07.07.2014 15:01 Uhr

Feierbiest als Spielverderber

Costa Ricanische Langstreckenläufer scheitern an der etwas eigenwilligen niederländischen Statistikinterpretation. Deutschland sorgt für einen Rekord und ein spanischer Schiri für Ärger. Und Philipp Lahm ist auch dabei. Einige Zahlen und Fakten.

1. Langstreckenlauf endet nach 60 Kilometern

Nach fünf Spielen und zwei Verlängerungen hat Costa Rica nicht nur einige neue Helden, sondern auch einen beeindruckenden Dauerläufer in seinen Reihen: Mit 60.421 Metern hat Celso Borges bisher die längste Strecke aller WM-Teilnehmer zu Fuß zurückgelegt - macht er das in seiner Heimat, hat er das ganze Land an seiner schmalsten Stelle schon halb durchquert. Bemerkenswert: Nach diesem Kraftakt schleppte er sich auch noch zum Elfmeterpunkt und verwandelte gegen die Niederlande als erster Schütze. Damit hat er übrigens Mitspieler Bryan Ruiz etwas voraus, der die zweitgrößte Distanz des Turniers gelaufen ist.

2. Orangefarbene Statistikschwäche

Und welcher Spielverderber war Schuld am dramatischen Ende des costaricanischen Triumphlaufs? Louis van Gaal! Der Bondscoach ist nämlich offenbar kein Freund der Statistiken und wechselte direkt vor dem Elfmeterschießen den Keeper aus - und das gegen jede Wahrscheinlichkeit. Tim Krul, der bei seinem Klub Newcastle United die nur mäßig beeindruckende Elfermettertöter-Quote von zehn Prozent erreicht und nur zwei von 20 Strafstößen gehalten hatte, kam für Jasper Cillessen. Und der treibt in der niederländischen Liga immerhin fast ein Drittel aller Elfmeterschützen in die Verzweiflung. Was also passiert am Ende? Klar, Tim Krul hält exakt zwei Elfer - und hofft wohl, dass er angesichts seiner guten Quote nun nicht beim nächsten Elfmeterschießen passen muss. Gegen jede Wahrscheinlichkeit.

3. Keine Minute ohne Lahm-Pass

Ein wahrer Quotenkönig befindet sich unterdessen in der deutschen Nationalelf. Nachdem leidenschaftlich über die richtige Position für Philipp Lahm diskutiert wurde, steht zumindest eines fest: Ob im defensiven Mittelfeld oder auf der Rechtsverteidigerposition, keiner bringt so zuverlässig das Leder zum Mitspieler wie der DFB-Kapitän. 86,6 Prozent seiner Pässe kamen an - und bei 408 erfolgreichen Zuspielen vergeht aus deutscher Sicht eigentlich kaum eine Minute bei dieser WM, in der Lahm mal keinen Ball an den Mann bringt.

4. Kein Halbfinale ohne Deutschland

Ja, wir haben mitgezählt - es ist in diesem Jahrtausend noch kein WM-Titel für die deutsche Nationalelf herausgesprungen. Noch kein Grund zum Jubeln also? Doch. In einem Land, in dem Autokorsos nach einem Vorrunden-Remis gegen Ghana selbstverständlich sind, dürfen wir uns über diese Statistik sicherlich freuen: Als erste Mannschaft überhaupt hat es die DFB-Auswahl zum vierten Mal in Folge in ein WM-Halbfinale geschafft. Nach einem Vizetitel und zwei dritten Plätzen bleibt nun eigentlich nur noch eine Möglichkeit... Oder zwei?

5. Fouls: 22, Gelbe Karten: 0

Lange, lange ließ Schiedsrichter Carlos Velasco Carballo beim Spiel zwischen Brasilien und Kolumbien Foul um Foul geschehen, ohne eine Karte zu zücken. Ganze 22 Mal durften alleine die Brasilianer hinlangen, bevor der Spanier das erste Mal zum Karton griff - und das, wer hätte es erwartet, natürlich nicht wegen eines rüden Foulspiels, sondern weil Thiago Silva den gegnerischen Keeper beim Abstoß behindert hatte. Hinnehmen will der WM-Gastgeber diese späte Verwarnung und die damit verbundene Sperre des Kapitäns übrigens nicht so einfach: Der brasilianische Verband hat mittlerweile Einspruch eingelegt. Erfolgswahrscheinlichkeit: 0 Prozent.

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Maike Falkenberg