30.05.2015 11:02 Uhr

Später Elfmeter kostet ÖFB-Sieg bei U20-WM

Bernd Gschweidl traf zur Führung für Österreich
Bernd Gschweidl traf zur Führung für Österreich

Nur ein Elfmeter in der 90. Minute hat einen österreichischen Auftakterfolg gegen Ghana bei der U20-WM 2015 in Neuseeland verhindert. Doch der ÖFB-Nachwuchs bot am Samstag beim 1:1-Remis vor 9.204 Zuschauern im Westpac Stadium von Wellington eine ganz starke Leistung. Ein Treffer von Bernd Gschweidl in der 54. Minute schien zum Traumstart zu reichen, ehe ein Elfer von Yaw Yeboah den Afrikanern in letzter Minute noch den Ausgleich brachte.

Es war ein imponierender Auftritt der rot-weiß-roten Talente. Sie sahen schon wie die sicheren Sieger aus und wähnten sich mit der Führung im Rücken und weiteren Chancen auf das 2:0 schon als Tabellenführer der Gruppe B. Das Tor von Grödig-Stürmer Gschweidl kurz nach dem Wechsel war der verdiente Lohn für eine sehr engagierte Vorstellung. Dann kam die verhängnisvolle 90. Minute: Nach einer Attacke von Konrad Laimer an Yeboah gab es Elfmeter und der Gefoulte verwertete entgegen aller Fußballgesetze zum für Ghana glücklichen Endstand von 1:1.

Dennoch: Mit solchen Leistungen hat Österreich alle Chancen die Gruppenphase zu überstehen und ins Achtelfinale einzuziehen. Auch die schwierigen äußeren Bedingungen mit Regen und Wind konnten die ÖFB-Hoffnungsträger nicht beeindrucken. Der heimische Fußball gab auf der Bühne der U20-WM ein kräftiges Lebenszeichen.  

Österreichs Pressing entnervt Ex-U20-Weltmeister Ghana

Ghana hatte sich 2009 als erstes Team aus Afrika zum U20-Weltmeister gekrönt. Gegen Brasilien holten sich die "Black Satellites" damals im Elfmeterschießen den Titel und zeigten auch bei der letzten Auflage des FIFA U-20 World Cup 2013 mit Platz drei ganz groß auf. Das Semifinale ist für Coach Sellas Tetteh auch dieses Mal das Minimalziel, wie er am Freitag bei der Abschlusspressekonferenz versicherte.

Ein echter Gradmesser also für die ÖFB-Youngsters. U20-Teamchef Andreas Heraf hatte gegenüber weltfussball am Tag vor dem Spiel noch gemeint: "Wir sind hundertprozentig auf Ghana vorbereitet, aber vielleicht haben sie sich mit uns nicht so sehr beschäftigt und unterschätzen uns ein wenig." Zudem setzte der Coach auf das erfolgreiche Rezept der A-Nationalmannschaft: "Wir attackieren viel nach vorne und stehen hoch."

Österreichs Pressing stellte Ghana in den ersten 45 Minuten vor große Probleme. Die technisch starken Afrikaner wurden stets schon schnell bei der Ballannahme gestört und fanden dadurch nie ihren Rhythmus. So erarbeitete sich der ÖFB-Nachwuchs ein klares Chancenplus: Markus Blutsch (1. Minute), Martin Rasner (16.), Bernd Gschweidl (29. und 34.), Kapitän Lukas Gugganig (30./seinen Weitschusshammer konnte Liefering-Vereinskollege Lawrence Ati-Zigi im Ghana-Tor gerade noch über den Kasten lenken), Valentin Grubeck (32.) sowie Florian Grillitsch (34. und 41.) hatten Möglichkeiten zur Führung.

Ghana hingegen war vorerst weit weniger gefährlich. Keeper Tino Casali musste vor der Pause nur zwei Mal (11. und 20.) eingreifen. Seine Vorderleute verrichteten ihre Arbeit richtig gut und ließen so auch die afrikanischen Trommeln auf den Tribünen verstillen.

Auch ohne elf Fehlende ein starkes Team

Mit Valentino Lazaro (im Aufgebot des Nationalteams), Sinan Bytyqi, Dominik Baumgartner, Simon Pirkl (jeweils Kreuzbandriss), Armin Mujakic (Knieverletzung), Marko Kvasina, Sascha Horvath (beide U19-EM), Michael Blauensteiner, Dominik Prokop (beide bei den Austria-Amateuren), Thomas Gösweiner (verletzte sich kurz vor dem Turnierstart am Oberschenkel) und Bayern-Nachwuchskeeper Ivan Lučić (wegen disziplinären Gründen) fehlten gleich elf Spieler, doch der heimische Fußball zeigte dennoch erneut sein stolzes Talente-Reservoir.

Die Führung durch Torjäger Gschweidl in der 54. Minute war mehr als nur verdient. Auch in der Folge waren die Österreicher einem weiteren Treffer meist näher, als Ghana dem Ausgleich. Doch dann kam der Elfmeter in letzter Minute.

Herausragend im U20-Team der Mannschaftsgeist. Hier war eine Einheit am Werk. Der Matchplan wurde ideal umgesetzt und so ein sehr starker Gegner zur Verzweiflung gebracht. Lediglich das späte 1:1 und die Verletzung von Philipp Lienhart im Finish, der durch einen Ellbogencheck ausgeknockt wurde, trübten den perfekten Tag.

Argentinien lässt bei 2:2 gegen Panama Punkte liegen

Im Auftaktspiel der Gruppe B kam Argentinien gegen Panama bereits zuvor ebenfalls in Wellington nur zu einem 2:2-Remis. Dabei waren die Argentinier durch ihren Kapitän Ángel Correa gleich zwei Mal in Führung gegangen (14. und 79. Minute), doch Panama gelang durch Jhamal Rodríguez (19.) und Fidel Escobar (84.) jeweils der Ausgleich.

Für Argentinien war der überraschende Punkteverluste zum Turnierauftakt eine herbe Enttäuschung, Sensationsteam Panama ist nun am Dienstag (um 6:00 Uhr MESZ im weltfussball-Liveticker) der nächste ÖFB-Gegner. Vorerst ist die Ausgangsposition und das Rennen um den Aufstieg in das Achtelfinale völlig offen.

Mehr dazu:
>> Die weiteste Reise der ÖFB-Geschichte
>> Ergebnisse und Tabelle der ÖFB-Gruppe bei der U20-WM

Christian Tragschitz, weltfussball.at aus Wellington/Neuseeland