30.07.2015 13:55 Uhr

Alles offen nach umkämpfter Hitzeschlacht

In der mexikanischen Hitze haben Tigres und River Plate leidenschaftlich gekämpft
In der mexikanischen Hitze haben Tigres und River Plate leidenschaftlich gekämpft

Bei Temperaturen über 30 Grad entwickelte sich in Monterrey zwischen Tigres und River kein hochklassiges, aber ein sehr umkämpftes Spiel. Die Argentinier gehen als Favorit ins Rückspiel in einer Woche. Die Südamerika-Kolumne.

Monterrey im Nordosten Mexikos ist die Hauptstadt der "Sonidera", einer Stilrichtung der in ganz Lateinamerika beliebten Cumbia-Musik. Beim Hinspiel des Copa-Libertadores-Finals wurde aber weniger getanzt, sondern eher gekämpft. Wie so häufig in den vergangenen Monaten versuchte die Mannschaft von Trainer Marcelo Gallardo in wichtigen Spielen, zweikampfstark bis brutal das Spiel des Gegners zu unterbinden.

"Ich habe Spieler gesehen, die in jedem Zweikampf ihr Leben gegeben haben", sagte der 39 jährige Gallardo nach dem Spiel. "Wenn Körper und Kopf nicht mehr konnten, haben sie sich zusammengeschlossen. Nach dem Spiel waren in der Kabine alle total fertig. Aber ich freue mich darüber, meine Jungs so zu sehen", so River Plates Trainer, der selbst vom Schiedsrichter des Feldes verwiesen wurde und somit im Rückspiel von der Tribüne coachen muss.

"Nur" Mercado gesperrt fürs Rückspiel

Die Verluste auf Seiten der Argentinier hätten angesichts des harten Einsteigens auch höher ausfallen können. Lediglich Gabriel Mercado kassierte nach einem Foul gegen den Franzosen Gignac seine dritte gelbe Karte im Wettbewerb und fehlt somit im Rückspiel.

Immerhin 25 Fouls standen nach der Begegnung aufseiten der Argentinier, die allerdings bei Ponzio sowie bei den Uruguayern Mora und Viudez leichte Verletzungen verzeichnen mussten. Taberé Viudez ist übrigens erst seit einigen Wochen bei River unter Vertrag, scheint aber nach starken Leistungen bereits jetzt den Status "unverzichtbar" erreicht zu haben.

Es war aber nicht nur das körperbetonte Spiel gegen die Mexikaner, das den Argentiniern zu schaffen machte. Es waren auch die Temperaturen von über 30 Grad im Stadion "el Volcán" (der Vulkan) in Monterrey. "Bei weniger Hitze hätten wir mehr zeigen können", meint Kapitän Leo Ponzio in der bekannten argentinisch-selbstbewussten Weise. Die Möglichkeit dazu bekommt River beim Rückspiel in der nächsten Woche, wenn es im Winter von Buenos Aires sicherlich um etwa 20 Grad kühler sein wird.

Für Tigres-Trainer spielt Austragungsort keine Rolle

Tigres-Trainer Ricardo Ferretti zitierte nach dem Spiel bezüglich der Chancen seiner Mannschaft auswärts den Titelgewinn einzufahren ausgerechnet River Plates ehemaligen Kapitän, Trainer und Präsidenten Daniel Passarella: "Die Stadien spielen nicht". Rivers Favoritenrolle ist aber nicht mehr von der Hand zu weisen, auch wenn das Team im Vergleich zu Tigres sportlich eine schwächere Libertadores gespielt hat.

Aber dank des CONMEBOL-Reglements wurde das Heimrecht für das Finale getauscht und ebenso zählt nicht die Auswärtstorregel, so dass River mit diesem 0:0 für das Rückspiel alle Karten in der Hand hat. Über 60.000 titelhungrige Fans werden ihr Team auf der Tribüne der Hexenschüssel "Monumental" anfeuern. Nach der Entscheidung, keine Gästefans zuzulassen, konnten die "Millonarios" am Mittwochmorgen noch ein Restkontigent auf den Markt bringen – das über eine Internetplattform innerhalb von Sekunden verkauft war.

In Mexiko dominiert die Medienlandschaft übrigens nicht das Finale der Copa Libertadores. Eher macht man sich Gedanken um die Nachfolge des scheidenden Nationaltrainers Miguel Herrera. Die gemäßigte Stimmung hat sogar den Lokalrivalen Rayados de Monterrey dazu bewegt, vor diesem Finale Tigres öffentlich die Daumen zu drücken. Undenkbar in Argentinien, wo derzeit bei Boca Juniors Carlitos Tévez & Co so cool und desinteressiert wie nur möglich auf die Finalteilnahme des ewigen Rivalen reagieren.

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Für weltfussball berichtet aus Südamerika: Viktor Coco