25.07.2014 11:46 Uhr

Geld statt Training: Europas Elite auf US-Tour

Pep Guardiola reist mit großer Lust in die USA
Pep Guardiola reist mit großer Lust in die USA

Für das Training nach einer WM ist es Gift, für das Business vielleicht Gold wert: Topclubs aus Europa bereiten sich in Amerika auf die neue Saison vor - denn dort gibt's Millionen zu verdienen.

"Wir reisen mit großer Lust in die USA", sagt Pep Guardiola, der mit dem FC Bayern München am Mittwoch Richtung New York aufbricht. "Die wichtigsten Vereine der Welt gehen auf Reisen", betont der Starcoach und spricht von einer "großen Gelegenheit für Bayern, dass uns die USA kennenlernen".

Manchester Uniteds neuer Trainer, Louis van Gaal, hingegen passt der Nordamerika-Trip nicht so recht in seine Planungen. "Die Entfernungen, die Vielfliegerei und der Jetlag sind nicht positiv für eine gute Vorbereitung", murrte der Niederländer. Er verwies darauf, dass die US-Tour bereits arrangiert wurde, bevor er seinen Dreijahresvertrag in Manchester unterschrieb. "Deshalb muss ich mich da anpassen, und das werde ich auch tun", so van Gaal.

"Reines Business, kein Vergnügen"

ManUnited spielt beim International Champions Cup zusammen mit Stadtrivale Manchester City, dem FC Liverpool, Real Madrid, AC und Inter Mailand, dem AS Rom sowie Olympiakos Piräus. Die Stationen für die Gruppenspiele lauten Los Angeles, Denver, Washington, Detroit. Sollte der englische Rekordmeister das Finale erreichen, käme am 4. August Miami hinzu, und das Team würde in zweieinhalb Wochen knapp 22.000 Kilometer zurücklegen - einmal um die halbe Welt. Zwischen den Spielen bleibt aufgrund von Reiserei, Sponsoren- sowie Interviewterminen kaum Zeit, sich konzentriert und intensiv auf die neue Saison vorzubereiten.

Der TV-Sender CNN betitelte die Trips treffend als "reines Business, kein Vergnügen". Die Bayern sind neun Tage unterwegs. Der deutsche Meister spielt am 1. August in New Jersey gegen den mexikanischen Club Chivas Guadalajara und am 7. August in Portland/Oregon gegen die Allstars der Major League Soccer (MLS). Guardiola nennt es "zwei gute Tests für meine Mannschaft".

Zeitverschiebung und Jetlag sind ein Problem

Interessanter scheint die wirtschaftliche Seite. Umfragen haben im Vorjahr ergeben, dass es in den USA rund 61,5 Millionen Fußball-Fans gibt - knapp 15 Millionen von ihnen haben laut Vereinsangaben ein Interesse am FC Bayern. Es könnten bald noch mehr werden, ab 2015 überträgt Fox Sports in Amerika die Bundesliga-Spiele. 26,5 Millionen Menschen - so viele wie nie zuvor - haben vor zwei Wochen in den USA den deutschen 1:0-Sieg im WM-Finale gegen Argentinien gesehen. Auf dem Rasen standen bekanntlich sieben Bayern-Profis.

"Jetzt ist der perfekte Zeitpunkt, nach Amerika zu kommen", sagt Arsenal-Trainer Arsène Wenger. Der Franzose räumte indes auch ein, die Trainingslager seien aus kommerziellen Gründen und wegen der gestiegenen Popularität der Clubs arrangiert. "Rein fußballtechnisch ist am besten, nicht zu viel zu reisen. Die Zeitverschwendung und das Jetlag sind nicht ideal", sagte Wenger. Angesichts von vier Wochen Urlaub für die Spieler sei es unmöglich, zwischen dem WM-Finale am 13. Juli und dem Saisonstart am 16. August alle Dinge unter einen Hut zu bringen. Sein Team spielt am Samstag ohne die drei Weltmeister Mesut Özil, Lukas Podolski und Per Mertesacker gegen New York Red Bulls mit Ex-Arsenal-Star Thierry Henry.

Sommer-Touren von Fußball-Clubs sind nicht neu, aber sie waren noch nie so lukrativ wie jetzt. "Zuerst galten sie der reinen Saisonvorbereitung. Dann wurden daraus Marketing-Trips für Clubs, die sich ein globales Profil und weltweite Präsenz aufbauten wollten", sagt Simon Chadwick. Er ist Gründer und Direktor des International Business of Sport sowie Professor an der Coventry University Business School. Derzeit, so Chadwick, seien die Vereine "in der Phase, in der die strategische Entwicklung von gezielten Märkten sowie eine lang anhaltende Bindung von Fans wichtig sind". Dabei seien kurzfristige finanzielle Gewinne weniger bedeutend als der langfristige Wert, so der Experte. Wenger gab in New York zu, er sei noch nie von so vielen Amerikanern erkannt und angesprochen worden.

dpa