06.05.2015 12:20 Uhr

Rampenlicht: Der Ballkünstler ist zurück

Wieder in der Erfolgsspur: Diego
Wieder in der Erfolgsspur: Diego

Viele bekannte Gesichter spielen weitgehend unbeachtet von der deutschen Presse im Ausland. Heute blickt weltfussball auf einen brasilianischen Edeltechniker, ein Abwehr-Talent aus der Dortmunder Jugend und einen Publikumsliebling, der gerade seine Karriere beendet hat.

Auf diesen Moment hat er lange gewartet: Flanke von links, Getümmel im Strafraum, das Leder landet in der Mitte, wo der Spieler mit der Nummer zehn goldrichtig steht und wie in alten Werderaner Tagen eiskalt verwandelt. Diego Ribas da Cunha, genannt Diego, erzielt sein erstes Ligator für Fenerbahçe, schreit seine Freude aus sich heraus und schnappt sich schnell den Ball, um ihn wieder auf dem Anstoßpunkt zu platzieren.

Im Spiel gegen Balikesirspor markierte Diego das wichtige 2:2, bereitete zwei weitere Treffer mit feinem Fuß mustergültig vor und bog mit seinem Team einen zweimaligen Rückstand noch in einen Dreier um.  Es scheint so, als wäre am vergangenen Sonntag beim Brasilianer mit der atemberaubenden Technik der Knoten geplatzt. Sein Weg dahin war lang, erfolgreich, aber auch oft steinig.

Über seinen Jugendverein, den FC Santos, ging es für den damals 19-Jährigen Diego im Jahr 2004 nach Porto. Dort gewann er innerhalb von zwei Jahren den Weltpokal und das Double aus Meisterschaft und Pokal, kam jedoch nur unregelmäßig zum Einsatz und wechselte im Sommer 2006 für knapp sechs Millionen Euro zu Werder Bremen. Diese Entscheidung sollte der kleine, wendige Spielmacher nicht bereuen: An der Weser wurde er unter Trainer Thomas Schaaf schnell zum Stammspieler und Publikumsliebling und erzielte zahlreiche wunderschöne Tore. Unvergessen bleibt sein Treffer aus 64 Metern Entfernung gegen Alemannia Aachen, welches im Jahr 2007 zum Tor des Jahres gewählt wurde. Allein beim Gedanken an seine genialen Pässe und Tricks werden viele Bremen-Fans auch heute noch wehmütig. So glücklich wie an der Weser wurde der Brasilianer in seiner bisherigen Laufbahn nicht mehr.

Über ein kurzes Intermezzo bei Juventus ging es für ihn zurück in die Bundesliga, als er beim VfL Wolfsburg anheuerte. Nach einem Streit mit dem Trainerstab wurde Diego an Atlético Madrid ausgeliehen und erzielte beim Finalsieg in der Europa League ein Tor. Nach seiner Rückkehr zu den Wölfen und einem erneuten Engagement in Madrid landete der ehemalige Nationalspieler Brasiliens in der Türkei. Gut möglich, dass der Wandervogel nach dieser langen Reise nun endlich sein Glück wiedergefunden hat.

Rohdiamant bald zurück in der Heimat?

Koray Günter, Abwehrspieler aus der Jugend von Borussia Dortmund, spielt momentan ebenfalls in der Türkei. Seine Zeit bei den Schwarz-Gelben hat der 20-Jährige in Diensten von Galatasaray jedoch nicht vergessen: "Dortmund wird immer Heimat für mich sein. Ich habe dem Klub extrem viel zu verdanken. Meine Mitspieler und mein Trainer haben mich als Spieler und Mensch geprägt. Ich konnte von den Jungs sehr viel lernen. Und die Tür steht ja immer noch offen, vielleicht irgendwann zurückzukehren."

Der BVB ist für ihn also eine echte Herzensangelegenheit. Weil er sich dort trotz großer Vorschusslorbeeren nicht durchsetzen konnte, war es für Günter aber Zeit für eine Veränderung: Im Winter 2014 wechselte er zu Galatasaray. Der BVB sicherte sich allerdings eine Rückkaufoption für sieben Millionen Euro, die für die kommende Transferperiode gültig ist.

Eine Rückholaktion ist jedoch eher unwahrscheinlich. Bei Galatasaray gehört der Youngster nämlich nicht zum festen Inventar und kommt in dieser Saison lediglich auf elf Ligaspiele. In der Champions League stand er kein einziges Mal im Kader.

Brasilianischer Kämpfer beendet seine Karriere

Ein weiterer alter Bekannter aus Dortmund hat vor wenigen Tagen die Fußballschuhe an den Nagel gehängt: Paulo César Fonseca do Nascimento, genannt Tinga. Auch er hat die Dortmunder Borussia, für die er zwischen 2006 und 2010 98 Bundesliga-Spiele absolvierte, in guter Erinnerung. Zum letzten Spiel unter der Leitung von Jürgen Klopp will Tinga seinem Ex-Verein im DFB-Pokalfinale gegen Wolfsburg vor Ort die Daumen drücken. Für den heute 37-Jährigen bedeutet die geplante Reise nach Berlin auch ein Rückblick auf eines seiner wichtigsten Spiele mit dem BVB: In der Achterbahn-Saison 2007/2008 zog er mit Dortmund ebenfalls ins Finale ein und scheiterte knapp am FC Bayern.

Seine erfolgreichste Zeit hatte der kampfstarke Mittelfeldspieler in seiner Heimat Brasilien: Mit Internacional gewann er 2006 und 2010 die Copa Libertadores und wurde mit Cruzeiro EC in den letzten beiden Jahren zwei Mal brasilianischer Meister. Dort beendete der ehemalige Nationalspieler nun seine Karriere. Wie Tinga bald seine freie Zeit nutzen möchte, wollte er auf seiner Abschieds-Pressekonferenz noch nicht verraten. Eine Karriere als Trainer oder Sportdirektor schloss er aber vorerst aus.

Lionard Tampier