09.04.2015 13:55 Uhr

Stolze Bielefelder sind hungrig auf Wölfe

Außer sich vor Freude bestürmt die Mannschaft von Arminia Bielefeld ihren Torwart Alexander Schwolow
Außer sich vor Freude bestürmt die Mannschaft von Arminia Bielefeld ihren Torwart Alexander Schwolow

Hochverschuldeter Drittligist gegen millionenschweren Werksclub: Nach einer rauschenden Pokalnacht will Arminia Bielefeld nun gegen den VfL Wolfsburg das nächste Kapitel in einer unerwartet erfolgreichen Saison schreiben.

"Das wird noch ein wenig dauern, bis wir das begriffen haben. Ins Pokal-Halbfinale zu kommen, ist wie im Lotto zu gewinnen", sagte Arminia Bielefelds Kapitän Fabian Klos. Erst zum siebten Mal in den vergangenen 30 Jahren schaffte eine Mannschaft, die nicht aus den ersten beiden Ligen kommt, den Sprung in die Vorschlussrunde.

Beim 6:5-(1:1, 1:1, 1:1)-Erfolg nach Elfmeterschießen gegen den Favoriten Borussia Mönchengladbach wuchs der Außenseiter einmal mehr über sich hinaus und schaltete den dritten Bundesligaclub nacheinander aus.

"Das ist ein ganz außergewöhnlicher Moment im Leben eines Fußballers", meinte auch Trainer Norbert Meier. "Jetzt haben wir endlich ein Live-Spiel im öffentlich-rechtlichen Fernsehen." Mittelfeldspieler Daniel Brinkmann sagte: "Wir haben viele Spieler im Team, die geil darauf sind, so etwas zu erleben."

Pokal spült Millionen in die leeren Kassen

Der Trainer, der nach dem Zweitligaabstieg ein schlagkräftiges Team geformt hat, weiß auch, dass die Belastungsgrenze bald erreicht ist. "Jetzt haben wir den Salat und wieder ein Spiel mehr. Unsere Mannschaft ist dafür eigentlich nicht aufgestellt", betonte der Coach. "Unser Hauptgeschäft ist die 3. Liga, da sind wir am Samstag in Dresden wieder gefordert". Aus diesem Grunde fiel der Jubel bei den Spielern auch eher verhalten aus. "Einige konnten kaum noch laufen. Sie freuen sich eher nach innen und müssen sich nun professionell vorbereiten", sagte Meier.

Für die hochverschuldeten Bielefelder ist der dritte Halbfinaleinzug der Vereinsgeschichte finanziell überaus lukrativ. Mit dem Spiel gegen den VfL Wolfsburg dürfen sie sich nun schon auf fast fünf Millionen Euro Zusatzeinnahmen freuen.

"Das ist für einen Drittligisten sehr viel Geld, das können wir sehr gut gebrauchen", sagte Arminias Sportlicher Leiter Samir Arabi. Der Club ist mit mehr als 25 Millionen Euro nach wie vor hoch verschuldet. "Dieses Spiel bleibt für uns eine Kür. Wolfsburg genügt absolut höchsten Ansprüchen", befand Meier.

Schwolow wird zum Helden auf der Alm

Das Spiel gegen die Gladbacher hatte alles, was ein Pokalspiel braucht. Nach zwei Stunden und 41 Minuten ging die Party in der restlos ausverkauften SchücoArena erst richtig los. Bielefelds Torhüter Alexander Schwolow, der schon zwei Runden zuvor gegen Hertha BSC zwei Elfmeter halten konnte, parierte den Schuss von Ibrahima Traore und sicherte seinem Team damit den Einzug in die nächste Runde. Zuvor hatten jeweils Raffael und bei den Bielefeldern Marc Lorenz verschossen.

Schwolow schilderte den entscheiden Moment: "Ich tänzel auf der Linie, schaue Traore tief in die Augen und entscheide mich für eine Ecke", sagte der 22-Jährige. Bis auf Lorenz verwandelten seine Kollegen alle Elfmeter sicher. "Wir haben das heute Morgen noch geübt, obwohl das eine andere Situation ist. Da hat David Ulm noch zwei verschossen und am Abend getroffen", erzählte Meier.

Fohlen "haben es nicht verdient"

Für Borussia Mönchengladbach sind die Hoffnungen auf den ersten Titelgewinn seit 20 Jahren damit begraben. Wie schon 2001 gegen Union Berlin und 2004 gegen Alemannia Aachen jeweils im Halbfinale scheiterte der dreimalige Pokalsieger auf dem Weg nach Berlin am unterklassigen Gegner.

"Das ist verdammt bitter. Wir hatten alle den großen Traum vom Finale", sagte Sportdirektor Max Eberl. Doch an diesem Abend fand der Bundesliga-Dritte kein Mittel gegen die disziplinierte und kompakte Defensivreihe der Ostwestfalen. "Wir haben es in 120 Minuten nicht geschafft, die Arminia zu besiegen und es dann auch nicht verdient, ins Halbfinale einzuziehen. Das haben wir uns selbst zuzuschreiben", meinte Nationalspieler Max Kruse.

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dpa