29.04.2015 11:14 Uhr

Rampenlicht: Der 49-Millionen-Mann

In Österreich kaum zu halten: Donis Avdijaj (l.)
In Österreich kaum zu halten: Donis Avdijaj (l.)

Viele bekannte Gesichter spielen weitgehend unbeachtet von der deutschen Presse im Ausland. Heute blickt weltfussball auf einen 18-jährigen Schalker Torjäger mit rekordverdächtiger Ausstiegsklausel, die Rückkehr eines Deutschen Sturmtalents auf der Insel und einen ehemaligen Raudi in Russland.

"Ab und zu nervt es, ab und zu ist es aber auch ein geiles Gefühl", sagt Donis Avdijaj über die Klausel, die für ihn Fluch und Segen zugleich ist. Der gebürtige Osnabrücker mit albanischen Wurzel wurde von Schalke 04 bei seiner Vertragsverlängerung mit einer Ausstiegsklausel über 49 Millionen Euro ausgestattet. Damit wollte Manager Horst Held die zahlreichen Interessenten aus den europäischen Topligen abschrecken, die bereits ihre Fühler nach dem Torjäger ausgestreckt hatten. Avdijaj stand noch keine Sekunde in einer Bundesligapartie auf dem Platz. Doch wer in 73 Spielen in der Jugend der Königsblauen 76 Tore erzielt, zieht zwangsläufig Aufmerksamkeit auf sich.

Während der junge Stürmer mit den Profis trainierte, fiel er in seiner Zeit bei der Zweitvertretung von Schalke allerdings eher neben dem Platz auf. Nach einigen Eskapaden entschieden sich Verein und Spieler für eine anderthalbjährige Ausleihe: Nach Winterpause fand sich Avdijaj in Österreich wieder. Jetzt geht der Kicker für Sturm Graz auf Torejagd. Dort trägt der Mann mit den immensen Vorschusslorbeeren seinen Teil im Rennen um die Europa-League-Plätze bei: Sieben der Elf Spiele seit seinem Wechsel konnte Graz gewinnen, mit fünf Treffern und drei Vorlagen stellt der Schalker sein Können unter Beweis. Durch seine Leitungen will sich Avdijaj auch für eine zweite Chance in Gelsenkirchen empfehlen, die bis Ende Mai die Option ziehen können, den Stürmer vorzeitig zurückzuholen: "Ich habe eine tolle Zeit auf Schalke verbracht, ich liebe diesen Verein."

Die horrende Klausel in seinem Vertrag mit dem Bundesligateam bringt neben hoher Erwartungen auch andere Last mit sich. Im Duell mit den Verteidigern in Österreich muss sich der Deutsch-Albaner immer wieder hämische Kommentare mit Bezug auf die 49 Millionen gefallen lassen, beispielsweise nach verlorenen Zweikämpfen. "Damit muss ich aber klarkommen", sagt Avdijaj in der "WAZ": "Dass Schalke diese Klausel in meinen Vertrag eingebaut hat, ist erst einmal eine große Ehre für mich." In der Alpenrepublik führt der einstige Troublemaker derweil das Leben eines Vorzeigeprofis. Er will die in ihn gesteckten Erwartungen mit stetig steigenden Leistungen erfüllen und arbeitet akribisch an seinem Traum: Für Schalke in der Bundesliga aufzulaufen.

Ende der Leidenszeit

In die Bundesligastatistiken konnte sich Samed Yeşil bereits eintragen. Allerdings dauerte sein einziger Auftritt auf der großen Bühne nur neun Minuten, beim Heimspiel seines damaligen Arbeitgebers Bayer Leverkusen gegen Hertha. Der talentierte Mittelstürmer durchlief sämtliche Jugendstationen der Werkself und reifte dort zum Jugend-Nationalspieler. Mit der U17 sorgte er 2011 bei der WM in Mexiko für Furore: Das Team erkämpfte sich einen starken dritten Platz und Yeşil erhielt als zweiterfolgreichster Torjäger des Turniers den silbernen Schuh. Im Sommer 2012 wechselte er auf den ausdrücklichen Wunsch von Liverpool-Coach Brendan Rodgers für 1,3 Millionen Ablöse an die Merseyside.

Auf der Insel angekommen, lieferte der gebürtige Düsseldorfer sein Debüt für die Reds im League Cup ab. Danach begann die Horror-Story: Bei einem U19-Länderspiel zog sich Yeşil einen Kreuzbandriss zu, der ihn für den Rest der Saison aus dem Spielbetrieb nahm. Nach der erfolgreichen Genesung verletzte sich der Deutsch-Türke im Training - wieder das Kreuzband. Seit letztem August steht Yeşil nun endlich wieder auf dem Platz. Über die U21 des Teams von der Anfield Road soll er an die Profis herangeführt werden. In acht Partien für die Nachwuchsmannschaft traf der ehemalige Leverkusener bereits drei Mal ins Schwarze und legte einen Treffer vor. In der englischen Presse spricht man über Yeşil als neuen Didier Drogba: Die Verletzungen gestandener Stürmer aus dem Profikader könnten noch in der aktuellen Spielzeit ihr übriges dazu tun, dass der 20-Jährige nach seiner langen Leidenszeit endlich wieder bei den Großen mitkicken darf.

Hertha-Rüpel in Russland

In Berlin war Patrick Ebert lange für Zechtouren und nächtlichen Vandalismus mit Kevin-Prince Boateng bekannt. Die Fans der Hertha dichteten dem Rechtsaußen sogar ein eigenes Lied: "Patrick Ebert, du alter Raudi". 2012 verließ Ebert nach sechs Profijahren und dem Durchlaufen aller Jugendteams den Verein und wurde in Spanien bei Real Valladolid zu "Ebi". Dort stimmten zwar die Leistungen, doch wechselwillig ekelte er sich selbst nach anderthalb Jahren für 1,3 Millionen nach Russland, nachdem er sich bei den Spaniern zwischenzeitlich für "mental nicht bereit" erklärte, um einen Wechsel zu forcieren.

Zu Beginn der Saison der Premier Liga fand sich Ebert bei Spartak Moskau nicht einmal im Kader wieder. Seit Ende des letzten Jahres jedoch baut Trainer Valeri Karpin auf den 28-Jährigen, der mittlerweile zum festen Bestandteil der Mannschaft gehört. Gemeinsam mit den beiden ehemaligen Bundesligaspielern Serdar Taşçı und José Manuel Jurado belegt Spartak momentan den fünften Platz der Tabelle und ist somit auf Europa-League-Kurs.

Kevin Brüssel