26.06.2014 10:15 Uhr

Neymar zaubert, menschelt und kassiert

Neymar
Neymar

Neymar Superstar hat sichtlich Spaß an der WM und punktet nicht nur mit seinen Toren. Der Plausch war locker, die Frage ernst gestellt. "Was hältst du von Fenômeno?", horchte Fußball-Idol Ronaldo im TV-Interview live nach und wollte euphorisch gleich sein Exklusiv-Prädikat an den designierten Nachfolger abtreten. Brasilien sucht händeringend nach einem Superlativ für Neymar.

Das Lob stürzte den Seleção-Superstar auffallend in Verlegenheit, mehr als die gegnerischen Abwehrspieler bei dieser WM. Und so winkt der Seleção-Superstar bescheiden ab und antworte: "Phänomen gibt es nur einen, und mit Sicherheit wird es keinen zweiten geben." Eine Kategorie für das schier unerschöpfliche Talent lässt sich schwer finden.

Unbeschwert, charismatisch, innovativ, vertrauenswürdig, inspirierend: All dies schätzt vor allem die Werbebranche an dem 22-Jährigen, der mit seinen Dribblings und schon vier WM-Toren den Globus verzückt. Elf Sponsoren verbinden ihre Produkte mit dem Sympathieträger, so die Sportzeitung Lance. Wofür er laut des US-Wirtschaftsmagazin "Forbes" aktuell umgerechnet 11,6 Millionen Euro erhält.

Meister der Inszenierung

Tendenz steigend. Denn Neymar weiß sich in Szene zu setzen. In einem Champions-League-Spiel Anfang April zog der Stürmer des FC Barcelona foto- und telegen seine Sporthose soweit herab, bis der Schriftzug der Boxershort-Marke (Lupo) zu sehen war.

Gegen Kamerun fummelte er mehrfach scheinbar unbedacht an seiner Unterhose mit stilisierter Brasilien-Flagge. Dummerweise von einem Konkurrenz-Unternehmen (Blue Man). Er umdribbelt halt Gegner und Sponsoren gleichermaßen, beherrscht Ball und Marketing-Schachzüge. Der Weltverband FIFA kündigt aber wegen der möglichen Schleichwerbung eine Untersuchung an.

Am Samstag im Achtelfinale gegen Chile feiert die Gold-Version seines Schuhwerks Weltpremiere, auf dem heimischen Markt für schlappe 370 Euro zu erwerben. Man darf gespannt sein, wie oft er sich im Fokus der Kamera die Schnürsenkel bindet.

"Gold bleibt bis zum Ende"

Als Zwölfjähriger habe sich Neymar seine Fußballschuhe mit goldener Farbe eingesprüht, die aber schnell abblätterte, berichtet Denis Dekovic. Der Design-Direktor des Sportartikel-Herstellers "Nike" verspricht deshalb: "Diesmal bleibt das Gold bis zum Ende."

Die Sponsoren fordern Gegenleistung, der Trainer Tore, die Fans nichts Geringeres als den WM-Titel. Und deshalb ist es erstaunlich, wie locker Neymar mit diesem Ballast umgeht. "Es existiert kein Druck, wenn du dir einen Traum erfüllst, den du schon als kleiner Junge gehegt hast", enthüllt der Modetrendsetter, bei dessen ständigen Haarschnitt-Wechsel die Friseure sich die Hände reiben.

Futter für die Klatschpresse

Zur Medienshow gehört auch Brasiliens neue "First Lady". Die Liaison mit der Telenovela-Schönheit Bruna Marquezine füllt die Klatschspalten. Die Paparazzi erwischten die beiden am Morgen nach dem torlosen Remis gegen Mexiko beim Verlassen eines Hotels. Und schwupp, gegen Kamerun traf der der Spitzbub mit dem verschmitzten Lächeln wieder. Sicher auch kein Zufall.

Das ist selbst einem Ronaldo verdächtig. "Dass du hier ständig als bester Spieler ausgezeichnet wirst, ist doch ein abgekartes Spiel", horchte der Weltmeister von 1994 und 2002 aus Spaß nach. Die Antwort, ein typischer Neymar: herzerfrischendes Gelächter. Der Junge nimmt nichts ernst.

Mehr dazu:
>> Brasilien liegt Superstar Neymar zu Füßen

sid