17.08.2015 13:30 Uhr

Das Märchen des AFC Bournemouth

Im Mai feierte Bournemouth den größten Erfolg der Klubgeschichte: den Aufstieg in die Premier League
Im Mai feierte Bournemouth den größten Erfolg der Klubgeschichte: den Aufstieg in die Premier League

Von der vierten Liga in die Premier League in fünf Jahren! Der AFC Bournemouth hatte in der englischen Eliteliga schon vor dem diesjährigen Saisonstart Kultstatus erreicht und fiebert seinem ersten Auswärtsspiel bei einem der ganz Großen entgegen.

Am Montagabend geht es an die Anfield Road zum Liverpool FC (ab 21 Uhr live im weltfussball-Liveticker). Es wird ein Duell der ganz großen Gegensätze. So, wie es den Cherries in fast jedem Meisterschaftsspiel bevorsteht. Der 18-fache Meister aus Liverpool empfängt das Team, dessen größter Erfolg der 116-jährigen Vereinsgeschichte eben der Aufstieg im zurückliegenden Mai war.

Die jüngste Geschichte des AFC Bournemouth liest sich wie aus dem Sammelwerk der schönsten Fußballmärchen. Vor der Saison 2008/2009 stand der Klub buchstäblich vor dem Nichts. Nach Regelverstößen im laufenden Insolvenzverfahren wurde dem Verein vor Ligastart ein 17-Punkte-Malus aufgebrummt. "Wir waren total am Ende. Wir lagen auf dem Sterbebett", blickt Präsident Jeff Mostyn auf diese dunklen Stunden zurück.

Die meisten Leistungsträger hatten den Cherries bis dahin längst den Rücken zugekehrt, mit einer zusammengewürfelten Notelf gingen sie in die Saison. Dank eines furiosen Frühlings wurden die notwendigen Siege eingefahren, um am Ende trotz des riesigen Punkteabzuges den Klassenerhalt mit neun Zählern Vorsprung in der League Two zu feiern.

2010, 2013, 2015 - drei Aufstiege in fünf Jahren

Von nun an zeigte die sportliche Kurve steil nach oben. In der nächsten Saison wurde der erste von insgesamt drei Aufstiegen in fünf Jahren gefeiert.

Den notwendigen finanziellen Support gab es von ortsansässigen Sponsoren und privaten Gönnern. Ohne diese hätte sich der AFC Bournemouth längst vom Spielbetrieb abmelden müssen. Auch Präsident Jeff Mostyn steckte rund eine Millionen Euro aus seinem Privatvermögen zur Rettung in den Klub.

Der Fußballmessias heißt Eddie Howe

Es ist besonders die Spielweise unter einem der jüngsten englischen Profitrainer aller Zeiten, die Bournemouth in wenigen Jahren so populär im ganzen Land gemacht hat. Eddie Howe wurde 2009 als 31-Jähriger auf dem Trainerposten installiert, mit ihm wurden seitdem alle drei Aufstiege gefeiert. Howe lässt mutigen Offensivfußball spielen, seine Mannschaft verteidigt auch auswärts auf sehr hohen Linien und steht für ein direktes Geradeausspiel. In den weiteren Aufstiegsjahren 2013 und 2015 stellte der AFC jeweils die beste Sturmreihe der Liga und traf so oft wie kein anderes Team.

Der sportliche Erfolg weckt natürlich immer auch die Begehrlichkeiten und den Investitionsgeist von zahlungsfreudigen Finanziers. Der Russe Maxim Demin stieg bereits 2011 mit einer siebenstelligen Summe in den Verein ein. Nichtsdestotrotz ist der AFC Bournemouth der kleinste Klub, der je den Aufstieg in die Premier League realisiert hat. Präsident Mostyn meinte dazu: "Wir sind das kleinste Team, das es jemals geschafft hat. Und ich glaube nicht, dass es nach uns ein noch kleinerer Klub in die Premier League bringen wird. Es ist ein Wunder, was diese Mannschaft geleistet hat."

Cherries träumen von erstem Punktgewinn

Am Montagabend also das erste Stelldichein bei einem der größten Vereine des Landes – ein Duell der Gegensätze. Der Kader der Reds ist fast zehnmal so viel wert wie der des Aufsteigers. Liverpool ist Gründungsmitglied der Premier League und bringt es auf über 860 Spiele, Bournemouth mit dem 0:1 gegen Aston Villa zum Auftakt letzte Woche auf ein einziges.

Das Duell gegen den fünfmaligen Champions-League-Sieger wird in Vereinskreisen als "größtes Spiel der Geschichte für Bournemouth" ausgegeben. Das Schöne für die Cherries ist schon jetzt: Egal, wie das Debüt bei einem der heiligsten Rasen der Fußballwelt ausfällt - es wird in dieser Saison noch viele weitere größte Spiele der Klubgeschichte geben.

Mehr dazu:
>> Der Kader des AFC Bournemouth

Mats-Yannick Roth