30.01.2015 12:19 Uhr

Asian Cup: Showdown in Down Under

Das Finale des Asian Cups verspricht ein Spektakel zu werden. Südkorea und Australien eint die Sehnsucht nach dem Titel. Zwei Bestmarken haben sie schon vor dem Endspiel (Samstag ab 10 Uhr im Liveticker) inne. weltfussball nimmt die beiden Finalteilnehmer vor dem großen Showdown unter die Lupe.

1. Die Ausgangslage: Sehnsucht nach dem Titel

54 Jahre liegt Südkoreas letzter Triumph bei einer Asienmeisterschaft schon zurück. Zwar standen die Taegeuk Warriors bis heute noch sechs weitere Male mindestens im Halbfinale, zum großen Wurf reichte es allerdings nie (dreimal Zweiter, dreimal Dritter). Die Hoffnung, durch die starke Leistung bei der Heim-WM 2002 eine neue Ära einzuleiten, erfüllte sich bislang nicht.

Die Socceroos stehen dagegen vor dem ersten großen Titelgewinn ihrer Geschichte. Die vier gewonnenen Ozeanienmeisterschaften sind angesichts der drittklassigen Gegner (u.a. Tahiti, Salomonen, Neukaledonien) nur schmuckloses Beiwerk. Jetzt winkt sogar ein Eintrag in die Rekordbücher: Sollten sich die Australier zum Asienmeister küren, wären sie das erste AFC-Mitglied in der Historie, das neben dem Champions-League-Titel (Western Sydney Wanderers) zeitgleich die wichtigste Kontinental-Trophäe hält.

2. Der Weg ins Finale: beste Offensive vs. beste Defensive

Vor dem Turnier galten Australien und Südkorea neben Japan als Favoriten auf den Titel. Diese Rolle erfüllten sie bravourös. Mit drei 1:0-Siegen marschierte Südkorea durch die Gruppenphase. Auch in der K.o.-Runde stand das Bollwerk und ließ weder gegen Usbekistan (2:0 n.V.) noch gegen den Irak (2:0) einen Gegentreffer zu. Fünf Partien in Serie ohne Gegentor bedeuten eine Turnier-Bestmarke.

Das Team aus Down Under bot den größeren Unterhaltungswert und stellt mit zwölf Toren die beste Offensive des Turniers. Dem 4:1 gegen Kuwait und dem 4:0 gegen den Oman folgte ein 0:1 gegen Final-Gegner Südkorea. Allerdings durfte in dem bedeutungslosen Spiel lediglich eine B-Elf ran. Nicht mehr als bessere Sparringspartner waren China (2:0) und die VA Emirate (2:0) im Viertel- und Halbfinale.

3. Die Trainer: Weltenbummler vs. local hero

Während Uli Stielike als Spieler in den 70er und 80er Jahren reihenweise Titel abräumte und zu den ganz Großen des Weltfußballs zählte, blieb er in seiner Trainerlaufbahn ein eher mäßig erfolgreicher Weltenbummler. Der gebürtige Grieche Ange Postecoglou trat dagegen als Spieler nur selten in Erscheinung, führte dafür den South Melbourne FC zu zwei OFC-Champions-League-Titeln (1998, 1999) und holte mit Brisbane Roar zwei nationale Meisterschaften (2011, 2012).

Stielike ist seit Oktober 2014 im Amt und versucht seitdem, die Red Devils mit deutschen Tugenden und taktischer Disziplin voran zu bringen. Postecoglou trat im Herbst 2013 die Nachfolge von Holger Osieck an und setzt neben den Legionären konsequent auf Spieler aus der heimischen A-League. Eine Entscheidung, die sportliche Höhen und Tiefen nach sich zog, das Image des australischen Fußballs aber nachhaltig aufbesserte.

4. Die Mannschaften: Vorne hui, hinten pfui?

Ein Turnier ohne einziges Gegentor lässt zunächst auf puristischen Ergebnisfußball schließen. Im Fall der Südkoreaner stimmt das nur bedingt. Die Mannschaft ist in der Lage, mit ansehnlichem Offensivfußball zu begeistern. Die Chancenverwertung ist jedoch ein Manko. Gleichzeitig ist die Defensive immer für den ein oder anderen Aussetzer gut. Dass die Null in jedem Spiel stand, haben die Warriors auch einer gesunden Portion Glück zu verdanken.

Offensiven Powerfußball haben sich die Socceroos auf die Fahne geschrieben. Die Spieler dafür haben sie. Allein zehn verschiedene Australier trugen sich in den sechs Spielen in die Torschützenliste ein. Bestwert im laufenden Turnier. Die bedingungslose Flucht nach vorne birgt aber auch Gefahren. Gerät das Team hinten unter Druck, kommt die Viererkette ins Schwimmen.

5. Die Schlüsselspieler: effektiver Oldie vs. europäische Achse

35 Jahre alt und kein bisschen müde – Tim Cahill ist und bleibt der Leader im Team aus Down Under. Zwar stand der Oldie im Turnier nur 282 Minuten auf dem Feld, dabei präsentierte er sich jedoch als steter Unruheherd und erzielte drei Tore. Hinten sorgen Russland-Legionär Ivan Franjić, der Ex-Nürnberger Matthew Špiranović und das 23-jährige Talent Trent Sainsbury (PEC Zwolle) für die Absicherung der offensiv ausgerichteten Socceroos.

Uli Stielike setzt sein Vertrauen voll und ganz in die "europäische Achse". Jin-Su Kim (Hoffenheim) und Joo-Ho Park (Mainz) sind feste Bestandteile der Viererkette und sorgen immer wieder für gefährliche Vorstöße. Sung-Yueng Ki (Swansea) zieht die Fäden im Mittelfeld und hält den beiden brandgefährlichen Heung-Min Son (Leverkusen) und Jung-Hyup Lee (Sangju) den Rücken frei.

6. Die Prognose: Vorteil Australien

Der 1:0-Sieg der Südkoreaner in der Vorrunde war ein Muster ohne Wert. "Jeder weiß, dass wir nun auf ein anderes Australien treffen werden", warnt auch Uli Stielike davor, dieses Resultat überzubewerten. Körperlich haben die Socceroos leichte Vorteile auf ihrer Seite, was in der Endphase eines Turniers entscheidend sein kann. Spielerisch begegnen sich zwei Mannschaften auf Augenhöhe, wobei die Südkoreaner die stärkeren Individualisten in ihren Reihen haben.

Wie so oft in einem Finale entscheiden auch am Samstag Kleinigkeiten über Sieg und Niederlage. Aufgrund des nicht zu unterschätzen den Heimvorteils – 50.000 der 80.000 Zuschauer im ausverkauften ANZ Stadium drücken den Australiern die Daumen – wird das Pendel am Ende eher zu Gunsten der Gastgeber ausschlagen.

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Christian Schenzel