01.12.2014 15:19 Uhr

Neapel: Erfolgreicher Umbruch mit Benítez

Gonzalo Higuaín, José Callejón (li.) und Jorginho (re.) haben in Neapel derzeit Grund zur Freude.
Gonzalo Higuaín, José Callejón (li.) und Jorginho (re.) haben in Neapel derzeit Grund zur Freude.

Rafael Benítez hat in Neapel einige Änderungen vorgenommen und sieht sich bestätigt: Der Klub aus Süditalien kann mit einem Sieg im Topspiel gegen Sampdoria Platz drei festigen.

"Diese Mannschaft hat ein enormes Potential und mit Ausdauer und Zuversicht können wir große Ziele erreichen." Rafael Benítez hat mit dem SSC Neapel noch viel vor. Anderthalb Jahre nach seiner Amtsübernahme hat der spanische Übungsleiter den Umbruch geschafft, sieht die Süditaliener aber noch lange nicht am Ende ihres Weges.

Die Azzurri belegen in der Serie A derzeit den vierten Platz und haben noch ein Spiel in der Hinterhand. Auf europäischem Parkett läuft es für den SSC ebenfalls hervorragend: Neapel hat einen Spieltag vor Ende der Gruppenphase bereits das Sechzehntelfinale erreicht und kann den Gruppensieg durch einen Erfolg in der abschließenden Partie gegen das noch punktlose Bratislava aus eigener Kraft perfekt machen.

Umbruch auf allen Ebenen

Dass Napoli nach der Vizemeisterschaft 2012/2013 weiter im Konzert der Großen der Serie A mitmischen würde, war nicht unbedingt zu erwarten. Mit Hugo Campagnaro, Morgan De Sanctis und Edinson Cavani verließen wichtige Leistungsträger den Verein. Vor allem der Angreifer aus Uruguay, der für rund 64 Millionen Euro nach Paris wechselte, hinterließ eine große Lücke und schien kaum ersetzbar: Cavani war mit 29 Treffern mit Abstand der beste Torschütze der höchsten italienischen Spielklasse, Neapels Angriffsspiel war komplett auf den Torjäger zugeschnitten.

Doch nicht nur auf dem grünen Rasen, auch an der Taktiktafel gab es einschneidende Veränderungen: Erfolgscoach Walter Mazzarri kehrte den Azzurri im Sommer 2013 den Rücken und wechselte zu Inter Mailand. Seinen Job in Neapel übernahm Rafael Benítez. Der Spanier musste in seiner ersten Spielzeit nicht nur den besten Torjäger der vergangenen Jahre ersetzen, sondern hatte auch mit den gestiegenen Erwartungen im Umfeld des Traditionsklubs zu kämpfen.

Last auf mehrere Schultern verteilt

Anstatt die durch den Cavani-Transfer in die Kassen gespülten Millionen in einen einzigen Topstar zu investieren, wollte Benítez den Weggang des Stürmers mit mehreren Neuzugängen auffangen: Für die Offensive verpflichtete Neapel Gonzalo Higuaín, José Callejón und Dries Mertens. Außerdem wurden Raúl Albiol und Pepe Reina ans Mittelmeer gelotst. Anders als dies in vielen anderen italienischen Klubs üblich ist, setzte der Übungsleiter nicht auf eine feste Stammelf, sondern ließ sein Team regelmäßig rotieren.

Der Plan ging auf: Das Spiel des SSC wurde flexibler und die Neuen schlugen auf Anhieb voll ein. Sie sorgten schnell dafür, dass die skeptischen Stimmen in der süditalienischen Metropole leiser wurden. Zwar schied Neapel unglücklich nach der Gruppenphase aus der Champions League aus, doch in den anderen Wettbewerben war der SSC erfolgreich: Am Ende stand ein dritter Platz in der Serie A und, als besonderes Bonbon, der Coppa-Italia-Pokal im Trophäenschrank.

Vom ewigen Talent zum Leistungsträger

Mit zusammen 32 Ligatreffern hatten Higuaín und Callejón großen Anteil daran, dass der befürchtete Einbruch bei Neapel ausblieb. Vor allem der schon als ewiges Talent verschriene Spanier blüht unter Benítez voll auf: Callejón harmoniert prächtig mit Higuaín sowie seinem anderen Sturmkollegen Insigne und hat nach 15 Treffern in der vergangenen auch in der laufenden Saison bereits achtmal geknippst.

Vor dem letzten Spieltag musste Benítez sein erfolgreiches Sturmtrio allerdings umbauen. In der Ligapartie beim AC Florenz zog sich Insigne einen Kreuzbandriss zu und fällt nun länger aus. In der ersten Begegnung ohne den italienischen Nationalspieler trennten sich die Azzurri am vergangenen Wochenende vor heimischer Kulisse 3:3 von Cagliari.

Besteht Neapel auch im Luigi Ferraris?

Mit Sampdoria wartet am Montag (21:00 Uhr, live bei weltfussball) nun ein ganz schweres Auswärtsspiel auf die Süditaliener. Genua spielt eine starke Saison und hat erst einmal verloren. Der Gewinner der Partie rückt auf Rang drei vor und kann einem direkten Konkurrenten um den Champions-League-Qualifikationsplatz wichtige Zähler abnehmen. Gelingt dem SSC die Teilnahme an der Königsklasse hätte Benítez in Bezug auf das Potential seiner Truppe Recht behalten und tatsächlich ein "großes Ziel" erreicht.

Thomas Eßer