30.03.2015 20:51 Uhr

Bosnien kommt in Freundschaft nach Wien

Bosniens Teamchef Mehmed Baždarević zollt dem österreichischen Nationalteam Respekt, sieht es aber nur leicht im Vorteil
Bosniens Teamchef Mehmed Baždarević zollt dem österreichischen Nationalteam Respekt, sieht es aber nur leicht im Vorteil

Bosnien-Herzegowina gastiert am Dienstag (ab 20:30 im weltfussball-Liveticker) in Wien zum Duell mit Österreich. Was für die Elf von Marcel Koller ein letzter Test für Russland ist, soll für den WM-Teilnehmer ein weiterer Schritt aus der Krise werden. Neo-Teamchef Mehmed Baždarević unterstrich den freundschaftlichen Charakter der Partie und hatte für den Gegner viel Respekt über.

Mehmed Baždarević wird das Prateroval fast nicht wiedererkennen. Als er den Rasen des nunmehrigen Ernst Happel Stadions das letzte Mal betrat, tat er dies noch im Dress der jugoslawischen Nationalmannschaft. Vor gerade einmal 8.000 Zuschauern wurde Österreich - damals interimistisch von Didi Constantini betreut - im abschließenden Spiel der EM-Qualifikation für die Endrunde in Schweden 1992 vom Gruppensieger mit 2:0 bezwungen. "Wenn ich mich richtig erinnere, dann habe ich drei Mal gegen Österreich gespielt. Und wir haben drei Mal gewonnen", kramte Baždarević auf Nachfrage von weltfussball im Gedächtnis, um dann festzustellen. "Wir waren damals einfach besser drauf."
>> Bilanz von Mehmed Baždarević gegen Österreich

Zur EM fuhr die von Ivica Osim zusammengestellte Auswahl, in der neben Baždarević unter anderem Größen wie Dejan Savićević und Robert Prosinečki kickten, nicht mehr. Jugoslawien zerfiel in einem schrecklichen Bürgerkrieg. Auf sportlicher Ebene erbte Dänemark den Startplatz und holte als "Urlaubsabbrecher" sogar den Titel.

Würdiger Rahmen

Am Dienstag wird Mehmed Baždarević als Trainer von Bosnien-Herzegowina Platz auf der Betreuerbank nehmen. Erst im Dezember wurde der 54-Jährige zum Teamchef des WM-Teilnehmers 2014 berufen. "Das ist der Höhepunkt meiner Karriere", gab er damals zu Protokoll. Bei seinem zweiten Spiel wird Baždarević auf die Ränge eines diesmal vielleicht sogar ausverkauften Stadions blicken. Mindestens 12.000 Anhänger werden sogar dem Gästeteam die Daumen drücken. Die bosnische Gemeinde in Österreich ist schließlich groß.

"Es ist ein Spiel nicht nur zweier befreundeter Verbände, sondern auch von zwei befreundeten Ländern. Das soll auch in Zukunft so bleiben", wählte Mehmed Baždarević seine Eingangsworte bei der Pressekonferenz dem Anlass entsprechend. Sportlich hat der Vergleich ohnehin seinen Reiz. "Österreich spielt bis jetzt sehr gut in dieser Qualifikation und ich bin gespannt, wie das Spiel morgen ausgehen wird", so der langjährige Frankreich-Legionär.

Für die Mannschaft von Marcel Koller hatte Baždarević durchwegs lobende Worte über: "Eine sehr gute Mannschaft. Sie haben Kontinuität und spielen einen sehr modernen Fußball." Die Favoritenrolle wollte der Trainer aber dennoch nicht im rot-weiß-roten Lager sehen. "Ich würde nicht sagen, dass sie Favorit sind. Vielleicht haben sie einen kleinen Vorteil, weil sie daheim spielen", so Baždarević. Die bosnische Bilanz gegen den ÖFB ist anders als die des Trainers mit einem Remis und einer Niederlage allerdings ausbaufähig.

Bosniens Teamchef ließ sich bezüglich Taktik kaum in die Karten blicken. "Natürlich wollen wir offensiv auftreten. Aber wir wollen auch sehen, wie wir uns defensiv verhalten." Gleichzeitig versprach Baždarević eine starke Aufstellung: "Kein Spieler wird geschont, nur damit er geschont wird, sondern nur aus gesundheitlichen Gründen." Später sollte er auf neue Gesichter im Kader angesprochen die zuvor getätigte Aussage relativieren: "Wir wollen sehen, wer uns helfen kann und wer nicht. Ich würde mir wünschen, dass wir zehn Auswechslungen machen können, aber es gehen nur sechs."

Definitiv fehlen wird Senad Lujić. Der Lazio-Spieler legte alle drei Treffer von Edin Džeko beim 3:0 über Andorra auf. "Er wird nicht im Aufgebot stehen, weil er erst nach einer langen Verletzungspause zurückgekommen ist. Daher werden wir nichts riskieren." Weiters soll auch Sejad Salihović fehlen.

Heimspiel für Hadžić

Sehr wohl einsatzbereit ist dagegen Anel Hadžić. Der frühere ÖFB-Nachwuchsteamspieler entschied sich für das Land zu spielen, in dem er geboren wurde. Dem Mittelfeldakteur von Sturm Graz steht freilich eine denkwürdige Partie bevor: "Natürlich bedeutet es viel, Österreich hat mir viel gegeben. Ich freue mich riesig, aber wir müssen uns auf das Spiel konzentrieren."

Nach der erstmaligen WM-Teilnahme schlitterte Bosnien im vergangenen Herbst in die Krise, liegt in der EM-Qualifikationsgruppe B nur auf Rang fünf. "Ich glaube, dass wir uns bis jetzt unter unserem Wert geschlagen haben", legte Hadžić seine Sicht der Dinge dar. "Denn wir haben eine sehr gute Mannschaft mit sehr großen Stars, die Spiele allein entscheiden können."

Das 3:0 in Andorra erlebte Anel Hadžić nur von der Bank aus. "Jetzt haben wir unser wahres Gesicht gezeigt, auch wenn es nur Andorra war. Ich glaube, dass wir auf einem guten Weg sind. Nun konzentrieren wir uns auf Österreich und wollen ein gutes Ergebnis mitnehmen."

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Sebastian Kelterer