05.08.2015 15:18 Uhr

River Plate: In einem Spiel zur Legende

Das Hinspiel zwischen UANL Tigres und River Plate endete 0:0
Das Hinspiel zwischen UANL Tigres und River Plate endete 0:0

River Plate greift heute Nacht (ab 3 Uhr im Liveticker) zum dritten Mal nach dem wichtigsten Titel Südamerikas. Im Gegensatz zu den Erfolgen '86 und '96 sucht man große Namen in der Startaufstellung allerdings vergebens.

Bei River Plates erstem Copa-Libertadores-Triumph 1986 hatten Nery Pumpido und Oscar Ruggeri wenige Wochen zuvor an der Seite von Diego Maradona für Argentinien den WM-Titel eingefahren. Auch zehn Jahre später, als River erneut gegen América de Cali zum zweiten Mal den Thron Südamerikas erreichte, war die Mannschaft gespickt mit Legenden des Vereins.

Almeyda, Ortega, Crespo, Francescoli, Sorín, Gallardo – was sich wie die Liste der Ehrenspielführer der "Millonarios" lesen könnte, ist ein Teil der Aufstellung der Copa-Siegermannschaft von 1996. Francescoli, heute Manager des Vereins, war damals der Kapitän der Mannschaft. "El pelado" Almeyda schaffte vor drei Jahren als Trainer den Wiederaufstieg nach einer Saison bitterer Zweitklassigkeit. Und Marcelo Gallardo, damals noch Ergänzungsspieler, ist heute Trainer jener Mannschaft, die nach dem Gewinn der Copa Sudamericana im vergangenen Jahr endgültig in die Vereinsgeschichte eingehen will.

Hernán Crespo bei beiden Copa-Erfolgen dabei

Der zweifache Finaltorschütze von '96, Hernán Crespo, war bereits beim Titelgewinn zehn Jahre zuvor im Stadion gewesen. "Ich hab den Titelgewinn '86 wie ein echter Fan verschlungen. Ich war bei allen Heimspielen und durfte als Jugendspieler im Finale sogar in die Katakomben", erinnert er sich. Ob er auch bei Rivers möglichem dritten Libertadores-Sieg, diesmal auf der Tribüne, dabei sein wird?

Er würde eine Mannschaft sehen, die vom Glanz der Namen nicht annähernd an die Sieger von '86 und '96 heranreicht. Zu Legenden würde die Mannschaft um Kapitän Leo Ponzio erst mit einem Erfolg im Rückspiel gegen Tigres werden. Zudem hat sich das Gesicht des Teams im  laufenden Wettbewerb stark verändert. Dazu kommen vor dem Endspiel Abgänge (Gutiérrez), Sperren (Mercado) und Verletzungen (Mora, Mammána), so dass Trainer Gallardo im Finale mehrfach umstellen muss.

Gallardo setzt auf Cavenaghis Torriecher

Im "Estadio Monumental" von Beginn an dabei sein wird Fernando Cavenaghi, ein Vereinsidol des aktuellen Jahrzehnts, der allerdings in der laufenden Copa bisher nur sporadisch eingesetzt wurde. In der argentinischen Liga führt der 31 jährige Stürmer mit 11 Toren die Torschützenliste an, entspricht aber von seiner Physis und Spielveranlagung nicht unbedingt Gallardos internationalem Rezept des laufintensiven Pressings. "Er bringt Erfahrung mit und diesen Torriecher, mit dem er im Strafraum immer für einen Treffer gut ist", begründet der Trainer seine Entscheidung.

In der Startelf stehen auch Nico Bertolo der bisher nur eine Halbzeit im gesamten Wettbewerb spielte, sowie Camilo Mayada, der nur am ersten Spieltag von Rivers grauenvoller Vorrunde auf dem Feld stand. Die Argentinier bauen dafür im Mittelfeld auf eine eingespielte kämpferische Linie mit Sanchez, Kranevitter und Ponzio. Hier werden sie versuchen das Spiel zu entscheiden. Trotz der Ausfälle und Umstellungen ist Gallardos Vorteil aber die durchaus stark besetzte Ersatzbank.

Trotz der Ausfälle gute Optionen auf der Bank

Mit den jungen Driussi und "Pity" Martínez, den viele der 60.000 Zuschauer wohl gerne von Beginn an sehen würden, kann der Trainer frischen Wind bringen. Vielleicht ist auch der angeschlagene Neuzugang Viudez eine Option wie auch Rückkehrer Saviola. Allen ist zuzutrauen, einen möglichen Rückstand zu drehen. Bei einer Führung wäre sicherlich der andere Heimkehrer "Lucho" González ein Kandidat, um das Mittelfeld zu stärken und zu beruhigen.

Eine kleine Parallele gibt es allerdings doch zum Finalrückspiel von 1996: Damals, so munkelt man, hatten einige Führungsspieler um Kapitän Enzo Francescoli ihren Trainer Rámon Díaz gebeten, kurz vor dem Anpfiff die Kabine zu verlassen. Die Mannschaft war unzufrieden mit der Kontertaktik ihres "técnico" und entschied, von Beginn an nach vorne zu spielen. Heute ist Marcelo Gallardo als Coach der "Millonarios" hochangesehen und unumstritten. Aber auch er wird keine Kabinenansprache halten können, denn er sitzt nach einem Platzverweis im Hinspiel gesperrt auf der Tribüne.

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Viktor Coco