24.09.2014 11:23 Uhr

Mexiko: Kräht ein Hahn nach Ronaldinho?

Das berühmteste Lächeln im Weltfußball: Ronaldinho
Das berühmteste Lächeln im Weltfußball: Ronaldinho

Seit zwei Wochen bei Querétaro, ließ Ronaldinho bei seinem Ligadebüt alte Klasse aufblitzen. Für die Popularität der mexikanischen Liga ist der Superstar ein Glücksfall - doch welchen sportlichen Wert hat er noch?

Nach seiner offiziellen Präsentation in Santiago de Querétaro wurde Ronaldinho von Hunderten Medienanstalten in ganz Hispanoamerika zitiert: "Ich will Titel und Frauen erobern", entsprach exakt der Devise, mit der der 34 Jährige Brasilianer im Weltfußball in Verbindung gebracht wird.

Das Image als Feierbiest hatte sich Ronaldinho zuvor in den Partymetropolen Barcelona, Mailand und Rio de Janeiro erarbeitet. Gern erzählt man sich am Zuckerhut, wie er 60 Prostituierte in eine Villa bringen ließ, um ein ganzes Wochenende zu feiern. Bei Flamengo hatte er eher mit seinem Privatleben für Schlagzeilen gesorgt.

Nach 16 Monaten schloss er sich etwas überraschend Altético Mineiro an. Beim Galo (der Hahn), so der Spitzname des Klubs aus Belo Horizonte, glänzte Ronaldinho immer wieder auf dem grünen Rasen. Als Teil einer starken Mannschaft gewann er die Landesmeisterschaft und 2013 sogar die Copa Libertadores. Als erst sechster Spieler überhaupt kann er sich rühmen diesen Titel, die Champions League und den Weltmeisterpokal errungen zu haben.

Vom "Hahn" zu den "weißen Hähnen"

Ende Juli trennte man sich "beidseitigem Einvernehmen". Nach zuletzt wenigen sportlichen Glanzpunkten war bitter aufgestoßen, dass Ronaldinho kurz zuvor um eine Freistellung gebeten hatte, um zu Decos Abschiedsspiel in Portugal zu reisen. Nur war er dort nie aufgetaucht. Das markanteste Grinsen des Weltfußballs wurde dann mit Teams in Europa und Amerika in Verbindung gebracht, unterschrieb aber letztendlich beim international unbekannten Querétaro FC.

Das Team Gallos Blancos (die weißen Hähne) gilt in Mexiko als blasser Durchschnitt. 2013 war Querétaro sportlicher Absteiger der Primera División. Da aber wie auch in den USA Einzelpersonen Klubs kaufen und ihren Standort nach Belieben wechseln können, kauften schließlich die Besitzer der Gallos Blancos einfach einen anderen Erstligisten, verlegten ihn nach Querétaro und tauften ihn um in: Gallos Blancos.

No-Name-Klub genießt Ronaldinhos Glanz

Mit der Verpflichtung von Ronaldinho gelang den Klubbesitzern der Ángeles-Holding, die sonst Hotels, Krankenhäuser und TV Kanäle verwaltet, ein Marketingcoup. Die Fans müssen sich mit erhöhten Eintrittspreisen anfreunden, aber dennoch war das Stadion der Gallos Blancos bei den letzten beiden Auftritten endlich mal ausverkauft. Für "Dinho" selbst scheint der Wechsel nicht überraschend, denn er wisse "eigentlich alles über die starke mexikanische Liga", wie er bei seiner Vorstellung kundtat.

International bringt Ronaldinho dem mexikanischen Vereinsfußball Aufmerksamkeit, denn obwohl die Primera División sportlich durchaus knapp hinter den brasilianischen und argentinischen Ligen einzuordnen ist, wird sie nicht einmal in den mittelamerikanischen Nachbarländern konsumiert. Der Binnenmarkt des 120 Millionen-Einwohner Landes sowie die über 30 Millionen Mexikaner in den USA garantieren gute Werbeeinnahmen und lassen die Klubs hohe Gehälter zahlen.

"Noch nicht fit für einen Elfmeter"

Beim neuen Arbeitgeber wird Ronaldinho wie zu erwarten vergöttert. Mitspieler Naelson Sinha, der älteste von fünf Brasilianern im Kader, lobt ihn als "Vorbild der Bescheidenheit und Zielstrebigkeit". Nach dem schwachen Debüt im Pokal gegen Tigres verzieh ihm der Präsident einen vergebenen Strafstoß, da "er vielleicht noch nicht hundertprozentig fit war, um einen Elfmeter zu schießen".

Am Sonntag beendete Querétaro eine Serie von sechs sieglosen Spielen ausgerechnet bei den Chivas, einem der größten Klubs des Landes. Und Ronaldinhos spielte durchaus eine Schlüsselrolle. In der Anfangsphase verwandelte er einen Handelfmeter und kurz vor seiner Auswechslung legte er mit einem Zuckerpass seinem Landsmann Camilo das vorentscheidende 2:0 auf.

Man kann also hoffen, dass Ronaldinho auf seine alten Tage die Zuschauer hin und wieder mit Kabinettstückchen verzückt. Wie angekündigt einen Titel mit Querétaro zu gewinnen, wird ihm wohl nicht gelingen. Aber danach wird in Mexiko kein Hahn krähen, denn auch davon "Frauen zu erobern" hatte er bei der Pressekonferenz eigentlich gar nichts gesagt. Es wurde ihm dreisterweise in den Mund gelegt.

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Viktor Coco