10.02.2015 15:39 Uhr

Giovanni Simeone: Vom Sohn zum Superstar?

Auf Papas Spuren: Giovanni Simeone
Auf Papas Spuren: Giovanni Simeone

Seine Vorgänger zählen zu besten Stürmern der Welt, sein Vater zu den gefragtesten Trainern: Der Weg des Giovanni Simeone scheint nach seiner Gala in der argentinischen U20 vorherbestimmt. 

Asien und Afrika haben ihre ersten Titelträger des Jahres bereits ermittelt, seit Sonntag ist auch die erste Trophäe in Südamerika vergeben: Zwölf Jahre nach dem letzten Sieg triumphierte die argentinische Albiceleste wieder bei der U-20-Kontinentalmeisterschaft. Nach drei langen Wochen ließ man die besten Nachwuchskicker aus Brasilien, Kolumbien, Uruguay und sechs weiteren Nationen hinter sich.

Maßgeblichen Anteil am Erfolg hatte der Top-Stürmer des Teams, ein gewisser Giovanni Simeone, Sohn von Atlético Madrids Trainer Diego. Mit neun Treffern in neun Spielen kürte sich der Sprössling des berühmten "Cholo" zum Torschützenkönig des Turniers und trat damit die Nachfolge einiger prominenter Herren an.

Angefangen bei Romario (1985) über Adriano (2001) bis hin zu Edinson Cavani (2007) und Neymar (2011) – sie alle sicherten sich bei der U20 Campeonato Sudamericano den Titel des besten Torjägers und reiften in den Jahren danach zu Superstars. Ein Ziel, das auch der junge Giovanni Simeone verfolgt, seit seine Karriere in der Heimat des Familienoberhaupts 2008 Fahrt aufnahm.

Mühsamer Start in Argentinien

Mit 13 Jahren brachte ihn Vater Diego in der Jugend-Akademie von River Plate unter. Dort hatte der junge Giovanni keinen leichten Start und litt besonders unter seinem bekannten Namen. "Wir dachten alle, er sei nur hier, weil er ein Simeone ist", berichtet sein damaliger Mitspieler Emanuel Mammana von anfänglicher Skepsis. "Doch dann stellte sich heraus, dass er ein bescheidener Kerl und guter Teamkollege ist."

"Es ist mir sehr schwer gefallen, die anderen davon zu überzeugen, dass ich nicht nur wegen des Namens ein Teil der Mannschaft geworden bin", gab Giovanni im Interview mit der argentinischen Tageszeitung "Ole" zu. Doch schnell punktete der Neue nicht nur menschlich, sondern auch sportlich. "Die Wahrheit ist, dass er ein richtig guter Stürmer ist. Er hat eine große Zukunft vor sich", ist Mammana sicher.

Experten und Trainer voll des Lobes

Dass er die Qualitäten zu einer großen Karriere hat, glaubt auch der mittlerweile als TV-Analyst arbeitende Reinaldo Rueda. "Er bewegt sich im Strafraum extrem gut und hat einen ausgezeichneten Torriecher. Sicher wird er zu einem Weltklasse-Spieler werden."

Eine Einschätzung, die Argentiniens U20-Nationaltrainer Humberto Grondona teilt: "Er hat dieses Feuer in den Augen, verfügt über große Qualitäten im Abschluss, ist ein guter Kopfballspieler und mit beiden Füßen stark." Mit seinen überzeugenden Auftritten bei der seit Sonntag beendeten U20-Meisterschaft rechtfertigte Giovanni Simeone die Lobeshymnen.

Sein Drang zum Tor, die Kaltschnäuzigkeit im Abschluss und die körperliche Robustheit überforderten seine gleichaltrigen Gegner oftmals. Auch im Ligabetrieb bestach er für das Jugendteam von River Plate stets mit einer starken Trefferquote.

Anpassungsprobleme bei den Profis

Den Nachweis, dass er sein Potenzial auch bei den Profis umsetzen kann, blieb er bis jetzt jedoch schuldig. Simeones erstes Jahr im Seniorenteam des 36-fachen argentinischen Meisters verlief nicht wie erhofft. 28 Mal kam er für die erste Mannschaft zum Einsatz, nur magere vier Tore erzielte er in diesem Zeitraum. Nicht die Zahlen eines kommenden Superstars - und eine ernüchternde Bilanz, die ihn auch selbst zum Nachdenken brachte.

"Ich habe die ganze Zeit hart gearbeitet und trotzdem nicht getroffen. Das hat mir Sorgen gemacht. Jetzt weiß ich, dass solche Phasen dazugehören. Auch ein Lionel Messi verfehlt manchmal das Tor. Dank meinem Umfeld habe ich gelernt, damit klarzukommen", betrachtet er Rückschläge als Teil eines Reifeprozesses.

"Will einer der besten Stürmer Europas werden"

Wer sich dennoch auf seine Qualitäten verlassen und den jungen Simeone unter Vertrag nehmen will, muss schon jetzt tief in die Tasche greifen. Im August 2013 verlängerte der Stürmer den Vertrag bei River Plate um drei weitere Jahre. Inklusive einer Ausstiegsklausel in Höhe von 15 Millionen Euro.

Erste Angebote aus Europa lagen dem talentierten Kicker schon vor. Rayo Vallecano, Palermo und Udinese bekundeten ihr Interesse am 19-Jährigen, der klare Ziele vor Augen hat: "Ich will einer der besten Stürmer Europas werden." Wie ernst er es damit meint, zeigt er auf seinem linken Arm. Diesen ziert seit einiger Zeit ein kleines Tattoo mit dem Logo der europäischen Champions League – genau dorthin soll ihn die Reise führen.

Vielleicht ja sogar an der Seite seines Vaters, der in den letzten Jahren in die Riege der weltbesten Trainer aufgestiegen ist. Ein mögliches Vater-Sohn-Gespann sieht Papa "Cholo" allerdings mit gemischten Gefühlen: "Die Möglichkeit will ich nicht ausschließen. Wenn er gut spielt, ist er als Spieler eine Option. Allerdings wäre es für unsere familiäre Beziehung sicher nicht einfach."

Simeones neun Turniertreffer im Video:

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Christian Schenzel