Wilmots und Klinsmann "sehr ähnlich"
Marc Wilmots und Jürgen Klinsmann sind ähnliche Typen - sagt einer, der es wissen muss. Am Dienstag treffen sie aufeinander.
Mit dem eigenen Trainer hat er zusammengespielt, unter dem anderen immerhin schon trainiert: Wenn am Dienstag Belgien und die USA im Achtelfinale der WM aufeinandertreffen, kennt wohl kein Beteiligter die beiden Trainer so gut wie Daniel van Buyten. "Marc Wilmots und Jürgen Klinsmann kann man durchaus vergleichen", sagt der belgische Innenverteidiger von Bayern München: "Sie sind sich in vielem sehr ähnlich."
"Beide suchen den Kontakt zu den Spielern"
Der 36 Jahre alte van Buyten, 2002 als Mitspieler von Wilmots schon WM-Teilnehmer und 2008/09 Spieler unter Klinsmann bei den Bayern, nennt mehrere Beispiele: "Beide suchen den Kontakt zu den Spielern. Beide haben schon als Profi nie aufgegeben und verlangen dies heute von ihren Spielern. Und sie pushen einen richtig."
Das mit der Ähnlichkeit mag stimmen, entgegnet Wilmots schmunzelnd: "Wir sind beide Typen mit einer Winner-Mentalität. Wir waren beide Stürmer und denken offensiv." Zunächst nennt er Klinsmann gar einen Freund, dann relativiert er das große Wort ein wenig: "Unser Verhältnis ist von großem Respekt und großer Sympathie geprägt." Ihm gefalle, "dass Klinsmann immer lacht. Er lebt Fußball und hat immer Spaß - genau wie ich."
Klinsmann vermittelte Wilmots das WM-Lager
Dass die beiden sich sogar absprechen, zeigen zwei Beispiele dieser WM: Das "Paradise Golf und Lake Resort" in Neymars Geburtsort Mogi das Cruzes hatte zunächst Klinsmann für die USA geblockt. Als er seine Pläne änderte und nach São Paulo zog, "hat er sich dafür eingesetzt, dass wir hier reindürfen", erzählt Wilmots. Vor dem Turnierstart hatten die beiden Trainer dann ein Testspiel vereinbart. Wilmots sagte es kurzfristig ab, als er vor Ort sah, wie lange und beschwerlich der Weg nach São Paulo war.
Beide finden und fördern regelmäßig junge Spieler, doch es gibt auch Unterschiede. Während Klinsmann als Fitness-Guru gilt, ist Wilmots wohl der bessere Taktiker. Klinsmann ist der meist strahlende und manchmal kichernde Sonnyboy, der dennoch polarisiert, weil er auch knallhart sein kann. Wilmots tritt in der Öffentlichkeit kerniger und grantelnder auf, ist aber authentisch und deshalb in der Heimat unantastbar. Beide gingen mit einem Vertrag bis 2018 ins Turnier.
Training: Wilmots der Kumpel - Klinsmann der "Supervisior"
Auf dem Trainingsplatz ist Wilmots eher Kumpel. "Entschuldige, die war scheiße", ruft er nach einer missglückten Flanke auf den Wolfsburger Kevin de Bruyne. "Weiter, der nächste sitzt", ermutigt er Marouane Fellaini nach einem missglückten Fallrückzieher und wuschelt ihm durch die Locken.
Obwohl er im Gegensatz zu Klinsmann sein Kampfgewicht aus aktiven Tagen nicht gehalten hat, ist der ehemalige Politiker Wilmots (2003 bis 2005 im belgischen Senat) im Training immer aktiv. Sieht er einen Ball, nimmt er ihn auf und jongliert, bei spielerischen Übungen macht er mit. Klinsmann ist auch hier eher der "Supervisor".
Klinsi ist bisher erfolgreicher
Der erfolgreichere bisher ist Klinsmann. Er wurde 1990 Welt- und sechs Jahre später Europameister. Wilmots' größter Erfolg war der Gewinn des UEFA-Cups mit Schalke 04, als "Kampfschwein" in der Truppe der legendären "Eurofighter". In der Nationalelf war er der beste Spieler einer schwächeren Generation, aber immerhin bei vier Weltmeisterschaften dabei.
Getroffen haben sie sich bislang zwei Mal: Als Spieler 1996 in einem Bundesliga-Spiel zwischen Schalke und Bayern (1:1), und als Trainer 2013 in einem Länderspiel in Cleveland (4:2 für Belgien). Bei der WM 1994 erzielte Klinsmann ein Tor zum 3:2-Sieg Deutschlands gegen Belgien, Wilmots saß nur auf der Bank. Es war übrigens im Achtelfinale.
sid