12.11.2014 09:43 Uhr

Rampenlicht: Nach dem Eigentor ist vor dem Tor

Michal Kadlec (m.) trifft gegen Rizespor auf beiden Seiten
Michal Kadlec (m.) trifft gegen Rizespor auf beiden Seiten

Raus aus dem Rampenlicht: Viele bekannte Gesichter spielen weitgehend unbeachtet von der deutschen Presse im Ausland. Heute blickt weltfussball auf einen ehrgeizigen Eigentorschützen und einen Routinier, der die Zähne zusammenbeißt.

Eigentore passieren im Fußball. Das musste am vergangenen Wochenende nicht nur Christoph Kramer erfahren, sondern einmal mehr auch der Ex-Rheinländer Michal Kadlec. Gut fünf Minuten sind in der Partie zwischen Fenerbahçe und Rizespor gespielt, als der Tscheche im eigenen Strafraum eine Flanke abfangen will.

Der Linksverteidiger rutscht unbedrängt in die flache Hereingabe und jagt das Leder mit gestrecktem Bein ins eigene Tor - schon wieder, dürften die meisten Fener-Anhänger denken, denn es ist bereits der zweite Fauxpas dieser Saison. Bereits im Auftaktspiel gegen Karabükspor hatte Kadlec die Nerven der Fans mit einem Eigentor strapaziert. Seinen Ausrutscher wollte er diesmal direkt wieder gut zu machen. Keiner habe ihm einen Vorwurf gemacht, doch ein ungutes Gefühl sei es doch gewesen, gestand er später dem tschechischen Portal "sport.cz".
>> Video: Die dümmsten Eigentore

Schlechter Start, gutes Ende

Es sollte nicht einmal eine Halbzeit überdauern: Nach einigen wütenden, aber erfolglosen Angriffen der Istanbuler landet schließlich eine Ecke über Umwege am langen Pfosten. Der aufgerückte Linksverteidiger ist im Gewühl als Letzter am Ball und drückt ihn aus kurzer Entfernung über die richtige Linie. Am Ende reicht es zu einem verdienten 2:1-Sieg, Fenerbahçe bleibt damit Tabellenführer.

Ein holpriger Start also, aber ein gutes Ende. Das Spiel vom Wochenende steht für die gesamte Zeit des früheren Leverkuseners am Bosporus. Im Sommer 2013 für rund 4,5 Millionen zu Fenerbahçe gewechselt, lief es anfangs nicht rund. Nur wenige Minuten durfte der Tscheche zunächst für seinen neuen Verein auflaufen, bereits in der Winterpause wurde offen über einen frühzeitigen Abschied spekuliert. Wenig später aber schaffte Kadlec den Durchbruch, wurde bei Fener nicht nur Stammspieler, sondern auch Meister und traf dabei immerhin häufiger das richtige als das falsche Tor.

Derby-Sieg statt Eigentor

Ein bitteres Eigentor hätte sich am Wochenende beinahe die krisengeschüttelte Austria aus Wien geschossen - zumindest im übertragenen Sinn. Denn nach einer 3:0-Führung im Derby bei Rapid wurde es tatsächlich noch einmal eng. In den letzten Minuten gelang es den Grün-Weißen, noch einmal zurückzukommen und auf 2:3 zu verkürzen. Letztlich retteten die Veilchen den knappen Sieg über die Zeit und durften sich dafür auch bei einem Ex-Bundesligaprofi bedanken.

Nur eine Minute nach seiner Einwechslung hatte Daniel Royer den Spielstand mit einem sehenswerten Distanzschuss auf 3:0 erhöht. Mit seinem vierten Saisontreffer sicherte der frühere Hannoveraner ein Erfolgserlebnis, das seltener geworden ist in Favoriten. Die Austria, in der vergangenen Saison noch Champions-League-Teilnehmer, erlebt eine durchwachsene Spielzeit, die Tabellenspitze liegt in weiter Ferne. Immerhin: Für Royer persönlich läuft es rund in Wien. Seit seinem Wechsel im Sommer 2013 ist der frühere FC-Leihspieler im Mittelfeld der Austria gesetzt und präsentiert sich dabei auch durchaus treffsicher.
>> Austria siegt im Pannen-Derby

Zwischen Toren und Schmerzen

Ebenfalls treffsicher, dabei aber in der Liga erfolgreicher präsentiert sich unterdessen Timmy Simons. Mit fast 38 Jahren ist der Ex-Nürnberger immer noch eine wichtige Stütze beim FC Brügge, für den er mittlerweile über 300 Pflichtspiele bestritten hat. In der Partie gegen Westerloo erzielte der Defensivspezialist außerdem bereits seinen fünften Saisontreffer. Wie so oft war der Routinier vom Punkt erfolgreich und ebnete mit seinem Elfmetertor zum zwischenzeitlichen 2:0 den Weg zum klaren 5:0-Sieg.

Die Brügger haben sich damit auf den zweiten Platz vorgearbeitet und bleiben Tabellenführer Anderlecht auf den Fersen. Wie lange Timmy Simons dem Verein, bei dem er bereits zum zweiten Mal unter Vertrag steht, noch bei der Verfolgungsjagd helfen kann, ist unklar. Schließlich ist er der älteste Feldspieler, der aktuell in der ersten belgischen Liga aktiv ist. Der Ex-Nationalspieler gestand gegenüber "Het Nieuwsblad" kürzlich: "Ich spiele jedes Mal unter Schmerzen. Ob Rücken, Knie oder Sprunggelenke - schmerzfrei bin ich bei drei Spielen pro Woche nie." Ein Trost: Auch seine Gegenspieler dürften angesichts der starken Leistungen des treffsicheren Routiniers gewisse Schmerzen empfinden.

Maike Falkenberg