27.05.2015 08:17 Uhr

Rampenlicht: Schraub noch einmal, Luca!

Luca Toni von Hellas Verona lässt sich für seinen Treffer gegen Parma beglückwünschen
Luca Toni von Hellas Verona lässt sich für seinen Treffer gegen Parma beglückwünschen

Viele bekannte Gesichter spielen weitgehend unbeachtet von der deutschen Presse im Ausland. Heute blickt weltfussball in der Serie "Raus aus dem Rampenlicht" auf drei ehemalige Bayern-Spieler, die sich in Europa verstreut haben.

Dann macht es bumm, ja und dann kracht’s! Und alles schreit: der Toni macht‘s! Genau der Luca Toni, der von 2007 bis 2009 für Bayern München spielte und schon zu dieser Zeit in Anlehnung an die Abschlussfähigkeiten eines Gerd Müller "Il Bomber" genannt wurde. Der Spätstarter ist mittlerweile bei Hellas Verona in der Serie A unter Vertrag und tut das, was er am besten kann: Tore schießen.

Am vergangenen Wochenende ging es für die Norditaliener zum vorletzten Spiel nach Parma zum Schlusslicht der Liga, das früh mit 2:0 in Führung ging. Wer Verona schon abschrieb, hatte die Rechnung jedoch ohne "Il Bomber" gemacht. 42. Minute: Flanke von links in den Strafraum, Kopfball von Luca Toni – 2:1. Bis zur 80. Minute bringt die Nummer 9 die Pille nicht mehr in Parmas Kasten unter. Doch dann gibt es Elfmeter für die Gäste. Die Chance lässt sich der Ex-Nationalspieler natürlich nicht nehmen und verwandelt den Strafstoß mit all seiner Erfahrung zum 2:2.

Wie ein guter Wein

Ein dritter Treffer gelingt seinem Team nicht mehr, es bleibt beim Unentschieden. Für den 13. der Serie A geht es aber ohnehin um nichts mehr. Nur der Stürmer hat noch die Chance auf seinen ganz persönlichen Titel. Denn Toni führt dank seinem Doppelpack die Torjägerliste mit einer Bude vor Mauro Icardi und Carlos Tévez an. Im letzten Saisonspiel kann sich der ehemalige Münchner dann im direkten Duell mit Juventus und Tévez die Knipser-Krone sichern.

Torschützenkönig – das war der am Dienstag 38 Jahre alt gewordene Italiener zuletzt 2008 in der Bundesliga, zuvor 2006 bereits im Dress der Fiorentina. Nach seiner Station bei Bayern wanderte der Mann mit dem markanten Ohrschrauber-Jubel über die AS Roma, Genoa, Juventus und Al Nasr zurück zur Fiorentina. Nirgends konnte er an seine alten Erfolge anknüpfen. Bis er 2013 nach Verona ging. Seitdem trifft Toni wieder wie er will - 43 Buden in zwei Spielzeiten zeigen deutlich: Luca Toni ist wie ein guter Wein, denn mit dem Alter wird er immer besser. Vielleicht ein Grund mehr für ihn, sein geplantes Karriereende in diesem Jahr doch noch zu verschieben.

Flucht oder Chance?

Lukas Raeder hat seine Karriere dagegen noch vor sich. Der 21-jährige Keeper wechselte im vergangenen Juli vom FC Bayern nach Portugal zu Vitória Setúbal. Mit der zweiten Mannschaft des Rekordmeisters verpasste Raeder im Juni 2014 gegen Fortuna Köln den Aufstieg in die 3. Liga. Ausgerechnet ihm unterlief in der 90. Minute ein Patzer und der FCB fing sich das bittere 2:1. "Dass mal ein Fehler passiert, ist menschlich. Klar wäre es perfekt gewesen, den Verein mit dem Aufstieg zu verlassen. Aber ich kann den Ball nicht mehr zurückholen", meinte der sichtlich aufgewühlte Keeper direkt nach der Partie.

In Portugal kommt der auf Schalke und in Essen ausgebildete Youngster öfter zum Zug als bei den Münchnern. 17-mal hütete er in der vergangenen Saison das Gehäuse des Stammvereins von José Mourinho. In der letzten Begegnung der Spielzeit musste er gegen Sporting Braga allerdings ganze fünfmal hinter sich greifen. Die Saison beendet Setúbal auf Platz 15 und bleibt damit erstklassig, auch im nächsten Jahr hat Raeder also wieder die Chance sich als Stammkeeper in der Primeira Liga zu bewähren.

Karriereende?

Ein dritter ehemaliger Bajuware komplettiert das Trio. Wie es um Anatoliy Tymoshchuks Zukunft bestellt ist, bleibt aber ungewiss. Der Ukrainer spielt seit 2013 für Zenit St. Petersburg. Nach dem Champions-League-Sieg mit den Bayern ging es direkt nach Russland, wo "Timo" jedoch ebenfalls nicht so oft zum Zuge kam, wie er sich erhofft hatte. Bisher 33 Einsätze in der Premier Liga scheinen zwar viel, davon stand der Mittelfeldspieler aber nur zwölfmal von Beginn an auf dem Rasen.

"Die Situation entwickelt sich derzeit so, dass die Verträge auslaufen", kommentierte Coach André Villas-Boas auch mit Hinsicht auf den Kontrakt von Andre Arshavin. Für beide Akteure wird die Begegnung gegen Lokomotiv Moskva am Samstag wahrscheinlich die letzte bei Zenit. Wo es für Tymoshchuk hingeht oder ob der 36-Jährige seine Karriere nun beendet, ist unklar. Sicher ist jedoch, dass er zum Abschluss die russische Meisterschaft gewonnen hat und seine titelreiche Karriere einen würdigen Abschluss gefunden hätte.

Florian Pütz