02.08.2014 09:49 Uhr

Der schwierige Aufstieg des RC Lens

Lens-Fans feiern ihren Spieler Yoann Touzghar
Lens-Fans feiern ihren Spieler Yoann Touzghar

Mehr als zwei Monate nachdem der ruhmreiche französische Klub sportlich den Aufstieg in die erste Liga erreichte, können die Fans des RC Lens nun endgültig die Rückkehr ihres Vereins in die Ligue 1 feiern.

Es überrascht kaum, dass der RC Lens, dieser ungewöhnliche Verein aus dem Norden Frankreichs, nicht einfach so nach dreijähriger Abstinenz in die Ligue 1 zurückkehrt. Doch so viel Drama hätten sich die vielen Fans des Kultklubs sicherlich gerne erspart. Nach einem Gang durch mehrere Instanzen der Sportgerichtsbarkeit hat sich Lens nun einen Platz in der höchsten Liga des französischen Fußballs erstritten.

Mit dem 2:0-Auswärtssieg bei CA Bastia am letzten Spieltag der Ligue 2 sicherte sich Lens im Mai den zweiten Platz und damit das Recht, in der Saison 2014/2015 wieder erstklassig zu spielen. Diesen sportlichen Erfolg haben die Nordfranzosen nicht zuletzt einem Mann zu verdanken: dem aserbaidschanischen Geschäftsmann Hafiz Mammadov. Der Multi-Millionär, der im Sommer 2013 die Mehrheitsanteile am RC übernahm, gleichzeitig Eigentümer vom FK Baku in seiner Heimat, aber auch Anteilseigner von Atlético Madrid und dem FC Porto ist, steckte in seinem ersten Jahr nach eigenen Angaben 20 Millionen Euro in sein neues Spielzeug.

Zehn Millionen fehlten für die Lizenz

Die Euphorie der Aufstiegsfeierlichkeiten endete mit einem Knall, als die DCNG, die Kontrollkommission, die über die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der französischen Profiklub wacht, Lens die Lizenz für die erste Liga verweigerte. Was war geschehen? Der Verein plante für die Saison 2014/15 mit einem Etat über 48 Millionen Euro, wobei zehn Millionen davon durch eine Finanzspritze Mammadovs gedeckt werden sollten. Die DCNG reichte das bloße Versprechen einer Zahlung nicht, zumal Gerüchte kursierten, Mammadov befinde sich in wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Die Kontrollkommission verlangte vom RC Lens einen Nachweis über den Eingang der zehn Millionen, die der Verein bis zum Stichtag nicht erbrachte.

Diese Nachricht setzte eine ganze Region unter Schock. Der RC, obwohl in einer Kleinstadt mit lediglich 36.000 Einwohnern beheimatet, gehört – was die Anhängerschaft des Vereins betrifft – zu den Schwergewichten des französischen Fußballs. In der abgelaufenen Saison kamen mit durchschnittlich 31.000 Zuschauern kaum weniger Menschen zu den Heimspielen ins Stadion Félix-Bollaert als Lens Einwohner hat.

Lens rauf, Sochaux runter

Nachdem die DCNG dem Meister von 1998 auch in zweiter Instanz die Lizenz verweigerte, zog der Klub mit seinem Vorsitzenden Gervais Martel vor das Appellationsgericht des Französischen Olympischen Kommittees (CNOSF), der höchsten Instanz der französischen Sportgerichtsbarkeit. Das CNOSF entschied, dass Lens nun doch in der kommenden Saison in der Ligue 1 antreten darf. Leidtragender dieser Entscheidung ist der FC Sochaux. Der Drittletzte der vergangenen Erstligasaison hatte sich nach der Lizenzverweigerung für den RC Lens Hoffnungen machen dürfen, trotz sportlichem Abstiegs in der Liga bleiben zu dürfen. Sochaux muss jetzt endgültig den Gang in die Ligue 2 antreten.

Ob sich "Les Sang et Or" ("Blut und Gold") auch in Zukunft auf die finanzielle Unterstützung ihres aserbaidschanischen Gönners verlassen können, ist unklar. Mammadov hat im englischen Traditionsklub Sheffield Wednesday ein weiteres Spielzeug gefunden, allerdings nicht, ohne auch dort für Verwirrung zu sorgen. Nachdem der Traditionsklub aus der zweiten englischen Liga die Übernahme des Vereins durch Mammadov Anfang Juni verkündet hatte, bestätigte der Klub vor wenigen Tagen Medienberichte, wonach die Übernahme verschoben wurde. Begründung: Mammadov habe sich zuerst um wichtige geschäftliche Angelegenheiten in seinem Heimatland zu kümmern.

Ralf Amshove