deutschland – wohlgemerkt im ganzen Turnier. Ob die Breite der Mannschaftskader einfach stärker als in der Vergangenheit ist oder ob die ersten Elf wegen der extrem klimatischen Bedingungen schon früh völlig fertig sind, sodass die Neuen eine umso größere Waffe sind, sei mal dahingestellt...

3. ...und das Geballer geht weiter!

Sowieso bleibt es eine torreiche WM, genauer gesagt die torreichste seit 20 Jahren! 117 Mal knallte es bereits in den ersten 40 Spielen, das entspricht einem Schnitt von knapp drei Treffern pro Partie. Im Vergleich aller Endrunden kein außergewöhnlich hoher Wert, aber dennoch ist das Publikum entzückt und positiv überrascht. Schließlich schien bei den letzten drei Turnieren in Japan/Südkorea (2,7 Tore pro Spiel), Deutschland (2,5) und Südafrika (2,4) ein klarer Abwärtstrend erkennbar zu sein. Dass moderner Fußball nicht nur für taktische Zermürbung und langweiliges Abtasten stehen muss, ist doch mal eine gute Nachricht.
>> WM-Statistik: Tore pro Saison

4. Ein Abo auf den Gruppensieg

Hat eigentlich irgendwer daran gezweifelt, dass Brasilien aus der Gruppe mit Mexiko, Kamerun und Kroatien als Sieger hervorgeht? Nicht wirklich – und zwar mit Recht. Die Seleção hat nämlich nicht nur den Heimvorteil auf ihrer Seite, sie hat darüber hinaus auch ein Abo auf den ersten Platz in einer WM-Gruppe. Zum neunten (!) Mal in Folge sind die Brasilianer nun souverän durch die Vorrunde marschiert. Das Land, das Brasilien zuletzt auf Platz zwei in einer Gruppe verbannte, existiert gar nicht mehr: Jugoslawien bei der WM 1974 in Deutschland.
>> Die Gruppe 2 der WM 1974

5. Garant für Nullnummern und die Torfabrik Afrikas

Wer ist WM-Rekordhalter in Sachen torlose Remis? Nein, es ist nicht Italien! Es ist die englische Nationalmannschaft. Das 0:0 gegen Costa Rica war bereits das elfte Mal, dass die Three Lions bei einem Endturnier torlos die Punkte mit ihrem Gegner teilten – so oft wie niemand sonst.

An eine Nullnummer war bei Algeriens Auftritt gegen Südkorea indes gar nicht zu denken. Im Gegenteil, die Wüstenfüchse legten den strahlendsten Auftritt ihrer Verbandsgeschichte hin. Und nicht nur des eigenen Verbands: Vier Tore in einem Spiel gelangen noch keinem afrikanischen Team, seitdem Weltmeisterschaften ausgetragen werden.

Mehr dazu:
>> Zahlen und Fakten: Ein Königreich für Stehaufmännchen

Jochen Rabe