27.08.2014 15:52 Uhr

Rampenlicht: Zwischen Toren und Torheiten

Perfektionierter Tor-Salto: Obafemi Martins gibt sich häufig Grund zum Jubeln
Perfektionierter Tor-Salto: Obafemi Martins gibt sich häufig Grund zum Jubeln

Viele bekannte Gesichter spielen weitgehend unbeachtet von der deutschen Presse im Ausland. Heute blickt weltfussball auf zwei Stürmer, die das Toreschießen wiederentdeckten und einen, dessen Offensivaktionen nicht immer dem Kasten gelten.

Vorbei an zwei Gegenspielern, Doppelpass mit Pineda, mit dem Kopf durch die Abwehrwand. Obafemi Martins steht frei vor dem Torwart, legt sich den Ball auf links, schießt – Tor. Die Seattle Sounders gewinnen in Portland mit 4:2. Zwei der Treffer gehen auf Martins Konto, einen bereitet er vor. Für die North American Soccer Reporters macht das den ehemaligen Wolfsburger zum MLS Player of the Week, zum zweiten Mal in seiner Karriere. Mit zehn Toren teilt er sich aktuell den Top-Scorer-Titel der Sounders mit Clint Dempsey. Alles läuft nach Plan.

Wie dieser Plan aussieht, war in der Karriere des 29-Jährigen nicht immer zu erkennen. Vom FC Ebedei wechselte der Nigerianer im Jahr 2000 aus seinem Heimatland in die Serie A. Im italienischen Oberhaus kam Martins auf 88 Einsätze und 28 Tore, bis er sechs Jahre später zu Newcastle United auf die Insel umzog. Während seiner dreijährigen Station in der Premier League traf er – wiederum – 28 Mal.

Es folgten weniger erfolgreiche Spielzeiten. Weder während seiner Saison in Wolfsburg noch auf seinen anschließenden Stationen in Kasan, Birmingham und Levante lief es für Martins rund, dann wagte er den Sprung über den großen Teich: 2013 schloss der Stürmer sich den Seattle Sounders an. Seinen persönlichen Rekord von acht Toren und vier Vorlagen, den er in seiner ersten MLS-Saison aufstellte, brach er jetzt gegen die Portland Timbers. Insgesamt steht sein MLS-Konto bei 18 Treffern. Fehlen noch zehn.

>> zum Profil von Obafemi Martins

Torkanone und Pulverfass

Treffsicher zeigt sich in 11.000 Kilometern Entfernung ein weiteres bekanntes Gesicht der Bundesliga, jedoch nicht immer im besten Sinne. Im Auswärtsspiel bei Grêmio Porto Alegre liegt Paolo Guerreros Team mit 0:2 zurück. Einen besseren Zeitpunkt für das sechste Saisontor des Peruaners kann es kaum geben. Mit seinem Anschlusstreffer zum 1:2 lässt er seine Mannschaft hoffen, um ihr kurz darauf einen Bärendienst zu erweisen. Die Nachspielzeit läuft schon, als sich Guerrero nach einem Zweikampf im gegnerischen Strafraum mit seinem Kontrahenten anlegt, auf Tuchfühlung geht und ihn mit einem Kopfstoß auf den Rasen schickt. Volltreffer!

Eine Aktion, die Erinnerungen an seine Ausfälle in der Bundesliga wachruft, damals erst im Trikot der Münchner Bayern, später in den Farben des HSV. Von dort aus zog es den heute 30-Jährigen 2012 in die brasilianische Série A. Sportlich läuft es gut, die Trefferquote stimmt. So ganz hat er seinen Mr. Hyde aber auch in Brasilien nicht abgelegt.

>> zum Profil von Paolo Guerrero

Athens Held der Euro League

Kramt man das Mannschaftsfoto des Hamburger SV von 2009 aus der Kiste, entdeckt man neben Guerrero noch eine unauffälligere Offensivkraft, die der Bundesliga mittlerweile den Rücken gekehrt hat. Es war nie die große Liebe zwischen Marcus Berg und dem HSV. Mit fünf Treffern in 54 Spielen blieb der mittlerweile 28-Jährige nicht gerade als Torwart-Schreck der Bundesliga in Erinnerung. Annähernd genauso viele Tore schoss er in der letzten Woche für Panathinaikos – innerhalb von 70 Minuten.

Seit seinem Wechsel in die griechische Superleague findet der Stürmer wieder das Netz. In 36 Ligaspielen traf er bislang 16 Mal für Athen, sein unangefochtener Lieblings-Wettbewerb jedoch: die Europa-League-Qualifikation. Für vier Teams stand er bislang in der Quali auf dem Platz und erzielte in sieben Spielen sieben Tore. Mit gleich vieren davon machte sich der Schwede im Hinspiel der Playoffs gegen Midtjylland zum griechischen Helden. Panathinaikos steht mit anderthalb Beinen in der Europa League, mit beiden Beinen in der Torjäger-Liste: Marcus Berg.

>> zum Spielbericht Panathinaikos - FC Midtjylland 4:1

Laura Krause