30.05.2015 09:08 Uhr

U19: Favoritenschreck gegen Heimmacht

Toptalent des FCE: Jonas Zickert
Toptalent des FCE: Jonas Zickert

Viermal Außenseiter, viermal die Oberhand behalten - und das in teilweise eindrucksvoller Manier: Die A-Junioren des FC Energie Cottbus haben auf dem Weg ins U19-DFB-Pokalfinale kurzerhand vier Bundesligisten aus dem Weg geräumt und bewiesen, dass Nachwuchsförderung in der Lausitz nicht länger die zweite Geige spielt.

Die Keeper Avdo Spahic, Max Oberschmidt und Fritz Pflug sowie Paul Röwer, Philipp Knechtel, Marcel Kapplinghaus, Tobias Gerstmann, Lukas Bache, Paul Maurer, Christopher Lemke, Tim Häußler, Paterson Chato oder natürlich Toptalent Jonas Zickert – die Liste der Kicker, die es in dieser Saison aus dem Energie-Nachwuchs auf den Spielbericht der Profis geschafft haben, ist beachtlich und untermauert den Kurswechsel bei Energie.

Jahrzehnte lang setzte man kaum auf Eigengewächse, stattdessen auf ein buntgemischtes Team, das aus vielen Ecken Europas zusammenkauft wurde. Die deftige Quittung bekam der Verein im Sommer 2014. Nach einer chaotischen Saison stieg man sang- und klanglos in die 3. Liga ab. Ein "neuer Weg" musste zwangsläufig eingeschlagen werden.

Neues Personal, neue Wege

Neben dem Gang in die niedrigste deutsche Profiliga spielte für die Neuausrichtung auch eine Personalentscheidung eine wesentliche Rolle. Mit Wolfgang Neubert übernahm der Leiter der FCE-Sportschule im letzten Jahr das Präsidentenamt in der Lausitz und sperrte die bis zu diesem Zeitpunkt höchstens spaltbreit geöffnete Tür für den Nachwuchs sperrangelweit auf. Und der erste große Erfolg ließ nicht lange auf sich warten: Mit U20-Nationalspieler Tim Kleindienst hat das erste Eigengewächs unlängst den Sprung geschafft. Der Angreifer, der in dieser Saison 13 Treffer erzielte, läuft im nächsten Jahr für Erstliga-Absteiger Freiburg auf und spülte eine gute Summe in die klammen Kassen der Cottbuser.

Auch für den jetzigen Nachwuchs läuft es bestens. Drei Spieltage vor dem Ende hat das A-Junioren-Team von Coach Sebastian Abt den Aufstieg in die Bundesliga bereits im Sack. Und auch der Landespokal, der zur Teilnahme am U19-Pokal im nächsten Jahr berechtigt, thront bereits in der vereinseigenen Trophäenvitrine. Ein Sieg im DFB-Pokalfinale wäre natürlich noch das Sahnehäubchen einer Supersaison. Zuletzt standen die U19-Akteure des FC Energie übrigens 1996 im Finale. Damals setzte es eine herbe 1:6-Klatsche gegen den VfR Heilbronn. Ein Ergebnis, das der aktuelle Jahrgang sicherlich toppen möchte.

Zuhause eine Macht

Dafür muss mit der Berliner Hertha allerdings erneut ein Bundesligist bezwungen werden. Die Hauptstädter, die 2004 mit Patrick Ebert und Kevin-Prince Boateng in der Startelf den Wettbewerb gewannen, haben allerdings einen eindeutigen Standortvorteil. Wenn am Samstagmorgen um 11 Uhr der Anstoß erfolgt, können sich Herthas Junioren der Unterstützung der Fans sicher sein, denn seit 2010 steigt das Endspiel in der Heimstätte der Berliner. Und vor eigener Kulisse sind die Blau-Weißen eine Macht: Das beste Heimteam der A-Junioren-Bundesliga Nord-Nordost ist seit sechs Spielen im eigenen Stadion ungeschlagen, fuhr dabei ein Torverhältnis von 21:4 ein und besiegte den DM-Halbfinalisten aus Leipzig.

Herthas Toptorschütze Farid Abderrahmane fasste die Situation wie folgt zusammen: "Wir sind vielleicht schon ein wenig favorisiert. Cottbus steht aber nicht umsonst im Finale, denn sie haben vier Bundesligisten ausgeschaltet. Es wird sicherlich ein Duell auf Augenhöhe, doch wir spielen zu Hause und müssen das Ding eigentlich holen."

Ob das gelingt oder der vermeintliche Außenseiter aus der Lausitz dem nächsten Bundesligisten in die Suppe spuckt, erfahrt ihr auch im weltfussball-Liveticker.

Marc Affeldt