08.05.2015 14:54 Uhr

Marc Arnold exklusiv: 3. Platz wäre schön!

Mit Torsten Lieberknecht als Cheftrainer und Marc Arnold als sportlichem Leiter feierte Braunschweig die Rückkehr in die Bundesliga 2013.
Mit Torsten Lieberknecht als Cheftrainer und Marc Arnold als sportlichem Leiter feierte Braunschweig die Rückkehr in die Bundesliga 2013.

Seit einigen Wochen hat Eintracht Braunschweig einen Gang höher geschaltet und befindet sich seither auf der Überholspur. Drei Spieltage vor Saisonende ist sogar der Relegationsplatz wieder in Reichweite gerückt.

weltfussball sprach exklusiv mit Braunschweigs sportlichem Leiter Marc Arnold über den Saisonverlauf und die Ziele für die letzten Wochen.

weltfussball: Herr Arnold, am 25. Spieltag war Eintracht Braunschweig Tabellensechster und wies acht Punkte Rückstand auf die Aufstiegszone aus. Was ist seit dem aus Ihrer Sicht mit der Mannschaft passiert, sodass es nur noch drei Punkte auf den Relegationsrang sind?
Marc Arnold: Unsere Saison verläuft einfach sehr in Wellenbewegungen. Das hat sich wie ein roter Faden durch die ganze Spielzeit gezogen. Das ging mit dem Start und vier Punkten aus zwei Partien los, in den Wochen darauf lief es mit drei schnellen Niederlagen und insgesamt relativ wenig Punkten nach dem zehnten Spieltag nicht so gut. Vom Herbst bis in die Winterpause hatten wir auch wieder eine sehr, sehr gute Phase. Zum Restrundenstart ging es wieder eine Zeit lang abwärts bis Anfang März, und jetzt sind wir wieder in einer guten Phase. Mit der Mannschaft ist daher nichts im Speziellen passiert. Es sind andere Voraussetzungen, mit denen du in die Spiele gehst. Als Bundesligaabsteiger bist du in der Regel der Favorit, auch von außen wird eine andere Erwartungshaltung an dich herangetragen. Damit sind wir mal schlechter und mal besser zurecht gekommen.

Gab es so etwas wie einen Wendepunkt im Laufe der letzten Wochen, sodass die Mannschaft gesagt hat: Hier geht doch noch richtig was?
Arnold: Es war nicht unser absolut oberstes Saisonziel, direkt wieder aufzusteigen. Wir wollten eine gute und vor allem stabile Saison spielen. Mit Tabellenplatz haben wir dies bereits drei Spieltage vor Schluss erreicht. Die Mannschaft hat letztlich mehr von Spiel zu Spiel gearbeitet. Dass es jetzt in dieser Form endet, dass du wirklich noch Chancen hast, oben einzugreifen, ist natürlich umso schöner.

In den nächsten Wochen geht es noch gegen den 1. FC Nürnberg, Karlsruher SC und Union Berlin. Wie bewerten Sie dieses Restprogramm? Auch im Vergleich zu Ihren Konkurrenten.
Man muss schon sagen: Das ist ein sehr ambitioniertes Programm, welches wir da noch vor der Brust haben. Der 1. FC Nürnberg als Bundesligaabsteiger hat erst gegen Ingolstadt wieder gezeigt, welches Potenzial eigentlich in seinem Kader steckt. Ich meine, die sind ja mit dem Ziel in die Runde gegangen, direkt wieder aufzusteigen. Anschließend hast du den KSC, der eine sehr stabile Saison auf wirklich hohem Niveau spielt und sich schon lange berechtigte Hoffnungen auf einen Aufstieg machen kann.
Und auch Union Berlin ist am letzten Spieltag nochmal ein Highlight. In Berlin ist immer eine super Stimmung und da werden auch sehr viele Braunschweiger vor Ort sein und uns unterstützen. Egal, wie es bis dahin aussieht.

Lassen Sie uns den Blick auf die nächste Partie lenken. Der 1. FC Nürnberg spielt nur noch um die Goldene Ananas - im Hinspiel siegte Braunschweig mit 1:0. Ist das ein Vor- oder ein Nachteil, in dieser Phase der Saison auf einen Gegner aus dem Mittelfeld zu treffen?
Ich glaube nicht, dass man beim 1. FC Nürnberg davon sprechen kann, dass es um nichts mehr geht.  Es ist ein Heimspiel für sie, da haben sie in diesem Jahr nicht allzu viele Punkte geholt. Da geht es schon auch darum, vor den eigenen Fans mit guten Ergebnissen aus der Saison heraus zu gehen. Von daher gehe ich da von einem hochmotivierten Gegner aus.

Wie sieht es für dieses Spiel mit der Personalsituation aus? Konnte Torsten Lieberknecht mit vollem Kader trainieren? Oder gab es noch neue Ausfälle, abgesehen von den Langzeitverletzten?
Nein, es gab keine neuen Verletzten. Soweit sind alle Mann an Bord.

Der Klub und das Umfeld in Braunschweig sehnen den Wiederaufstieg in die Bundesliga nach dem Abstieg 2014 entgegen. Jetzt sah es lange Zeit nicht danach aus, aber auf einmal ist die Chance wieder da. Torsten Lieberknecht sagte auch: Er hat das Gefühl, es wird noch was gehen! Birgt die aktuelle Tabellenkonstellation auch gewisse Vorteile, jetzt eher aus dem Windschatten der Konkurrenz kommen zu können?
Wir sind in eine Situation gekommen, die ja mehr oder weniger überraschend für uns ist – nämlich dass wir vielleicht noch einmal oben eingreifen können. Ich glaube, dass die anderen Mannschaften da mehr zu verlieren haben, weil sie sich ja auch letztendlich schon viel länger mit dem Thema beschäftigen und beschäftigen müssen. Es ist für uns eine Position, die ganz angenehm ist.

Einmal auf Sie bezogen und einmal auf den Verein bezogen: Wie groß wäre die Enttäuschung, wenn es nicht mit Platz zwei oder drei klappen würde nach diesem Saisonverlauf mit allen angesprochenen Höhen und Tiefen?
Zunächst einmal wäre man natürlich schon enttäuscht. Man hat ja auch 34 Spieltage versucht, sein Bestes zu geben. Wenn das  am Ende ganz knapp nicht reichen sollte für eine eigentlich wirklich sensationelle Geschichte, dann wäre man sicherlich kurzfristig enttäuscht, das ist gar keine Frage. Das würde aber nichts daran ändern, dass wir insgesamt eine sehr gute Saison gespielt haben mit allen Höhen und Tiefen, die ich vorhin genannt habe und die für uns letztlich auch irgendwie neu waren.

Wie steht es um die Kaderplanung für die nächste Saison? Was sind die jüngsten Personalentscheidungen, die bezüglich Kaderveränderungen getroffen wurden?
Im Moment ist es so, dass eher die Abgänge schon fix sind. Norman Theuerkauf, Benjamin Kessel, Raffael Korte und Marjan Petkovic werden uns verlassen. Das sind die Dinge, die aktuell feststehen. Dann haben wir noch ein paar Leihspieler, bei denen davon auszugehen ist, dass sie zu ihren Vereinen zurückkehren. Wir arbeiten im Hintergrund aktuell an der einen oder anderen Vertragsverlängerung Spielern beziehungsweise auch an der Verpflichtung von Neuzugängen.

Eine persönliche Frage: Sie sind jetzt seit 2008 im Verein. Sieben Jahre im Fußball sind schon eine ziemlich lange Dauer. Wenn Sie es in wenigen Sätzen beschreiben können: Was macht für Sie die Faszination des Vereines aus?
Es sind viele Facetten, die den Verein ausmachen. Ich glaube, dass wir es geschafft haben, einen großen Spagat zu machen. Auf der einen Seite sind wir ein Traditionsverein mit Anspruchsdenken von außen, haben aber eben auch der Anspruch, modern und nach vorne gerichtet zu sein. Sportlich erfolgreich zu sein ist logischerweise immer das Ziel, daneben sind wir auch viel im sozialen Bereich unterwegs.
Dann freut es mich sehr, dass wir es geschafft haben, unser Nachwuchsleistungszentrum so voranzuschieben, dass die ersten Erfolge zu erkennen sind. Dass also eigene Jugendspieler bei den Profis Einsätze bekommen und mit Maximilian Sauer sowie mit Julius Düker haben die ersten bei Jungs Profiverträge unterschrieben. Wir haben nach wie vor einen sehr vertrauensvollen und familiären Umgang der handelnden Personen untereinander. Das erleichtert das persönliche Arbeiten, sodass ich mich insgesamt mit meiner Familie in Braunschweig wohlfühle.
Natürlich haben sich bei uns auch Dinge verändert. Die Anzahl der Mitarbeiter ist größer geworden, weil durch einen Aufstieg in die Bundesliga auch viel mehr auf einen Verein einprasselt. Ich glaube aber, dass wir uns unseren Grundgedanken bewahren konnten, und dafür kämpfen wir auch!

Am 24. Mai um 17:20 Uhr werden die beiden Aufstiegsplätze in die 1. Bundesliga sowie der Relegationsplatz vergeben sein. Lassen sie uns einen Tipp wagen: Wo werden Ihre Löwen landen?
Das ist eine schwierige Frage und letztendlich auch ein Blick in die Glaskugel. Ingolstadt ist so gut wie durch. Ich glaube, dass Kaiserslautern mit einem Sieg am Wochenende einen großen Schritt in die richtige Richtung machen wird. Und dann geht es halt um Platz drei. Ich glaube, dass für uns das Spiel gegen den KSC entscheidend sein wird. Es wäre natürlich schön, wenn wir dann noch den dritten Platz erkämpfen könnten am Ende.

Das Interview führte Mats-Yannick Roth