13.05.2015 22:30 Uhr

Austria vollendet ihren Stadion-Traum

Die Austria baut weiter an ihrer Heimstätte
Die Austria baut weiter an ihrer Heimstätte

Die Wiener Austria hat am Mittwoch im Rahmen ihres Mitgliederfests die Pläne für den abschließenden Ausbauschritt der Generali Arena vorgestellt. Dieser sieht neben einer Neugestaltung der Fantribüne auch einen zweirängigen Neubau der Nord- und Westtribüne sowie eine Infrastrukturoffensive im Trainings- und Akademiebereich vor. Baubeginn für das mit 48 Millionen Euro veranschlagte Projekt ist Sommer 2016, die Fertigstellung ist für 2018 geplant.

"Wir haben uns entschlossen, das Thema Infrastruktur in ein großes Projekt zusammenzufassen. Das ist eine Investition in eine sichere Zukunft der Wiener Austria", erklärte Austrias-Finanzvorstand Markus Kraetschmer nicht wenig stolz als er den anwesenden Mitgliedern den jüngsten Meilenstein in der 104-jährigen Klubgeschichte vorstellte. Unter dem Namen "S.T.A.R.-Projekt" nimmt sich die Austria ihrer bisher ehrgeizigsten infrastrukturellen Unternehmung an.

Ab Meisterschaftsende 2015/2016 rollen die Bagger in Wien-Favoriten, als temporäre Heimstätte wird für zwei Saisonen das Ernst Happel Stadion dienen. Alternativen wie ein Umzug auf die Hohe Warte oder auf den Sportclub-Platz wären wegen der strengen Lizenzauflagen der Bundesliga nicht möglich gewesen.

Die alte Nord und Westtribüne der Generali Arena werden abgerissen und müssen neuen zweirängigen Tribünen weichen. Herzstück des Nord-Bereichs sind der neue VIP-Bereich im Oberrang mit Business-Sitzen, Logen, Sky-Boxen sowie Ehrentribünen, zudem Büro-Räume im Inneren und einer Tiefgarage im Unterbereich. Am Ende wird das Stadion national 17.500, in Europacupbewerben 15.000 Zuschauer fassen.

"Erstens können wir hier an diesem Standort vom Baurecht nicht mehr unterbringen. Zweitens halten wir es für eine angemessene Größe, was die historische Entwicklung unseres Zuschauerschnitts betrifft", erläuterte Kreatschmer auch die Hintergründe der für ihn "angemessenen" Kapazität auf den Rängen. Denn auch wenn als Vier-Sterne-Stadion nach UEFA-Kriterien Spiele bis zum Halbfinale der Champions League erlaubt wären, gäbe es innerhalb Wiens noch immer eine weitere Möglichkeit bei Großereignissen: "Sollte uns die Champions-League-Teilnahme gelingen, dann muss man so realistisch sein und für die drei, vier Spiele ins große Happel-Stadion ausweichen."

Im Herzen eines Stadtentwicklungsprojekts

Weiters wird das Umfeld der violetten Heimstätte zwangsläufig ihr Gesicht verändern. "2017 fährt die U1 bis zum Verteilerkreis. Das ist fakt", so Kraetschmer, der mit seinem Noch-Vorstandskollegen Thomas Parits - der Sportchef weilt noch bis Saisonende im Amt ehe es in die Pension geht - sogar schon eine Testfahrt auf der neuen U-Bahnstrecke absolviert hat. Daher war es für die Austria Zeit zu handeln. "Wir sind ein Fußballklub, aber müssen uns mit unserer Umgebung befassen. Entweder wir ziehen jetzt mit oder bleiben ewig auf diesem Niveau", stellte der Finanzchef der Veilchen klar. 

Die Trainingsplätze hinter der Osttribüne werden dem Viola Park mit 700-800 Wohnungen weichen, jene hinter der Nord werden zusammengelegt. Neue Rasenflächen werden in der bereits bestehenden Austria-Akademie sowie im Rahmen eines "Regionalen Nachwuchszentrums" entstehen.

Violetter Frauenfußball in Planung

Neben den bereits bestehenden Jungmannschaften denken die Austria-Verantwortlichen hier auch an die Installierung von Mädchen- und Frauenteams "Wir sind in Gesprächen mit Admira Landhaus. Uns geht es aber nicht ums Schlucken eines Klubs. Uns ist wichtig, dass sie nicht nur ein violettes Leibchen tragen. Wo Austria Wien drauf steht, muss Austria Wien drinnen stehen. Das bedeutet professionelle Trainingsbedingungen und Top-3-Team in Österreich. Das muss man aufbauen und geht nicht von heute auf morgen", erklärte Austrias Finanzboss gegenüber weltfussball.

Parkmöglichkeiten für die Fans soll es künftig reichlich in einer Park and Ride Anlage am Verteilerkreis geben. Direkt beim Stadion wird zudem die 1. Wiener Ballsportakademie, ein 5-jähriges Oberstufenrealgymnasium in Kooperation mit den Vienna Timberwolves (Basketball), Vienna Vikings (American Football) und Post SV (Volleyball), untergebracht werden.

48 Millionen für das violette Großprojekt

Das Investitionsvolumen des Mammutprojekts rechnete Markus Kraetschmer mit 48 Millionen Euro hoch. "Wir müssen fairerweise sagen, dass wir in den vergangenen Jahren bereits 28 Millionen investiert haben. Da hat es Zuschüsse gegeben. Genausoviel haben Austria und Rapid bekommen", sagte der Finanzvorstand. Welchen Kostenanteil diesmal die Austria selbst und welchen die öffentliche Hand tragen wird, ist noch nicht vollends geklärt. "Wir sind noch in Verhandlungen mit der Stadt und den Magistratsabteilungen. Aber wir konnten nun öffentlich gehen, weil es vernünftige Gespräche gibt", so Kraetschmer. 

"Nach vorsichtigen Schätzungen erwarten wir zweiundhalb bis drei Millionen pro Saison Mehreinnahmen", gab der 43-Jährige auch eine Prognose über den höheren Cashflow nicht zuletzt wegen der vergrößerten VIP-Räumlichkeiten ab. Dennoch werden die Baukosten die Austria langfristig begleiten, wie Kraetschmer gegenüber weltfussball eingestand. "Die Basis muss sein, dass wir eine konkurrenzfähige Mannschaft haben und uns nicht die Luft abgeschnürt wird, weil wir Kreditrate um Kreditrate zurückzahlen", stellte er klar. "In den ersten zehn Jahren müssen wir viel an der Tilgung der Schulden arbeiten. Das ist aber sehr vorsichtig kalkuliert. Wenn es schneller geht, dann wär das super", verwies Markus Kraetschmer auch auf die beschleunigende Wirkung von internationalen Erfolgen der Mannschaft.

Mehr dazu:
>> Rekordumsatz und Ausbau erfreuen Austria
>> Heimfansektor-Sperre der Austria bestätigt

Sebastian Kelterer